Enterprise-KI-Systeme sind inzwischen integrale Bestandteile der digitalen Arbeitswelt geworden. Sie unterstützen Mitarbeiter durch Automatisierung, Effizienzsteigerung und nahtlose Datenverarbeitung. Traditionell basieren diese Systeme auf einem einfachen Sicherheitsmodell: die so genannte Berechtigungsspiegelung. Dabei agiert die KI strikt in den Grenzen der tatsächlichen Nutzerrechte und führt nur jene Aktionen aus, für die der Nutzer explizit berechtigt ist. Für grundlegende Aufgaben wie das Erstellen eines Tickets in Jira oder das Aktualisieren von Dokumenten reicht diese Herangehensweise meist aus.
Doch mit zunehmender Komplexität der Arbeitsabläufe und der Vernetzung verschiedener Abteilungen innerhalb von Unternehmen stößt Berechtigungsspiegelung an wesentliche Grenzen. Gerade Workflows, die koordinierte Aktionen über Nutzer- oder Abteilungsgrenzen hinweg erfordern, stellen eine Herausforderung dar und bergen erhebliche Sicherheitsrisiken. Hier kommt das Konzept der Action Release Gates (ARG) ins Spiel – eine zusätzliche Schutzschicht, die über die klassischen Agentenberechtigungen hinausgeht und den sicheren Daten- und Aktionsfluss zwischen verschiedenen KI-Agenten garantiert. Die Notwendigkeit einer solchen Sicherheitsarchitektur verdeutlichen Alltagsszenarien in Unternehmen. Häufig ist etwa ein Mitarbeiter ausgesperrt und benötigt den Zugriff auf ein geschütztes System wie das Management-Tool für Laptops oder die Datenbank der FileVault-Wiederherstellungsschlüssel.
Gleichwohl besitzt nur das IT-Team die Berechtigung zum Zugriff auf diese Informationen. Die Frage lautet: Wie lässt sich diese Berechtigungsgrenze technisch und sicher mit modernen KI-gestützten Workflows überbrücken? Herkömmliche Systeme können diese Lücke nicht automatisch schließen, und einfache Berechtigungsspiegelungen helfen hier kaum weiter. Denn sie garantieren nicht, dass keine sensiblen Informationen unabsichtlich an unautorisierte Personen weitergegeben werden. Immer wieder entstehen so potenzielle Sicherheitsrisiken, etwa wenn ein Customer-Success-Agent versehentlich sensible Kundendaten anderer Kunden einsehen kann oder wenn Vertriebsmitarbeiter auf interne Finanzinformationen zugreifen, für die sie keine Freigabe besitzen. Der Kern des Problems liegt nicht allein in der Berechtigungsübertragung, sondern vielmehr in der Orchestrierung von Berechtigungen, also der sicheren Verwaltung und Kontrolle des Datenflusses und der Aktionen von Agenten, die unterschiedliche Berechtigungssätze besitzen.
Ein offensichtlicher Ansatz zur Lösung ist es, jedem Agenten eigene Berechtigungsbereiche zuzuweisen und somit grenzüberschreitende Workflows zu unterstützen. Dieses Vorgehen birgt jedoch das Risiko von Datenlecks, sobald Informationen aus einem privilegierten Kontext in einen anderen, weniger geschützten Kontext übertragen werden. Das blinde Vertrauen auf intelligente Prompt-Strategien reicht nicht aus, da selbst bei sehr hohen Effektivitätsraten kleine Fehler in mehrstufigen Prozessen zu unakzeptablen Risiken führen können. Genau an dieser Stelle setzen Action Release Gates an. Sie fungieren als Kontrollpunkte, die immer dann aktiviert werden, wenn Daten einen sensible Berechtigungsgrenze überschreiten.
Jede Datenübertragung oder Aktion, die in einem eskalierten Berechtigungskontext entstanden ist und nun anderen Agenten oder Nutzern bereitgestellt werden soll, wird mittels ARG explizit verifiziert und abgesichert. Es handelt sich somit um ein menschlich-steuerbares Freigabemodell, das die Risiken von Adversarial Prompt Injection, Halluzinationen der KI oder indirektem Datenleck durch Zusammenfassungen minimiert. Berechtigungsbeschränkungen sind nicht nur ein technisches Hindernis, sondern stellen essenzielle Sicherheitsfaktoren dar, die den Zugang zu sensiblen Unternehmensdaten streng reglementieren. Die klassische Berechtigungsspiegelung unterstützt vor allem Governance und teilweise auch Rechenschaftspflichten – jedoch meistens beschränkt auf die Grenzen eines einzelnen Nutzers. Sobald ein Workflow jedoch mehrere Rollen und unterschiedliche Berechtigungsstufen überschreitet, bricht entweder die Umsetzungskraft zusammen oder es leiden Governance und Verantwortlichkeit.
Das Beispiel eines IT-Mitarbeiters, der Wiederherstellungsschlüssel für gesperrte Arbeitsgeräte herausgibt, macht dies besonders deutlich. Während der Benutzer mit seinem Bedarf den Vorgang initiiert, verfügt nur der IT-Mitarbeiter über die notwendigen Systeme, um den Schlüssel tatsächlich abzurufen. Direkt dem Endbenutzer diese Daten zugänglich zu machen, ohne Sicherheitseinbußen, stellt eine Herausforderung dar. Genau hier differenzieren sich Agenten mit verschiedenen Berechtigungsschnitten, die in einem orchestrierten Prozess zusammenarbeiten. Eine Plattform wie Credal setzt diese Trennung konsequent um.
Dort werden verschiedene Agententypen angelegt: ein nutzerorientierter Routing-Agent und ein IT-Agent mit privilegiertem Zugriff. Während Nutzer nur die Interaktionen mit ihrem Agenten sehen, bleiben sensible Informationen innerhalb des IT-Agenten verborgen. Zudem wird jede Aktion mit einem menschlichen Genehmigungsschritt verknüpft, um zu gewährleisten, dass nur bestätigte Anfragen tatsächlich kritische Systeme ansteuern. Diese menschliche Überprüfung lässt sich individuell konfigurieren und kann bei häufiger Genehmigung auch automatisiert werden, behält dabei aber die Überwachungs- und Verantwortungsfunktion bei. Action Release Gates sind mehr als nur technische Kontrollmechanismen.
Sie sind Ausdruck eines Sicherheitsprinzips, das menschliches Urteilsvermögen und Expertise als unabdingbaren Bestandteil in den Schutz von Unternehmensdaten einbindet. Gerade in einer Welt, in der KI-Modelle immer leistungsfähiger und komplexer werden, nehmen potenzielle Angriffsflächen und Fehlerquellen zu. Eine blinde Abhängigkeit von KI-Autonomie steigert Risiken, da selbst minimale Fehler in Antworten zu Datenlecks führen können. Action Release Gates bieten hier die notwendige Schnittstelle für Transparenz, Nachvollziehbarkeit und Sicherheitskritik. Dabei liefert ARG nicht nur binäre Entscheidungen.
Der approbierende Mensch erhält umfassende Informationen zu Herkunft, Ziel und Sensitivität der Daten. Er kann den gesamten Workflow mitverfolgen, die einzelnen API-Zugriffe einsehen, Antworten bearbeiten und konsolidieren, bevor sie an den Nutzer weitergegeben werden. Das ermöglicht auch eine gezielte Erkennung und Verhinderung von Missbrauch, wie etwa der Versuch, sich unberechtigt Zugriff auf fremde Konten oder Daten zu verschaffen. Alternativ lässt sich ARG auf eine „Bypass“-Einstellung setzen, wenn die Risiken gering sind oder die Use-Cases besonders vertrauenswürdig erscheinen. Obwohl dies mehr Agilität ermöglicht, bleibt die Konfiguration nachvollziehbar und die Verantwortlichkeit wird durch Audit-Logs abgebildet.
Die Zukunft von Action Release Gates verspricht noch mehr Automatisierung bei gleichbleibender Sicherheit. So sollen künftig automatisierte Prüfmechanismen, inhaltsbasierte Disclaimer und KI-gestützte Filterungen integriert werden, die den Freigabeprozess teils selbstständig und dennoch verantwortungsbewusst durchführen können. Dies eröffnet neue Möglichkeiten für skalierbare und zugleich sichere KI-Agenten-Orchestrierungen quer durch Unternehmensgrenzen. Insgesamt zeigt sich, dass Action Release Gates eine unverzichtbare Sicherheits-Ebene darstellen, wenn es darum geht, KI-Agenten in den unterschiedlichsten Rollen und mit verschiedenen Berechtigungen miteinander kommunizieren zu lassen. Sie verbinden die Stärken menschlicher Entscheidungsfähigkeit mit automatisierten Abläufen und schaffen so eine Brücke zwischen Komfort, Effizienz und unternehmensweiter Datensicherheit.
Für Organisationen bedeutet dies, dass die Einführung eines solchen Systems nicht nur technologische Innovation darstellt, sondern auch einen kulturellen Wandel in Bezug auf Datenschutz und Verantwortlichkeit unterstützt. Gerade IT- und Sicherheitsabteilungen stehen somit vor der Aufgabe, diese Technologien gezielt zu implementieren und laufend zu optimieren, um ein Gleichgewicht zwischen Nutzerfreundlichkeit und Schutz zu gewährleisten. Plattformen wie Credal bieten dabei bereits heute Lösungen an, die all diese Anforderungen adressieren und Agenten sicher über Berechtigungssilos hinweg orchestrieren. Im Endeffekt schafft das Konzept der Action Release Gates die Basis für eine zukunftsfähige Nutzung von KI im Unternehmen – einer Nutzung, die Vertrauen schafft, Risiken minimiert und dennoch den Innovationsdruck erfüllt, den moderne Arbeitswelten fordern.