Formulare sind aus der digitalen Welt nicht wegzudenken. Ob Anmeldung, Registrierung, Kontaktaufnahme oder Bestellung – nahezu jede Interaktion mit einer Webseite oder Anwendung involviert Formulare. Dabei stellt sich immer wieder eine grundlegende Frage für Designer und Entwickler: Sollen Pflichtfelder in Formularen klar gekennzeichnet werden oder nicht? Diese Frage mag auf den ersten Blick banal erscheinen, hat jedoch weitreichende Auswirkungen auf die Benutzerfreundlichkeit, das Design und letztlich auf den Erfolg einer Anwendung. Pflichtfelder kennzeichnen – ein Thema mit vielen Facetten Im UX-Design wird besonders Wert darauf gelegt, den Nutzern das Ausfüllen von Formularen so einfach und angenehm wie möglich zu gestalten. Schon kleinste Details können dabei große Wirkung entfalten.
Das Markieren von Pflichtfeldern gehört zu genau solchen Details, bei denen unterschiedliche Meinungen vorherrschen. Einige Experten empfehlen unbedingt, Pflichtfelder mit einem Symbol wie einem Sternchen (*) oder dem Zusatz „Pflichtfeld“ zu versehen, um Verwirrungen zu vermeiden und eine klar strukturierte Form zu schaffen. Andere wiederum sehen darin eher eine unnötige Belastung für das Design und den Nutzer. Der vielfach zitierte Usability-Guru der Nielsen Norman Group argumentiert für die Kennzeichnungspflicht. Sie betonen, dass die Hervorhebung von Pflichtfeldern nicht nur unnötige Fehler reduzieren kann, sondern auch den Formularprozess für Nutzer deutlich vereinfacht.
Markiert man ausschließlich optionale Felder, fällt es Anwendern oft schwer zu erkennen, welche Felder tatsächlich ausgefüllt werden müssen, was zu Frustration und einer höheren Abbruchrate führen kann. Die Gegenseite betrachtet das Thema aus einem anderen Blickwinkel. In einigen UI-Büchern, beispielsweise in der russischsprachigen Fachliteratur, wird gegen die Verwendung von asteriskenähnlichen Symbolen argumentiert, da diese als zu technisch und „unmenschlich“ wahrgenommen werden können. Es wird betont, dass Nutzer mit der Zeit entsprechende Symbole zwar kennen und verstehen, dennoch wirkt eine solch technische Markierung nicht immer freundlich oder natürlich. Im Gegensatz dazu schlägt man eine menschlichere und kontextbezogenere Kommunikation durch Formulierungen in den Feldbezeichnungen vor, etwa „Deine Webseite, falls vorhanden“.
Psychologie, Gewohnheit und Design Das Verhalten und die Erwartungen der Nutzer sind bei der Entscheidung für oder gegen das Markieren von Pflichtfeldern ausschlaggebend. Jakob’s Law besagt, dass Nutzer sich gerne auf bewährte Muster und vertraute Designs verlassen. Wenn Websites und Apps weltweit Pflichtfelder konsistent mit Sternchen markieren, wächst die Erwartungshaltung der Anwender in diese Richtung. Sie erkennen die Formulare schneller und füllen diese effizienter aus. Dieser Aspekt spricht stark für das transparente Ausweisen von Pflichtfeldern.
Gleichzeitig ist die Ästhetik ein wichtiger Faktor. Das Aesthetic-Usability-Effekt besagt, dass ansprechende und aufgeräumte Designs als benutzerfreundlicher empfunden werden. Übermäßige Symbole, Textzeichen und Hervorhebungen können das Layout überladen und dadurch die Nutzbarkeit negativ beeinflussen. Hier entsteht ein Zwiespalt zwischen Funktionalität und Ästhetik. Wann kann auf eine Kennzeichnung verzichtet werden? Es gibt viele Situationen, in denen das Markieren von Pflichtfeldern nicht unbedingt notwendig ist.
Formulare mit einem einzelnen Feld, wie beispielsweise die Eingabe eines Verifizierungscodes bei einer Zwei-Faktor-Authentifizierung, sind meist so klar im Kontext, dass eine weitere Kennzeichnung redundant wäre. Ebenso weit verbreitete Formulare wie Login-Seiten oder Kreditkarteneingaben benötigen oft keine explizite Pflichtfeldmarkierung, da diese Arten von Formularen und Eingaben den Nutzern bereits vertraut sind. Auch Formulare in Betriebssystemen oder Software-Einstellungen folgen meist anderen Regeln. Dort verwendet man oft Dropdown-Menüs, Toggles oder Checkboxen, die standardmäßig verpflichtend zu füllen sind. Ein Sternchen oder Hervorhebung würde hier eher irritieren, da diese Formulare andere Anforderungen und einen anderen Rahmen haben als webbasierte Datenübermittlungen.
Best Practice Ansätze ohne Sternchen Eine interessante Alternative zur üblichen Pflichtfeldmarkierung liegt darin, optionale Felder explizit hervorzuheben. So kann der Nutzer davon ausgehen, dass alle nicht gekennzeichneten Felder ausgefüllt werden müssen. Das weicht zwar von der üblichen Praxis ab, kann aber, richtig umgesetzt, ein aufgeräumtes und für den Nutzer natürliches Erlebnis schaffen. Eine weitere Taktik ist die visuelle Trennung von unbedingt erforderlichen und freiwilligen Feldern. Zunächst werden nur die essenziellen Angaben abgefragt, während optionale Informationen im weiteren Verlauf getrennt und klar als solche gekennzeichnet präsentiert werden.
Das hebt die Aufmerksamkeit gezielt auf die relevanten Bereiche und sorgt dafür, dass das Formular nicht überladen wirkt. Auch der Verlauf eines Formulars kann in mehreren Schritten organisiert werden, wobei sichergestellt wird, dass sämtliche Pflichtfelder abgeschlossen werden, bevor der Nutzer den Prozess fortsetzen kann. Dabei gilt jedoch Vorsicht: Das vorzeitige Deaktivieren der „Absenden“-Schaltfläche, bevor alle Pflichtfelder ausgefüllt sind, wird von vielen als hinderlich empfunden und kann Frust erzeugen, insbesondere wenn nicht klar kommuniziert wird, was noch fehlt. Der Gegensatz ist ein positives Benutzerfeedback: Statt eines blockierenden Buttons sind Hinweise in Echtzeit und klare Fehlermeldungen sinnvoller, um den Nutzer Schritt für Schritt zu unterstützen. Der richtige Umgang mit Pflichtfeldern hängt vom Einzelfall ab Es gibt nicht die eine universelle Antwort, ob Pflichtfelder immer markiert werden sollten.
Die Entscheidung hängt von mehreren Faktoren ab. Dazu zählen die Zielgruppe der Website oder App, die Anzahl der Formularfelder, deren Bedeutung sowie die allgemeine Komplexität des Formulars. Ein kurzes Kontaktformular mit wenigen Feldern kann durchaus ohne explizite Kennzeichnung auskommen, vor allem wenn klar ist, dass möglichst alle Angaben benötigt werden. Ein komplexeres Formular mit vielen verschiedenen Feldern profitiert dagegen von eindeutigen Markierungen, um Missverständnisse zu vermeiden und den Abschluss der Formulareingabe zu erleichtern. Zusätzlich wichtig sind Kontextinformationen.
Ein aussagekräftiger Titel, zusammen mit klaren Erläuterungen oder Hinweisen zu den einzelnen Feldern, kann das Verständnis des Formulars deutlich verbessern. Auch hier kann gut kommuniziert werden, welche Angaben erforderlich sind, ohne dass das reine Sternchensymbol zum Einsatz kommen muss. Fazit Die Kennzeichnung von Pflichtfeldern in Formularen ist eine Entscheidung, die von der jeweiligen Situation abhängt. Usability-Experten empfehlen meist, Pflichtfelder eindeutig zu markieren, da dies den Prozess klarer macht und die Nutzerfreundlichkeit erhöht. Andererseits sprechen Designaspekte und eine natürliche Ansprache manchmal gegen die übliche Markierung mit Sternchen.
Die beste Lösung orientiert sich an den Anwendergewohnheiten, dem Einsatzzweck des Formulars und den Erwartungen der Nutzer. Kommunikation, visuelles Design und Kontext spielen dabei eine entscheidende Rolle. Wer komplexe Formulare entwickelt, ist gut beraten, Pflichtfelder klar zu markieren und gleichzeitig auf eine aufgeräumte und benutzerfreundliche Gestaltung zu achten. Im Idealfall ist die Formulargestaltung so intuitiv, dass sich Nutzer sicher fühlen und die Dateneingabe als angenehm empfinden. Ein tiefes Verständnis der Zielgruppe und gängiger UX-Prinzipien ist hierfür unerlässlich.
Letztlich zählt, dass Nutzer ihre Anliegen schnell, unkompliziert und ohne Frust erledigen können – ob das mit oder ohne Kennzeichnung von Pflichtfeldern geschieht, entscheidet sich im jeweiligen Kontext.