In der Welt der Mainframe-Entwicklung spielt HLASM, der High Level Assembler, eine zentrale Rolle. Viele Unternehmen verlassen sich auf umfangreiche und komplexe Programme, die in HLASM geschrieben wurden, um geschäftskritische Anwendungen und Prozesse zu steuern. Doch die Analyse und Wartung solcher Programme stellt Entwickler vor große Herausforderungen. Hier setzt das Open-Source-Projekt Tape/Z an, ein Toolkit, das speziell für die Analyse von z/OS Assemblercode konzipiert wurde. Es bietet eine umfassende Suite von Werkzeugen, die Parsing, Kontrollflussanalyse, Abhängigkeitsverfolgung und Visualisierung ermöglichen.
Dadurch erleichtert Tape/Z den Einstieg in die HLASM-Codebasis und unterstützt Entwickler dabei, Programme besser zu verstehen und zu optimieren. Die Fähigkeit, HLASM-Code automatisiert zu parsen und visuell darzustellen, ist ein großer Schritt hin zu effizienteren Entwicklungs- und Wartungsprozessen in Mainframe-Umgebungen. Tape/Z wurde unter Verwendung moderner Technologien wie ANTLR4 für die Definition der Grammatik von HLASM-Instruktionen entwickelt. Damit können komplexe Assemblerprogramme systematisch und zuverlässig analysiert werden. Zu den Kernfunktionen des Toolkits gehört die Fähigkeit, nicht nur die grundlegenden Assemblerbefehle zu erkennen, sondern auch eingebettete DB2 SQL-Anweisungen zu parsen.
Diese Integration ermöglicht eine ganzheitliche Analyse, die über reinen Assemblercode hinausgeht und auch die Datenbank-Interaktionen innerhalb der Programme berücksichtigt. Außerdem verarbeitet Tape/Z Makrodefinitionen und unterstützt die Auflösung von Makro-Erweiterungen und Copybook-Einbindungen, wodurch die tatsächliche Programmstruktur besser nachvollzogen werden kann. Ein besonders hervorstechendes Merkmal von Tape/Z ist die automatische Erstellung von Kontrollflussgraphen (Control Flow Graphs, CFG). Diese visualisieren, wie das Programm abläuft, welche Sprünge und Verzweigungen existieren und ermöglichen es Entwicklern, die Logik und den Ablauf von Programmabschnitten intuitiv zu erfassen. Darüber hinaus unterstützt das Toolkit die Nachverfolgung von Abhängigkeiten zwischen verschiedenen HLASM-Modulen, was für die Analyse großer und modular aufgebauter Programmkomplexe unerlässlich ist.
Ebenso bietet Tape/Z eine Berechnung der zyklomatischen Komplexität, ein Maß für die Komplexität der Programmabschnitte, das für die Qualitätssicherung und die Risikoanalyse von Code hilfreich ist. Für Entwickler, die ihre Analyseergebnisse langfristig speichern und abfragen möchten, integriert Tape/Z die Möglichkeit, seine Analyseergebnisse in der Neo4J-Graphdatenbank abzulegen. Dadurch entstehen umfangreiche graphbasierte Modelle, die komplexe Abhängigkeitsbeziehungen und Kontrollflüsse abbilden. Neo4J erlaubt es, diese Modelle mit leistungsstarken graphenorientierten Abfragen zu explorieren, was besonders bei der Analyse großer Programme mit vielen verwendeten Modulen hilfreich ist. Entwickler und Analysten können so gezielt nach totem Code suchen, Abhängigkeitskreise erkennen oder das Gesamtbild der Programmstruktur durchleuchten.
Eine weitere Stärke von Tape/Z besteht darin, dass es verschiedene Zugriffs- und Nutzungsmöglichkeiten anbietet. Neben der Programmierschnittstelle (API) ist auch ein Command Line Interface (CLI) vorhanden, das über PicoCLI gestaltet ist. Das CLI ermöglicht es Anwendern, diverse Analyseaufgaben direkt über die Kommandozeile auszuführen. Dazu gehören das Exportieren von Kontrollflussgraphen im JSON-Format, das Erstellen von Flowcharts für komplette Programme oder einzelne Abschnitte sowie das Arbeiten mit Makros und Copybooks. Dies erleichtert den Einsatz von Tape/Z in automatisierten Workflows und Continuous Integration Pipelines, die in modernen Mainframe-Entwicklungsumgebungen zunehmend an Bedeutung gewinnen.
Tape/Z richtet sich vor allem an Entwickler, Systemanalytiker und Hauptfachleute, die sich mit der Wartung von Mainframe-Anwendungen beschäftigen. Für viele Unternehmen sind die vorhandenen HLASM-Programme ein wertvolles, aber schwer handhabbares Vermögensgut. Die Codebasen sind oftmals historisch gewachsen und schlecht dokumentiert. Tape/Z bietet hier einen klaren Mehrwert, indem es Werkzeuge bereitstellt, die Transparenz schaffen, die Nachvollziehbarkeit verbessern und somit den Modernisierungsprozess von Mainframe-Anwendungen beschleunigen. Auch für Schulungszwecke und das Onboarding neuer Teammitglieder ist Tape/Z ein hilfreiches Werkzeug, da es ermöglicht, den Aufbau und den Ablauf komplexer Programme verständlich zu visualisieren.
Die Installation und Nutzung von Tape/Z ist unkompliziert für Anwender mit Java-Kenntnissen. Voraussetzung ist die Verwendung von Java 21 oder höher sowie Maven ab Version 3.6. Optional kann Neo4J für die graphbasierte Speicherung und Abfrage installiert werden. Die Software kann direkt vom GitHub-Repository mit allen Submodulen geklont und anschließend mit Maven gebaut werden.
Für Entwickler, die sich mit der API auseinandersetzen wollen, bietet Tape/Z eine serverbasierte Programmierschnittstelle namens Model Context Protocol (MCP) Server, die den Zugriff auf Analysefunktionen und Ergebnisse auf professionellem Niveau ermöglicht. Die Projektstruktur von Tape/Z ist modular und umfasst verschiedene Komponenten, die sich auf einzelne Aufgaben spezialisieren. Dazu zählen Parser-Module, die den HLASM-Code in strukturierte Daten umwandeln, Loader zur Verarbeitung der Codegraphen, sowie Komponenten für die Visualisierung und den Export der Analyseergebnisse. Die enge Verzahnung und klare Trennung der Bereiche machen das Toolkit flexibel und erweiterbar. Dadurch ist Tape/Z offen für zukünftige Erweiterungen wie das Einbinden weiterer Codesprachen oder die Integration neuer Analysealgorithmen.
Tape/Z wird als Open-Source-Projekt unter der MIT-Lizenz veröffentlicht, was die freie Nutzung, Modifikation und Verbreitung ermöglicht. Dies fördert eine aktive Community, die an der Weiterentwicklung und Verbesserung des Toolkits mitwirken kann. Auch die Integration von bewährten Komponenten aus verwandten Projekten wie Cobol-REKT zeigt, dass Tape/Z auf erprobten Technologien basiert und ein solides Fundament für die Mainframe-Analyse bietet. Die Offenheit unterstützt Unternehmen dabei, Tape/Z an ihre spezifischen Anforderungen anzupassen und eigene Erweiterungen zu implementieren. Ein wichtiger Aspekt für viele Unternehmen ist die Unterstützung von eingebetteten DB2 SQL-Anweisungen innerhalb von HLASM-Code.
Viele Mainframe-Programme interagieren intensiv mit Datenbanken, und die Fähigkeit, SQL korrekt zu erfassen und zu analysieren, erlaubt tiefere Einblicke in die Funktionsweise und Abhängigkeiten der Programme. Tape/Z adressiert dieses Bedürfnis gezielt und erweitert die reine Assembleranalyse um diese wichtige Dimension. Neben der technischen Leistungsfähigkeit legt Tape/Z auch Wert auf eine einfache Bedienung. Das mitgelieferte CLI ist übersichtlich gestaltet und bietet gute Dokumentation zur Nutzung sowie Beispiele für typische Arbeitsabläufe. Die Möglichkeit, Flowcharts nicht nur als technische Diagramme, sondern mit optionaler AI-basierter Textzusammenfassung der Programmabschnitte zu erzeugen, unterstreicht die innovative Ausrichtung des Projekts.
Diese Kombination aus traditionellen Analysewerkzeugen und moderner KI-Technologie erleichtert die Informationsaufnahme und unterstützt sowohl erfahrene Entwickler als auch Newcomer. Die umfassende Funktionalität von Tape/Z macht es zu einem wertvollen Werkzeug für die Mainframe-Community. Es trägt dazu bei, die Komplexität von HLASM-Programmen beherrschbar zu machen und die Codequalität durch gezielte Analyse und Visualisierung zu verbessern. Besonders im Kontext der digitalen Transformation und der Migration alter Mainframe-Anwendungen zu moderneren Plattformen bietet Tape/Z hilfreiche Einblicke, die den Erfolg solcher Vorhaben fördern. Abschließend lässt sich sagen, dass Tape/Z eine Antwort auf das wachsende Bedürfnis nach leistungsfähigen Tools für die Analyse von Mainframe-Assemblercode ist.
Durch seine umfangreiche Funktionalität, die Integration moderner Technologien und die Offenheit als Open-Source-Projekt bietet es Entwicklern eine solide Basis für die Arbeit mit z/OS HLASM-Code. Wer sich mit Mainframe-Entwicklung beschäftigt, sollte Tape/Z unbedingt kennenlernen, um den Überblick über komplexe Codestrukturen zu behalten und Prozesse nachhaltig zu verbessern.