Die chinesische Küche ist eine der ältesten und vielfältigsten der Welt. Sie umfasst unzählige Gerichte, die nicht nur durch ihre Zutaten und Zubereitungsarten, sondern auch durch die Geschichten und kulturellen Hintergründe ihrer Namen geprägt sind. Für Touristen und Liebhaber der chinesischen Küche im Ausland stellt das Übersetzen dieser Speisenamen jedoch eine oft verwirrende und herausfordernde Aufgabe dar. Die englischen Übersetzungen, die man in Restaurants oder auf Speisekarten findet, wirken gelegentlich skurril, irreführend oder gar unverständlich. Warum ist das so? Die Antwort liegt in der Komplexität der chinesischen Sprache, der kulinarischen Kultur und der oft nicht vorhandenen Entsprechung für bestimmte Begriffe im Englischen.
Einer der Hauptgründe, warum die Übersetzung chinesischer Gerichte ins Englische als nahezu unmöglich gilt, ist, dass viele chinesische Speisenamen weit mehr als nur eine Beschreibung des Inhalts sind. Sie tragen häufig poetische, kulturelle oder historische Bedeutungen, die sich nur schwer in eine andere Sprache übertragen lassen. Ein Beispiel dafür ist das Gericht „shizitou“, eine spezielle Fleischbällchen-Spezialität aus Ostchina und Shanghai, die man entweder als „chinesische Fleischbällchen“ oder wörtlich als „geschmortes Löwenhaupt“ übersetzen könnte. Beide Varianten treffen den Kern des Gerichts nicht vollständig, denn die Bezeichnung „Löwenhaupt“ bezieht sich auf die optische Ähnlichkeit des Gerichts mit der Löwenmähne und hat somit eine starke bildhafte Bedeutung, die über die reine Zutatenbeschreibung hinausgeht. Ein weiterer Grund erschließt sich durch die hochspezialisierte kulinarische Sprache Chinas.
Im Deutschen oder Englischen existieren oft keine direkten Entsprechungen für bestimmte Zutaten, Zubereitungsarten oder regionale Gerichte. Zum Beispiel gibt es in der chinesischen Küche spezifische Kochtechniken oder Zutaten, die in westlichen Küchen unbekannt sind. Die Kombination aus diesen einzigartigen Attributen macht es schwer, einen treffenden, klar verständlichen englischen Namen zu finden, der gleichzeitig den kulturellen Kontext bewahrt. Darüber hinaus erschwert die Mehrsprachigkeit innerhalb Chinas die Übersetzung. Mandarin, Kantonesisch und viele weitere Dialekte beeinflussen die Aussprache und Schreibweise von Gerichtenamen.
Hinzu kommt die Tatsache, dass manche Begriffe nur in einem Dialekt existieren oder dort eine besondere Bedeutung haben, die nicht einfach zu übertragen ist. Ein prominentes Beispiel sind die sogenannten „Dumplings“, die englischsprachigen Menschen oft als Sammelbegriff für verschiedene chinesische Teigtaschen dienen. In Wirklichkeit gibt es innerhalb der chinesischen Küche zahlreiche Arten dieser Teigtaschen mit unterschiedlichen Formen, Füllungen und Zubereitungen, beispielsweise Jiaozi, Wonton, Baozi oder Siu Mai. Für Einheimische sind diese Begriffe klar differenziert, während sie im Englischen häufig alle unter dem Oberbegriff „dumpling“ zusammengefasst werden, was zu Verwirrung führen kann. Viele Übersetzungen sind deshalb mehr oder weniger phantasievoll oder versuchen, den Klang des chinesischen Wortes beizubehalten, ohne auf den Inhalt oder die genaue Bedeutung Rücksicht zu nehmen.
So spricht man oft von „Xiaolongbao“ als „Körbchen-Bao“ oder nennt „fuqi fei pian“ auf Englisch wörtlich „Husband-and-Wife Lung Slices“, obwohl das Gericht weder Lunge noch eine romantische Geschichte im direkten Sinn beinhaltet. Tatsächlich handelt es sich hier um dünn geschnittene Rindfleischinnereien in einer scharfen Sauce, deren Name auf eine Legende zurückgeht. Die Übersetzung bewahrt zwar die kulturelle Originalität, lässt jedoch viele ausländische Gäste ratlos zurück. Eine mehr erklärende Ergänzung in der Speisekarte könnte hier Abhilfe schaffen und den Gästen den Zugang erleichtern. Auch maschinelle Übersetzungen helfen nur begrenzt.
Oft entstehen dabei kuriose oder gar absurde Ergebnisse, die nicht nur wenig sagen, sondern die Speise im schlimmsten Fall auch abschreckend erscheinen lassen. Fälle wie die wörtliche Übersetzung von „Baocai“ – einem chinesischen Kohl – zu „Handtaschen-Essen“ oder das Umschreiben eines „tieban shao“ (Eisenplattenkeks) als „Eisenboden-Einäscherung“ illustrieren die Grenzen der automatischen Übersetzungen eindrucksvoll. Solche Fehler können sich in Speisekarten schnell einschleichen und das kulinarische Erlebnis für Gäste nachhaltig beeinträchtigen. Deshalb empfehlen Experten, sogenannte Lehnwörter in die englische Sprache zu übernehmen. Ähnlich wie im Deutschen viele französische Begriffe aus der Küche übernommen wurden – etwa „Chef“ oder „Omelett“ – könnten authentische chinesische Namen schrittweise etablierter werden.
Im Laufe der Zeit und mit wachsendem Interesse an der chinesischen Küche würden diese Originalbegriffe von den Konsumenten verstanden und akzeptiert, was wiederum der Küche ihre kulturelle Tiefe bewahrt. Ein weiterer interessanter Aspekt ist die starke bildhafte Sprache, die in chinesischen Gerichtsnamen steckt. Namen wie „Buddha springt über die Mauer“ (fotiaoqiang) oder „Fischduft-Aubergine“ (yuxiang qiezi) klingen für westliche Ohren exotisch und faszinierend, vermitteln aber auf bezaubernde Weise eine Geschichte oder eine Eigenheit des Gerichts. Obwohl sie nicht wörtlich genommen werden sollten, tragen sie dazu bei, das Interesse zu wecken und der Speise eine gewisse Magie zu verleihen. Manche Übersetzer setzen deshalb eher auf poetische Übertragungen statt wörtliche Erklärungen, um das kulturelle Erlebnis lebendig zu halten.
Die Vielfalt der regionalen Küchen in China setzt der Übersetzung ebenfalls Grenzen. China besitzt zahlreiche regionale kulinarische Traditionen, die sich mitunter stark voneinander unterscheiden. Die verwendeten Dialekte, Zutaten und Zubereitungen prägen nicht nur die Speisen, sondern auch ihre Namen. Hinzu kommt, dass viele chinesische Restaurants im Ausland ihre Speisekarten selbst erarbeiten und oft auf unterschiedliche Quellen zurückgreifen, was zu weiteren Inkonsistenzen führt. Ein ergänzender Aspekt ist die Besonderheit amerikanisch-chinesischer Küche, die sich eigenständig entwickelt hat.
Viele der dort bekannten Gerichte, wie Chop Suey oder Chow Mein, tragen Namen, die ebenfalls auf regionale Dialekte zurückgehen und von chinesischen Einwanderern adaptiert wurden. Die Schreibweise und Aussprache weicht dabei oft stark vom ursprünglichen Mandarin oder Kantonesisch ab, was eine weitere Barriere für klare Übersetzungen darstellt. Interessanterweise werden klassische Begriffe wie „Peking-Ente“ trotz offizieller Umbenennung der Hauptstadt weiterhin genutzt, weil die Bezeichnung international etabliert ist. Eine wichtige Erkenntnis für Übersetzer und Gastronomen besteht darin, dass es nicht immer darum geht, eine perfekte, wortwörtliche Übersetzung zu liefern. Vielmehr sollte das Ziel sein, Speisenamen verständlich zu machen und gleichzeitig die kulturelle Bedeutung und den Charme zu erhalten.
Eine Kombination aus originalem Namen und einer prägnanten Beschreibung auf der Speisekarte kann den Gästen dabei helfen, den Kontext besser zu erfassen und sich auf das kulinarische Erlebnis einzulassen. Die Übersetzung chinesischer Speisenamen bleibt somit eine Gratwanderung zwischen kultureller Authentizität und Verständlichkeit. Fehlerhafte oder unklare Übersetzungen können nicht nur Missverständnisse hervorrufen, sondern auch den wahren Charakter der Gerichte verdecken. Andererseits tragen die Eigenheiten chinesischer Gerichte und ihrer Namen dazu bei, die Faszination und Einzigartigkeit dieser reichen kulinarischen Tradition zu bewahren und weltweit bekannt zu machen. Abschließend lässt sich sagen, dass die Übersetzung chinesischer Food-Namen ins Englische tatsächlich eine beinahe unmögliche Aufgabe ist, die nur mit Respekt vor der Kultur, sprachlicher Sensibilität und kreativer Herangehensweise bewältigt werden kann.
Während die Vielfalt und Tiefe der chinesischen Küche viele Herausforderungen mit sich bringt, ermöglichen gerade diese Schwierigkeiten eine spannende Entdeckungsreise für alle, die sich darauf einlassen. Mit wachsendem Interesse und Wissen um die kulturellen Hintergründe werden Originalnamen zunehmend vertraut, und das Verständnis für diese kulinarischen Schätze wächst auch über die Sprachbarriere hinweg.