In den letzten Jahren beobachten Finanzexperten eine alarmierende Zunahme von betrügerischen Aktivitäten im Bereich chinesischer Aktien, die auf US-Börsen wie Nasdaq gehandelt werden. Tausende amerikanischer Anleger sind betroffen, viele von ihnen berichten von erheblichen Verlusten oft in fünf- oder gar sechsstelliger Höhe. Diese Entwicklungen werfen ein Schlaglicht auf die Risiken von Investitionen in kleine, wenig bekannte chinesische Firmen und zeigen die Schwierigkeiten, denen Regulierungsbehörden gegenüberstehen, wenn es darum geht, internationalen Betrug aufzudecken und zu bekämpfen. Ein exemplarischer Fall ist jener von Braden Lindstrom, einem Hochschuldozenten aus Utah, der durch die Empfehlung eines vermeintlichen Finanzberaters in Aktien eines kleinen chinesischen Logistikunternehmens investierte. Anfangs stiegen die Aktienkurse, was bei ihm und vielen anderen Anlegern den Eindruck erweckte, eine lukrative Gelegenheit zu nutzen.
Kurz darauf kam es zu einem dramatischen Kursabsturz von bis zu 96 Prozent, mit dem Ergebnis, dass Lindstrom 80.000 US-Dollar verlor. Diese Methode, auch bekannt als „Pump and Dump“, bei der eine Gruppe von Insider-Investoren den Kurs durch gezielte Käufe und propagandistische Nachrichten nach oben treibt, um anschließend ihre Anteile mit hohem Gewinn zu verkaufen, ist leider keine Seltenheit bei kleineren chinesischen Unternehmen. Viele dieser Firmen sind auf den ersten Blick echte Unternehmen, die durch spezielle Börsengänge, sogenanntes Initial Public Offering (IPO), auf amerikanischen Märkten gelistet wurden. Doch Experten weisen darauf hin, dass sogenannte „Micro-IPOs“, bei denen weniger als 15 Millionen US-Dollar eingesammelt werden, oft anfällig für Manipulation und Betrug sind.
Seit 2020 gab es fast 60 solcher chinesischer Unternehmen, über ein Drittel davon erlebte einen plötzlichen Kurseinbruch von mehr als 50 Prozent an nur einem einzigen Handelstag. Diese Schwankungen rühren oft nicht von den tatsächlichen Geschäftsergebnissen her, sondern sind das Ergebnis künstlicher Handelsaktivitäten. Die Tricks der Betrüger bestehen häufig darin, soziale Medien und direkte Kommunikationskanäle wie WhatsApp zu nutzen, um unerfahrene oder übermütige Investoren gezielt anzusprechen. Diese erhalten vermeintlich exklusive Tipps und Analysen, die den Eindruck erwecken, die Aktien seien wertvoll und würden bald enorme Wertzuwächse verzeichnen. Die Realität sieht leider anders aus: Die Kurssteigerungen werden durch manipulierte Handelsaktivitäten erzielt, meist mittels einer verschworenen Gruppe von Händlern, die die Aktien billig erworben haben – teilweise sogar direkt vom Unternehmen oder dessen Grundeignern – und nun versuchen, sie loszuwerden, indem sie sie an die „gutgläubigen“ Privatanleger verkaufen.
Diese Entwicklung bringt neue Herausforderungen für amerikanische Regulierungsbehörden mit sich. Die Securities and Exchange Commission (SEC) und das Justizministerium sind zwar aktiv in der Verfolgung solcher Betrugsfälle, stoßen jedoch oft auf erhebliche Hindernisse, wenn es um die grenzüberschreitende Kommunikation und Aufklärung geht. Die mangelnde Zusammenarbeit oder der erschwerte Zugang zu firmeninternen Dokumenten in China erschwert eine umfassende Ermittlung erheblich. Als Reaktion darauf hat das US-Justizministerium spezielle Einheiten eingerichtet, die sich auf die Identifikation und Verfolgung dieser „bad actors“ spezialisiert haben, um die Verbreitung derartigen Betrugs zu unterbinden und, wo möglich, Verluste für die Opfer rückgängig zu machen. Doch wie können sich Anleger effektiv schützen? Zunächst sollten Investitionen in hochspekulative Werte, speziell bei kleinen ausländischen Unternehmen ohne transparenten Geschäftsverlauf, mit äußerster Vorsicht erfolgen.
Eine umfassende Recherche, die über offizielle Pressemitteilungen hinausgeht und unabhängige Bewertungen einbezieht, ist unerlässlich. Zudem sollte skeptisch hinterfragt werden, wenn Investments ausschließlich über soziale Medien oder Nachrichtendienste beworben werden. Seriöse Finanzberater sind meist persönlich zu kontaktieren und nicht über anonyme Chatdienste zu erreichen. Zu beachten ist auch, dass in der heutigen Zeit der schnellen Informationstransfers viele Falschinformationen oder gezielte Desinformationskampagnen breite Streuung finden können, bevor eine Korrektur erfolgt. Anleger sollten daher parameterbasierte Analysetools und kritisches Denken einsetzen, um übertriebene Kursfantasien zu durchschauen.
Letztlich ist es ratsam, nur einen kleinen Teil des Kapitals in derart risikoreichen Aktien zu platzieren und diversifiziert zu investieren, um das Gesamtrisiko zu minimieren. Die Geschichte um die chinesischen Aktienbetrügereien zeigt eine große Schwachstelle im internationalen Finanzsystem auf: Die mangelnde Kontrolle und Strafverfolgung über Ländergrenzen hinweg ermöglicht es betrügerischen Netzwerken, sich zu etablieren und Anleger mit realistisch erscheinenden, aber letztlich wertlosen Angeboten hereinlegen. Für amerikanische Investoren wird es daher immer wichtiger, sich durch Bildung, kritische Analyse und möglichst professionelle Beratung zu schützen. Abschließend lässt sich sagen, dass der amerikanische Markt für chinesische Aktien weiterhin potenziell attraktive Chancen bieten kann, jedoch ist das Risiko durch schwer durchschaubare Manipulationen und Betrug hier deutlich größer als bei vielen etablierten heimischen Unternehmen. Regulatorische Maßnahmen werden Schritt für Schritt verbessert, doch die Verantwortung für eine vorsichtige und gut informierte Anlagestrategie liegt letztlich bei jedem Investor selbst.
So kann man zumindest das Risiko, Opfer einer dieser tückischen Aktienfallen zu werden, erheblich reduzieren.