Der US-Senat hat kürzlich mit großer Mehrheit ein bedeutendes Gesetz namens GENIUS Act verabschiedet, das erstmals bundesweite Standards für den Umgang mit Kryptowährungen, insbesondere Stablecoins, gesetzlich festlegen soll. Mit 68 zu 30 Stimmen zeigt die Entscheidung den wachsenden politischen Willen, die regulatorische Landschaft für digitale Währungen zu klären und damit die bisher recht unübersichtlichen Rahmenbedingungen zu schaffen. Doch was genau bedeutet das neue Gesetz für Konsumenten, Unternehmen und die Finanzmärkte insgesamt? Und welche Chancen und Risiken sind damit verbunden? Zunächst einmal ist es wichtig zu verstehen, was Stablecoins eigentlich sind. Im Gegensatz zu klassischen Kryptowährungen wie Bitcoin oder Ethereum, deren Kurswert starken Schwankungen unterliegt, sind Stablecoins darauf ausgelegt, an einen stabilen Wert gekoppelt zu sein – meistens den US-Dollar. Diese Bindung erfolgt in der Theorie dadurch, dass für jeden ausgegebenen Stablecoin eine entsprechende Menge eines stabilen Vermögenswerts hinterlegt wird.
Das kann Bargeld, kurzfristige US-Staatsanleihen oder auch andere hochwertige Vermögenswerte sein. Die Idee dahinter ist, eine digitale Währung anzubieten, die schnell transferierbar und zuverlässig im Wert stabil ist, um sie besonders für Zahlungen und alltägliche Transaktionen attraktiv zu machen. Die Realität war bislang allerdings mit erheblichen Problemen geprägt. Mehrere Anbieter von Stablecoins gerieten wegen fehlender oder nicht getreuer Reserven in die Kritik, was das Vertrauen in diese neuartige Form der Währung erschütterte. Ein Beispiel dafür ist der Stablecoin Tether, der zusammen mit der Börse Bitfinex 2021 wegen falscher Angaben zu seinen Reserven mit einer Geldstrafe von 42,5 Millionen US-Dollar belegt wurde.
Solche Ereignisse verdeutlichen die Notwendigkeit klarer und strikter regulatorischer Regeln, um Verbraucher zu schützen und das System zu stabilisieren. Hier setzt nun der GENIUS Act an. Das Gesetz will die Standards für die Hinterlegung von Reserven verbindlich machen und Stablecoins verpflichten, ihre Werte ausschließlich mit liquiden, risikoarmen und hochqualitativen Vermögenswerten zu unterlegen. Konkret sieht das Gesetz vor, dass Stablecoins mit Bargeld, kurzfristigen US-Staatsanleihen oder durch diese Sicherheiten besicherten Rückkaufvereinbarungen gedeckt sein müssen. Dadurch soll gewährleistet werden, dass die Einheiten tatsächlich jederzeit in den angegebenen Wert umgetauscht werden können.
Zudem verhindert das Gesetz, dass Stablecoins fälschlicherweise als Wertpapiere eingestuft und dadurch zusätzlichen Auflagen der Securities and Exchange Commission (SEC) unterliegen, was die administrative Belastung für Entwickler und Anbieter mindert. Der Gesetzgeber verspricht sich von der Regulierung nicht nur mehr Sicherheit für Anleger und Nutzer, sondern auch eine Stärkung der US-amerikanischen Finanzmärkte und speziell des US-Dollars. Senator Bill Hagerty, Initiator des GENIUS Acts, betont, dass die Nachweispflicht für Dollar-Reserven steigende Nachfrage nach US-Staatsanleihen zur Folge haben wird. Dies könnte dazu beitragen, die Rolle des US-Dollars als weltweite Leitwährung zu festigen und einem weiteren Verfall des Dollarwerts entgegenzuwirken. Gerade vor dem Hintergrund der aktuellen Herausforderungen der Federal Reserve, die mit enormen Verlusten auf ihrer Bilanz zu kämpfen hat, ist dies ein wichtiger Aspekt zur Vermeidung einer Schuldenkrise.
Ein weiterer attraktiver Aspekt der Gesetzesvorlage ist die Perspektive, die Nutzung von Stablecoins im Zahlungsverkehr deutlich zu beschleunigen und kostengünstiger zu machen. Große Händler wie Amazon oder Walmart sollen bereits erwägen, eigene Stablecoins einzuführen, um den Zahlungsprozess zu optimieren. Die Transaktionen mit Stablecoins können nahezu in Echtzeit erfolgen, im Gegensatz zu den bisher gängigen Kredit- und Debitkartenzahlungen, die häufig mit erheblichen Verzögerungen und Gebühren verbunden sind. Für Händler bedeutet das eine Reduktion von Kosten und eine Verbesserung des Cashflows. Verbraucher könnten im Gegenzug von Treueprogrammen, Rabatten oder anderen Anreizen profitieren, wenn sie mit solchen digitalen Dollar-Ersatzwährungen einkaufen.
Allerdings gibt es auch berechtigte Kritik an dem GENIUS Act. Skeptiker wie Senator Josh Hawley warnen vor einer Machtkonzentration bei großen Technologieunternehmen, die vom Gesetz profitieren könnten, um eigene Stablecoins ohne angemessene Kontrollmechanismen herauszugeben. Dies könnte zu einer Ausweitung der Überwachungsmöglichkeiten führen, indem immense Mengen von Zahlungsdaten und Konsumverhalten der Nutzer gesammelt werden. Senatorin Elizabeth Warren äußerte sich ähnlich und kritisierte das Gesetz als zu schwach, um eine neue Finanzkrise zu verhindern. Sie bemängelt, dass das Gesetz schwächere Sicherheitsstandards als für Banken oder Investmentfirmen gelten lässt und damit das Risiko finanzieller Instabilität erhöht.
Darüber hinaus sei unklar, wie bei einem plötzlichen Vertrauensverlust oder einem sogenannten Run auf Stablecoins die Rechte der Verbraucher geschützt werden sollen. Die Gesetzesvorlage sieht hier angeblich keine ausreichend starken Mechanismen vor, um Verluste bei eventuellen Ausfällen zu kompensieren. Dies könnte zu erheblichen finanziellen Schäden besonders für Kleinanleger führen, die oft nicht die Möglichkeiten zur Risikoabsicherung haben. Die Debatte um den GENIUS Act spiegelt somit die grundlegenden Spannungen zwischen innovativen dezentralen Finanzsystemen und den traditionellen Finanzmarktstrukturen wider. Während Befürworter in der Regulierung die Chance sehen, neue Technologien schnell und sicher in den Mainstream zu integrieren und damit die US-Position im globalen Wirtschaftswettbewerb zu stärken, fürchten Kritiker eine zu starke Einflussnahme großer Konzerne und eine Gefährdung der finanziellen Stabilität sowie des Datenschutzes.
Für Verbraucher bedeuten die kommenden Monate möglicherweise wegweisende Veränderungen. Sollte das Gesetz auch vom Repräsentantenhaus angenommen und vom Präsidenten unterzeichnet werden, könnten Stablecoins schon bald eine größere Rolle im alltäglichen Zahlungsverkehr einnehmen. Das könnte praktisch bedeuten, dass digitale Dollarguthaben von Einzelhändlern oder Finanzdienstleistern zum Standard werden, wodurch Bargeld und traditionelle Bankkarten immer mehr an Bedeutung verlieren. Zugleich sollten Nutzer von Kryptowährungen und digitalen Assets die Entwicklungen aufmerksam verfolgen, um die Sicherheit ihrer Anlagen besser einschätzen zu können. Die Empfehlungen lauten, sich sorgfältig über die jeweiligen Stablecoins und ihre Deckung zu informieren und insbesondere auf Transparenz und Risikomanagement der Anbieter zu achten.
Das neue Gesetz wird hier zwar Mindeststandards schaffen, doch langfristig bleibt der Markt volatil und von rascher Innovation geprägt. Insgesamt markiert die Verabschiedung des GENIUS Acts einen wichtigen Schritt in Richtung einer stärker regulierten, aber gleichzeitig innovativen Zukunft des digitalen Zahlungsverkehrs. Es kann eine Brücke bilden zwischen moderner Technologie und notwendigem Verbraucherschutz, wenn die Umsetzung sorgfältig begleitet und gegebenenfalls nachjustiert wird. Für die US-Wirtschaft und global betrachtet kann die Etablierung von klaren Regeln im Stablecoin-Bereich eine Vorbildfunktion übernehmen und die Akzeptanz von Kryptowährungen in der breiten Bevölkerung fördern. Abschließend lässt sich sagen, dass der GENIUS Act nicht nur ein Gesetzestext ist, sondern ein Signal für die langfristige Gestaltung des Finanzsystems in Zeiten der Digitalisierung.
Seine Auswirkungen auf Nutzer, Unternehmen und das gesamte Wirtschaftsumfeld werden in den kommenden Jahren noch intensiv diskutiert und beobachtet werden müssen.