Die Financial Conduct Authority (FCA) des Vereinigten Königreichs hat kürzlich eine bedeutende Neuregelung im Bereich der Kryptowährungen angekündigt, die das Potenzial hat, den Zugang von Privatanlegern zu Krypto-Investitionen nachhaltig zu verändern. Zum ersten Mal seit mehreren Jahren wird das bisherige Verbot von Krypto-Exchange-Traded Notes (ETNs) für den Privatkundenhandel teilweise aufgehoben. Das bedeutet, dass mehr britische Anleger künftig die Möglichkeit haben werden, über regulierte Börsen in kryptobezogene Finanzprodukte zu investieren. Dennoch ist diese Öffnung nicht ohne Einschränkungen und unterscheidet sich deutlich von den bereits zugelassenen Spot-Krypto-ETFs in anderen Märkten wie den USA. Stattdessen setzt die FCA bewusst auf ETNs als zugelassene Anlagevehikel, was eine gewisse Besonderheit in der britischen Regulierungslandschaft darstellt.
Die Grundlage für die neue Regelung bildet der Entwurf der FCA vom Juni 2025. Die Behörde möchte einerseits die Wettbewerbsfähigkeit des Finanzmarktes stärken und andererseits den Anlegerschutz gewährleisten. Privatkunden sollen demnach Zugang zu Krypto-ETNs erhalten, vorausgesetzt, diese sind an einem anerkannten Handelsplatz gelistet und erfüllen die strengen britischen Zulassungs- und Werberegeln. Dabei handelt es sich bei ETNs um ungesicherte Schuldverschreibungen, die die Kursentwicklung bestimmter digitaler Vermögenswerte abbilden, jedoch selbst keine direkten Rechte an den zugrunde liegenden Kryptowährungen gewähren. Anders als bei sogenannten Spot-ETFs, die tatsächlich die digitalen Assets halten, bleiben Anleger bei ETNs Gläubiger gegenüber dem Emittenten und tragen somit ein Emittentenrisiko.
Obwohl sich viele Investoren und Unternehmen auf Spot-ETFs konzentriert haben, ist dieser Investmenttyp in Großbritannien nach wie vor nicht zulässig. Die FCA hat für diese Form von Fondsbesitz, bei der Krypto-Assets direkt gehalten werden, strenge Hürden definiert, die aktuell weder durch bestehende Richtlinien noch Gesetzgebungen erfüllt werden können. In der Praxis bedeutet dies, dass ein Handelserlaubnisprozess für Spot-ETFs in Großbritannien eine umfassendere regulatorische Reform nötig hätte, inklusive klarer Vorschriften zu Verwahrung, Fondsstruktur und Risikomanagement. Das Interesse am Zugang zu Krypto-Investitionen über regulierte Produkte wächst jedoch kontinuierlich. Die Entscheidung der FCA reflektiert damit ein gewisses Umdenken.
Noch 2021 hatte die Behörde Privatkunden den Zugang zu Krypto-ETNs und Derivaten verwehrt, insbesondere wegen der hohen Risiken und der mangelnden Transparenz solcher Produkte. Dieses Verbot wird nun teilweise aufgehoben, allerdings bleiben riskante Krypto-Derivate weiterhin für Privatkunden gesperrt. Stattdessen steht die Möglichkeit offen, in Krypto-ETNs zu investieren – mit verpflichtenden Informationen zur Risikoeinschätzung und ohne aggressive Marketingmaßnahmen. Prominente Stimmen aus der Branche begrüßen die klassische Öffnung. Charlie Morris, Gründer des Krypto-ETF-Anbieters ByteTree, zeigte sich begeistert und sprach von einem wichtigen Meilenstein für die Akzeptanz von Krypto-Investments im Vereinigten Königreich.
Allerdings macht Morris ebenfalls deutlich, dass die Etikettierung von Finanzprodukten im Krypto-Segment durchaus variieren kann: In Europa werden physisch besicherte Krypto-Produkte oft als ETFs bezeichnet, auch wenn rechtlich eher ETNs oder ETPs zugrunde liegen. Diese unterschiedliche Terminologie kann für Anleger verwirrend sein, unterstreicht aber zugleich die Komplexität und Vielfalt der Anlagevehikel in der Kryptowelt. Sollte der Vorschlag der FCA umgesetzt werden, könnten erstmalig auch Privatkunden dieselben Krypto-ETNs handeln, die bereits institutionellen Investoren an der Londoner Börse zur Verfügung stehen. Namenhafte Anbieter wie 21Shares, WisdomTree oder auch ByteTree sind hier aktiv und bieten diverse Produkte an, die zumeist auf Bitcoin oder eine Kombination verschiedener digitaler und traditioneller Wertanlagen basieren. Für Investoren würde das bedeuten, dass sie über etablierte und regulierte Handelsplattformen Krypto-Exposure erhalten können, ohne sich unmittelbar mit der Verwahrung der zugrunde liegenden Kryptowährungen auseinandersetzen zu müssen.
Trotzdem bleibt das Risiko des Emittentenausfalls bestehen, was entsprechend zu berücksichtigen ist. Neben der Öffnung für Privatkunden ist die Maßnahme Teil eines umfassenderen regulatorischen Fahrplans, den die FCA im Dezember 2024 vorgestellt hat. Darin sind verschiedene Schritte skizziert, um den britischen Finanzmarkt für digitale Assets attraktiver zu gestalten und gleichzeitig Risiken zu minimieren. Aspekte wie Stablecoin-Regulierung, Verwahrauflagen für Krypto-Vermögenswerte, Prävention von Marktmissbrauch sowie solide Kapitalanforderungen für Krypto-Anbieter sind hierbei zentrale Themen. Parallel dazu führt die FCA Konsultationen bezüglich der Lizenzierung und Aufsicht der breiteren Krypto-Industrie durch.
Zudem sollen unter anderem Berichterstattungspflichten für Finanzdienstleister vereinfacht und Datenübermittlungen effizienter gestaltet werden. Die britische Entwicklung steht dabei nicht alleine: Auf europäischer Ebene sind Krypto-ETNs für Privatanleger bereits vielfach zugelassen, etwa an der Deutschen Börse über Xetra oder an Euronext. Diese Märkte weisen eine breite Vielfalt von über 300 Krypto-ETNs auf, die von verschiedenen Anbietern emittiert werden. Dort können Anleger in neben Bitcoin auch alternative digitale Assets wie Solana investieren. Im Vergleich dazu hat sich der US-Markt tendenziell für Spot-Bitcoin-ETFs entschieden, während Krypto-ETNs hier kaum präsent sind.
Großbritannien ergreift mit der aktuellen Initiative also einen eigenen Weg: Es tritt in einen Dialog, um marktorientierte Lösungen mit ausgewogenem Verbraucherschutz zu realisieren. Insgesamt lässt sich festhalten, dass die Lockerung des Verbots für Krypto-ETNs einen ersten Schritt in Richtung offenerer und regulierter Krypto-Anlageangebote für britische Privatkunden darstellt. Die FCA signalisiert zugleich, dass sie einem expansiven Wachstum des Marktes durchaus offen gegenübersteht, jedoch betont sie den hohen Stellenwert von Verbraucherschutz und Transparenz. Besonders für Anleger bedeutet das, dass künftig mehr Wahlmöglichkeiten bestehen, die stets mit einer umfassenden Aufklärung und einem verantwortungsvollen Umgang mit Risiken einhergehen sollten. Die Konsultation zur Umsetzung der Änderungen läuft noch bis Ende Juli 2025.
Entscheidet sich die FCA endgültig für die Aufhebung, könnten britische Anleger bereits in naher Zukunft ein breiteres Angebot an Krypto-ETNs vorfinden – mit allen damit verbundenen Chancen, aber auch Vorsichtsmaßnahmen. Die Regulierung wird damit dynamischer und passt sich Schritt für Schritt an die rasante Entwicklung der digitalen Vermögenswerte an, ohne dabei die Kernaspekte der Finanzmarktstabilität außer Acht zu lassen. Für den Krypto-Markt im Vereinigten Königreich könnte dies einen markanten Wendepunkt darstellen und die Weichen für weitere Innovationen und eine stärkere Integration in das traditionelle Finanzsystem legen.