Dezentrale Finanzen

Wer hasst Künstliche Intelligenz und warum? Ein Blick hinter die Kulissen der Debatte

Dezentrale Finanzen
Who Hates AI and Why?

Ein tiefgehender Einblick in die Gründe für Skepsis und Ablehnung gegenüber Künstlicher Intelligenz, besonders Large Language Models, aus technischer und gesellschaftlicher Perspektive. Dabei wird zwischen verschiedenen Arbeitsweisen unterschieden und beleuchtet, warum gerade bestimmte Fachbereiche eher kritisch eingestellt sind.

Die Diskussion um Künstliche Intelligenz (KI) und speziell um große Sprachmodelle (Large Language Models, LLMs) hat in den letzten Jahren enorm an Fahrt aufgenommen. Während einige die Technologie als bahnbrechenden Fortschritt feiern, äußern andere deutliche Skepsis oder sogar offene Ablehnung. Diese divergierenden Meinungen sind jedoch nicht allein auf oberflächliche Angst vor Neuem oder generelle Technophobie zurückzuführen. Vielmehr zeigt sich, dass unterschiedliche berufliche Hintergründe, Arbeitsweisen und Wertvorstellungen maßgeblich Einfluss auf die Einstellung gegenüber KI haben. Dieser Beitrag widmet sich deshalb der Frage: Wer genau hasst KI – oder ist zumindest skeptisch – und warum ist das so? Dabei sollen vor allem die technischen Perspektiven, die unterschätzen sozialen Dynamiken sowie die zugrundeliegenden Arbeitsstile erläutert werden, um ein umfassendes Verständnis der Debatte zu ermöglichen.

Zunächst einmal fällt auf, dass die Kritiker von KI häufig aus technischen Bereichen stammen, die sich durch eine hohe Kompositionsarbeit auszeichnen. Was ist damit gemeint? Um diese Frage zu beantworten, lohnt sich eine Einordnung der Tätigkeiten in sogenannte transformative und kompositionale Arbeit. Transformative Arbeit beschreibt die Tätigkeit, bei der aus rohem Material ein fertiges Produkt mit klarer Funktion geschaffen wird. Ein Beispiel dafür ist die klassische Anwendungsentwicklung: Aus Programmiersprachen, Algorithmen und Frameworks wird eine Software erschaffen, die eine bestimmte Aufgabe erfüllt – der Fokus liegt hierbei vor allem auf dem Produkt selbst. Dagegen steht die kompositionale Arbeit, die sich dadurch auszeichnet, dass bereits vorhandene, in der Regel fertige Komponenten so zusammengefügt werden, dass ein funktionierendes Ganzes entsteht.

Diese Herangehensweise ist charakteristisch für Bereiche wie Systemadministration, Infrastrukturmanagement, UX/UI-Design oder DevOps. Hier zählt weniger die Erschaffung eines einzelnen neuen Artefakts, sondern das präzise Zusammenwirken vieler Teile. Die Herausforderung besteht darin, aus einem Katalog vorhandener Bausteine eine stimmige, sichere und zuverlässige Lösung zu komponieren. Präzision und Wahlfreiheit haben bei dieser Arbeit höchste Priorität. Interessanterweise lässt sich bei der KI-Debatte beobachten, dass Vertreter von kompositionaler Arbeit tendenziell skeptischer gegenüber LLM-Technologien sind.

Warum ist das so? LLMs sind von Natur aus schlecht darin, die Werte zu berücksichtigen, die bei kompositorischer Arbeit essenziell sind: Wahlfreiheit und Präzision. Die Wahlfreiheit bezieht sich darauf, dass in der Kompositionsarbeit stets eine bewusste Auswahl einer passenden Komponente getroffen werden muss. Beispielsweise entscheidet ein Datenbankadministrator je nach Anforderung zwischen PostgreSQL, Redis oder MongoDB – jede Lösung hat ihre eigenen Stärken und sollte zielgerichtet eingesetzt werden. KI-Modelle, basierend auf Wahrscheinlichkeiten statistischer Muster, liefern oft Durchschnittslösungen oder halluzinieren sogar passende Optionen, was in sicherheitsrelevanten oder hochpräzisen Umgebungen fatal sein kann. Ergänzend dazu steht die Präzision, die in kompositionalem Arbeiten unerlässlich ist.

Hier müssen Bauteile und Software genau aufeinander abgestimmt werden, alles muss verlässlich funktionieren und Produktionsprozesse dürfen keine unerwarteten Abweichungen aufweisen. LLMs können zwar brauchbare Entwürfe oder Vorschläge generieren, versagen aber oft bei der unveränderlichen Erfüllung von Anforderungen. Sie erzeugen häufig fehlerhafte oder unzuverlässige Inhalte, die in Produktionsumgebungen zu Sicherheitsproblemen, Ausfällen oder hohen Kosten führen können. Diese mangelnde Verlässlichkeit ist für Kompositionsfachleute ein rotes Tuch. Ganz anders sieht die Situation oft bei den Verfechtern von KI aus, die eher in der Anwendungsentwicklung angesiedelt sind, also transformative Arbeit leisten.

Für diese Gruppe sind LLMs wertvolle Hilfsmittel, die kreative Prozesse beschleunigen, Prototypen ermöglichen und Lösungen auf Basis von Vorlagen generieren können. Der Fokus liegt hier eher auf der Exploration verschiedener Möglichkeiten und weniger auf der präzisen Integration in ein bestehendes, komplexes System. Daher werden die Schwächen der KI bei Wahlfreiheit und Präzision oftmals als tolerierbar oder sekundär wahrgenommen. Diese grundsätzlichen Unterschiede führen zu einem Gegensatz in der Wahrnehmung von LLMs: Für transformative Fachbereiche sind diese Werkzeuge spannende Innovationsbeschleuniger, während sie im compositionalen Umfeld oft als unzuverlässige, ja schädliche Störquellen erscheinen. Man könnte sagen, die Technologie trifft auf zwei sehr verschiedenartige Arbeitswelten, die sich nur schwer miteinander versöhnen lassen.

Ein weiterer Faktor, der die Polarisierung verstärkt, ist die gesellschaftliche und wirtschaftliche Hervorhebung von Innovation, insbesondere von radikal neuen, disruptiven Entwicklungen. Silicon Valley und der Venture-Capital-Sektor feiern in erster Linie transformative Innovationen – also komplett neue Produkte und Geschäftsmodelle – und übersehen dabei die essenzielle Arbeit der Beharrlichkeit, Pflege und Integration bestehender Systeme. Diese Kompositionsleistungen, die oft stabilisierend und lebenswichtig sind, etwa in der Infrastruktur oder im öffentlichen Nahverkehr, erhalten kaum Aufmerksamkeit und werden finanziell und kulturell weniger gewürdigt. Dieser Fokus auf das Neue führt dazu, dass KI und insbesondere LLMs überproportional gehypt werden, obwohl sie in vielen praktischen Kontexten wenig tauglich sind. Die Marketingmaschinerie suggeriert, dass LLMs bald alle Bereiche revolutionieren und viele Jobs ersetzen könnten, was Ängste und Gegenreaktionen hervorruft.

Für die Menschen, die tagtäglich dafür sorgen, dass Systeme stabil und sicher laufen, erscheint das als unreflektierter Aktionismus, der ihren Beitrag nicht wertschätzt und sogar untergräbt. Darüber hinaus führt der soziale Aspekt dazu, dass transformative, technologie-fokussierte Berufe oft männlich dominiert und gesellschaftlich als erstrebenswerter angesehen werden, während die eher weiblich geprägten Kompositionsberufe marginalisiert sind. Diese Einteilung verstärkt Vorurteile und verhindert eine ausgewogene Wertschätzung aller notwendigen Tätigkeiten im technischen Bereich. Die Degradierung der kompositorischen Arbeit zu „weniger innovativ“ oder gar „langweilig“ hat negative Konsequenzen für Vielfalt, Teamkultur und letztlich für die Qualität technischer Systeme. In technischer Hinsicht sind LLMs derzeit noch nicht in der Lage, eine tragfähige kompositionale Rolle einzunehmen.

Sie scheitern daran, komplexe Systeme mit vielen Abhängigkeiten konsistent zu berücksichtigen, sie generieren fehlerbehaftete Vorschläge und können keine sicheren, wiederholbaren Entscheidungen treffen, die für Infrastruktur oder sicherheitsrelevante Software unverzichtbar sind. Ihre Stärken liegen vielmehr in der schnellen Ideenfindung, dem Erzeugen von Texten und Code-Schnipseln und dem Explorieren von Lösungsansätzen in einem ungefährlichen Umfeld. Die Kommunikations- und Technologiebranche befindet sich aktuell in einer Phase, in der die Euphorie um KI die kritischen Stimmen oft übertönt. Die Skeptiker weisen jedoch darauf hin, dass ein zu unkritischer Umgang mit LLMs und deren Überbewertung zu ernsthaften Problemen führen kann, etwa zu Sicherheitslücken, steigenden Kosten durch Fehlkonfigurationen und einer Verschlechterung der Systemstabilität. Außerdem warnen sie davor, die komplexen Anforderungen von Infrastrukturen und gesellschaftlichen Systemen mit oberflächlichem Prototyping-Technologie zu substituieren.

Insgesamt zeigt sich, dass die Polarisierung in der Haltung zur KI weniger eine Frage von Technologiegläubigkeit oder Angst ist, sondern tief in unterschiedlichen Arbeitsweisen, Wertvorstellungen und gesellschaftlichen Strukturen verwurzelt ist. Ein besseres Verständnis dieser Zusammenhänge kann helfen, den Diskurs versachlichter zu führen und zu Lösungen zu kommen, die sowohl transformative als auch kompositionale Bedürfnisse berücksichtigen. Wenn wir künftige Entwicklungen erfolgreicher gestalten wollen, ist es wichtig, die verschiedenen Arten von Arbeit anzuerkennen und zu respektieren. Kompositionale Arbeit darf nicht länger als zweitklassig betrachtet werden, sondern muss als Basis für nachhaltige technologische Innovation aufgefasst werden. Gleichzeitig sollten wir uns ehrlich mit den Grenzen von LLMs auseinandersetzen und deren Einsatz sorgfältig an den jeweiligen Anwendungsfall anpassen.

Die öffentliche und fachliche Debatte über den Nutzen und die Risiken von KI wird deshalb in den kommenden Jahren vor allem davon abhängen, wie gut wir lernen, die unterschiedlichen Perspektiven und Anforderungen zu verstehen und als gleichwertig zu akzeptieren. Nur dann wird es gelingen, die Chancen von KI gezielt zu nutzen, ohne die fundamentalen Grundlagen unserer technischen und gesellschaftlichen Systeme zu gefährden.

Automatischer Handel mit Krypto-Geldbörsen Kaufen Sie Ihre Kryptowährung zum besten Preis

Als Nächstes
Redwire Corporation (RDW) Awarded Critical Avionics Technology Contract for ESA’s NGGM Satellites
Donnerstag, 03. Juli 2025. Redwire Corporation erhält wichtigen Auftrag für Avionik-Technologie der ESA NGGM-Satelliten

Redwire Corporation wurde von der Europäischen Weltraumorganisation (ESA) mit einem bedeutenden Avionik-Technologievertrag für die Entwicklung der Next Generation Gravity Mission (NGGM) Satelliten betraut. Diese Mission ist Teil einer internationalen Zusammenarbeit zur Erfassung gravimetrischer Daten zur Überwachung von Umweltveränderungen auf der Erde.

AbbVie Inc. (ABBV) Scores Major Legal Victory as Illinois Court Shuts Down $63 Billion Allergan Shareholder Lawsuit
Donnerstag, 03. Juli 2025. AbbVie erzielt bedeutenden Rechtserfolg: Illinois Gericht weist 63-Milliarden-Dollar-Klage nach Allergan-Übernahme ab

AbbVie hat vor einem Gericht in Illinois einen entscheidenden Sieg in einem Rechtsstreit erzielt, der sich um die 63 Milliarden Dollar schwere Übernahme von Allergan dreht. Das Gericht bestätigte, dass die Emission von Aktien im Rahmen der Übernahme rechtmäßig war und schloss die Klage von Allergan-Aktionären ab, was wegweisende Folgen für zukünftige Rechtsprechungen im Bereich Unternehmensfusionen und Wertpapierrecht haben könnte.

Oil: OPEC+ Weighs Another Major Supply Hike
Donnerstag, 03. Juli 2025. Ölmarkt im Umbruch: OPEC+ erwägt neue bedeutende Fördermengenausweitung

Die mögliche Erhöhung der Fördermengen durch OPEC+ hat weitreichende Auswirkungen auf die globale Ölversorgung, die Preisgestaltung und die Weltwirtschaft. Einblick in die Hintergründe, Motive und Folgen dieser Entscheidung bieten eine umfassende Analyse der aktuellen Situation am Ölmarkt.

8 Small-Cap Stocks That Promise Big Returns
Donnerstag, 03. Juli 2025. Acht Small-Cap Aktien mit großem Renditepotenzial: Chancen und Risiken für Investoren

Kleine Unternehmen mit überzeugenden Wachstumschancen können Anlegern hohe Renditen bieten. Die Analyse und Auswahl der richtigen Small-Cap Aktien spielt dabei eine entscheidende Rolle für den langfristigen Anlageerfolg.

These Investors Search for ‘Extreme Winners.’ Why Aurora, BYD, Tempus AI Make the Cut
Donnerstag, 03. Juli 2025. Extreme Winners: Warum Aurora, BYD und Tempus AI bei Investoren hoch im Kurs stehen

Investoren suchen gezielt nach sogenannten 'Extreme Winners', Unternehmen mit außergewöhnlichem Wachstumspotenzial. Aurora, BYD und Tempus AI sind Paradebeispiele dafür, wie innovative Firmen die Zukunft gestalten und große Renditechancen bieten.

The False Idol of Sun Worship – Weatherman as Pagan Priest (2023)
Donnerstag, 03. Juli 2025. Der falsche Sonnengott: Wie der Wetteransager zum modernen Sonnenpriester wurde

Die kulturelle und psychologische Bedeutung der Sonnenscheinverherrlichung im Alltag, dargestellt am Beispiel des Wetteransagers als Symbol moderner Sonnenverehrung. Eine tiefgründige Analyse von A.

I No Longer Recommend RAG for Autonomous Coding Agents
Donnerstag, 03. Juli 2025. Warum RAG für autonome Programmieragenten nicht mehr empfohlen wird

Eine tiefgehende Analyse der Herausforderungen und Nachteile von Retrieval Augmented Generation (RAG) im Kontext autonomer Programmieragenten und wie moderne Ansätze den Entwicklungsprozess revolutionieren.