Ein Home Equity Line of Credit, kurz HELOC, ist eine flexible Kreditform, die Hausbesitzern ermöglicht, basierend auf dem Eigenkapital ihres Hauses Geld zu leihen. Dies ist besonders attraktiv für größere Ausgaben, wie Renovierungen, Schuldenkonsolidierung oder unerwartete Rechnungen. Doch für viele mit einer schlechten Kreditwürdigkeit scheint der Zugang zu einem HELOC kaum möglich. Dabei ist es durchaus machbar, auch mit weniger optimalem Score einen solchen Kredit zu erhalten – wenn man einige wichtige Faktoren und Strategien berücksichtigt. Zunächst sollte verstanden werden, was ein HELOC genau ist und wie er funktioniert.
Im Gegensatz zu klassischen Krediten oder einem normalen Darlehen erhalten Kreditnehmer bei einem HELOC keinen festen Betrag ausgezahlt. Stattdessen wird ein Kreditrahmen eingerichtet, aus dem während einer definierten Bezugsphase Gelder flexibel abgerufen werden können. Diese Phase dauert in der Regel bis zu zehn Jahre. Nach Ablauf beginnt die Rückzahlungsphase, in der das geliehene Kapital nebst Zinsen tilgt wird. Ein wesentlicher Vorteil liegt darin, dass während der Bezugsphase oft nur die angefallenen Zinsen gezahlt werden müssen.
Durch diese Flexibilität eignet sich ein HELOC ideal, um bei Bedarf auf finanzielle Mittel zurückzugreifen. Für Kreditnehmer mit schlechter Bonität stellt sich häufig die Frage, ob sie überhaupt Chancen auf einen HELOC haben. Die Antwort lautet: Ja, aber der Weg ist nicht so einfach wie für Kreditnehmer mit guten Kreditwerten. Viele Kreditgeber verlangen in der Regel einen Mindestscore von etwa 680 sowie eine vernünftige Verschuldungsquote, oft unter 43 Prozent des monatlichen Einkommens. Doch diese Werte sind eher Richtwerte als unumstößliche Hürden.
Einige Banken, insbesondere kleinere Institute oder Kreditgenossenschaften, bewerten Antragsteller ganzheitlicher und legen weniger Gewicht auf den reinen Bonitätsindex. Neben der Kreditwürdigkeit blicken Kreditgeber auf mehrere weitere Kriterien, um ihre Entscheidung zu treffen. Besonders wichtig ist das Eigenkapital, das im eigenen Haus steckt. Je höher der Anteil am Immobilienwert, desto besser stehen die Chancen, einen HELOC trotz schlechter Bonität zu bekommen. Eine Eigenkapitalquote von mindestens 15 bis 20 Prozent ist häufig Voraussetzung, wobei ein höherer Anteil zahlreiche Nachteile ausgleichen kann.
Auch die Verschuldungsquote, im Fachjargon als Debt-to-Income Ratio (DTI) bekannt, spielt eine zentrale Rolle. Ein niedriges Verhältnis unter 43 Prozent signalisiert den Kreditgebern, dass der Antragsteller nicht finanziell überlastet ist. Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Einkommenssituation. Kreditgeber bevorzugen Stabilität, sei es in Form eines festen Arbeitsverhältnisses, selbstständiger Tätigkeit mit verlässlicher Einnahmequelle oder Rentenleistungen. Wer eine saubere, regelmäßige Zahlungs- und Beschäftigungshistorie vorlegen kann, erhöht seine Chancen erheblich.
Auch eine pünktliche Zahlungshistorie bei bisherigen Krediten und laufenden Verpflichtungen zeugt von Zahlungsfähigkeit. Wer trotz schlechter Kreditbewertung einen HELOC beantragen möchte, sollte eine Reihe von Strategien beachten. Zunächst ist es sinnvoll, die eigene Kreditwürdigkeit genau zu analysieren. Wer Fehler in der Schufa oder anderen Auskunfteien entdeckt, sollte diese schnellstmöglich korrigieren lassen. Das gezielte Abbezahlen bestehender Verbindlichkeiten kann ebenfalls eine Verbesserung der Kreditwürdigkeit bewirken, oft schon mit einem spürbaren Effekt.
Ein weiterer wichtiger Tipp besteht darin, verschiedene Kreditgeber gründlich zu vergleichen. Nicht alle Anbieter setzen die gleichen Anforderungen an Bonität und Finanzierungshöhe. So bieten manche Kreditgenossenschaften oder Online-Banken flexiblere Programme speziell für Kreditnehmer mit schlechterer Bonität an. Der Vergleich der Angebote und der Konditionen lohnt sich daher in jedem Fall. Für Menschen mit schwieriger Bonität kann auch ein Bürgen oder Mitunterzeichner hilfreich sein, der mit besserer Kreditwürdigkeit auftritt.
Solch eine Unterstützung kann Kreditgebern zusätzliche Sicherheit bieten und die Chancen auf eine Bewilligung verbessern. Allerdings muss sich der Bürge über die damit verbundenen Risiken bewusst sein, denn er haftet im Falle einer Zahlungsunfähigkeit des Hauptkreditnehmers. Eine weitere Möglichkeit, das Risiko aus Sicht der Kreditgeber zu reduzieren, ist das Verfügen über eine stärkere Eigenkapitalbasis. Wenn das Haus bereits zu einem größeren Teil lastenfrei ist, wirkt sich das positiv auf die Bewertung aus. Wer kurz davorsteht, einen höheren Eigenkapitalanteil zu erreichen, könnte es deshalb in Betracht ziehen, erst noch andere Schulden zu tilgen oder abzuwarten, bis sich der Eigenkapitalstand verbessert.
Eine umfassende und lückenlose Dokumentation ist unerlässlich. Dies umfasst Nachweise über Einkommen, Beschäftigung, Vermögenswerte und auch vergangene Kreditzahlungen. Je transparenter und aussagekräftiger die Finanzunterlagen sind, desto eher gibt ein Kreditgeber grünes Licht, selbst wenn die Bonität nicht optimal ist. Auch sollten Kreditnehmer darauf achten, ihre Verschuldungsquote zu senken. Das bedeutet, Altverbindlichkeiten möglichst zu reduzieren, um mehr finanziellen Spielraum und eine bessere Aufnahmefähigkeit zu signalisieren.
Dies kann sich maßgeblich auf die Entscheidung eines Kreditgebers auswirken. Ein persönliches Anschreiben zur Erläuterung der eigenen finanziellen Situation kann die Chancen ebenfalls verbessern. In vielen Fällen haben wirtschaftliche Rückschläge wie medizinische Notfälle, Arbeitslosigkeit oder familiäre Probleme negative Spuren im Kreditbericht hinterlassen. Eine transparente Erklärung kann Vertrauen schaffen und qualifizierte Kreditgeber dazu bewegen, das Risiko trotzdem zu tragen. Trotz aller Vorzüge eines HELOC sollten potenzielle Antragsteller die Risiken nicht aus den Augen verlieren.
Ein HELOC ist durch das Eigenheim abgesichert. Das bedeutet, dass im Falle von Zahlungsunfähigkeit und Default die Gefahr droht, das Haus zu verlieren. Zudem sind die Zinssätze für Kreditnehmer mit schlechter Bonität in der Regel höher, was die Kosten der Kreditaufnahme steigen lässt. Dazu kommt bei den meisten HELOCs der variable Zinssatz, der bei steigenden Zinsen zu höheren monatlichen Belastungen führen kann. Wer keinen HELOC mit schlechter Bonität bekommen kann oder will, hat verschiedene Alternativen.
Ein klassischer Hauskredit mit festen Tilgungsraten, auch als Home Equity Loan bekannt, stellt eine Möglichkeit dar. Hier gibt es eine einmalige Auszahlung mit gleichbleibenden monatlichen Raten, allerdings sind die Hürden nicht unbedingt geringer als bei einem HELOC. Eine weitere Alternative ist die sogenannte Cash-out-Refinanzierung. Wer aktuell von einer niedrigen Hypothekenrate profitiert, sollte aber vorsichtig sein, da bei einer Umschuldung diese günstigen Konditionen mit eventuell höheren Zinsen ersetzt werden können. Diese Methode kann sich lohnen, wenn die aktuellen Zinsen deutlich unter denen der bestehenden Hypothek liegen.
Persönliche Kredite sind ebenfalls eine Option. Hier sind jedoch die Zinssätze meist höher als bei HELOCs oder klassischen Hypothekarkrediten, da diese nicht durch Immobilienbesitz gesichert sind. Zudem hängt die Genehmigung stark von der Bonität ab. Nicht zu unterschätzen ist die Möglichkeit einer professionellen Kreditberatung. Durch eine strukturierte Verbesserung der eigenen Finanzsituation und Beratung zu Sparmaßnahmen kann sich die Bonität und damit die Chance auf bessere Kreditkonditionen verbessern.