Die traditionellen privaten Kapitalmärkte sind seit jeher durch mangelnde Liquidität, eingeschränkten Zugang und komplexe Verwaltungsprozesse gekennzeichnet. Genau diese Herausforderungen adressieren Citi, eine der weltweit führenden Investmentbanken, und die Schweizer SIX Digital Exchange (SDX) mit ihrer bahnbrechenden Partnerschaft zur Tokenisierung von späten Finanzierungsrunden privater Unternehmen. Die Initiative, die erstmals auf dem Point Zero Forum in der Schweiz vorgestellt wurde, steht sinnbildlich für eine neue Ära, in der Blockchain-Technologie und traditionelle Finanzmärkte zunehmend Hand in Hand gehen. Das Herzstück des Projekts ist die von SDX entwickelte Central Securities Depositary (CSD)-Plattform, die auf Blockchains basiert und es ermöglicht, Vermögenswerte zu tokenisieren, abzuwickeln und sicher aufzubewahren. Die Plattform soll bis zum dritten Quartal 2025 in Betrieb genommen werden und richtet sich insbesondere an institutionelle und qualifizierte Investoren weltweit, die Zugang zu spätphasigen Eigenkapitalanteilen erhalten – also Anteile von Unternehmen, die kurz vor dem Börsengang stehen.
Die Tokenisierung dieser Anteile bringt zahlreiche Vorteile mit sich. Für Emittenten schafft die Plattform einen rechtssicheren und skalierbaren Rahmen, mit dem Liquidität verwaltet und insbesondere frühe Investoren sowie Mitarbeiter an dem Erfolg des Unternehmens beteiligt werden können, ohne die Kontrolle über die Kapitalstruktur – das sogenannte Cap Table Management – zu verlieren. Für Anleger eröffnet sich dagegen ein effizienterer und transparenterer Zugang zu hochdynamischen, wachstumsstarken Unternehmen, die traditionell einem exklusiven Kreis vorbehalten waren. Dabei ist die Rolle von Citi weit mehr als die eines reinen Partners: Als digitaler Verwahrer und Tokenisierungspartner übernimmt die Bank die umfassende Betreuung der tokenisierten Assets. Durch diesen Service können Investoren von etablierten End-to-End-Lösungen profitieren, die Sicherheit, Compliance und Effizienz gewährleisten.
Ryan Marsh, Leiter für Innovation und strategische Partnerschaften bei Citi, betont, wie wichtig es ist, den Kundennachfrage nach Zugang zu digitalen Vermögenswerten und aufkommenden Investmentmöglichkeiten gerecht zu werden. Marni McManus, die für Schweiz zuständige Landesdirektorin bei Citi, verweist zudem auf das enorme Potenzial privater Märkte, die nach wie vor stark von manuellen Prozessen und papierintensiven Systemen geprägt sind. Citi zählt zu den Pionieren unter den großen Finanzinstituten, die mit großem Vertrauen auf das Thema Tokenisierung setzen und diese als möglichen künftigen Mainstream-Anwendungsfall im Krypto-Sektor betrachten. Bereits im September 2023 führte Citi mit den Citi Token Services eine private, permissionierte Blockchain ein, die grenzüberschreitende Zahlungen, Liquidität und automatisierte Handelsfinanzierung für institutionelle Kunden ermöglicht. Anfang 2024 beteiligte sich Citi außerdem an einem Proof-of-Concept zur Tokenisierung von Private-Equity-Fonds, gemeinsam mit Partnern aus der Finanz- und Kryptoindustrie, darunter Ava Labs.
Die Zusammenarbeit mit SDX passt somit nahtlos in eine umfassendere Strategie zur digitalen Transformation. Die wachsende Bedeutung der Tokenisierung realer Vermögenswerte (Real-World Asset, RWA) lässt sich auch an anderen prominenten Entwicklungen ablesen. So reichte BlackRock Mitte 2025 Unterlagen für eine auf Blockchain basierende Anteilklasse seines Treasury Trust Fund mit einem Volumen von 150 Milliarden US-Dollar ein, um mittels digitalem Register Investorenanteile abzubilden. Ebenfalls im April kündigte das Unternehmen Libre an, 500 Millionen US-Dollar Telegram-Darlehen durch einen neuen Telegram Bond Fund zu tokenisieren. Im mittleren Osten sorgte ein 3 Milliarden US-Dollar schwerer Tokenisierungsdeal zwischen der MultiBank Group, dem Immobilienunternehmen MAG aus den Vereinigten Arabischen Emiraten und dem Blockchain-Anbieter Mavryk für Aufsehen.
Experten wie Eric Piscini, CEO von Hashgraph, sehen im derzeitigen Aufschwung der Tokenisierung eine Kombination aus mehreren Faktoren am Werk: Klare regulatorische Rahmenbedingungen in wichtigen Märkten, technologischen Fortschritt mit skalierbaren Lösungen und die aktive Beteiligung großer, traditioneller Finanzakteure. In diesem Kontext setzt Citi mit seiner Partnerschaft zu SDX ein starkes Signal für die Zukunft der Private-Equity-Märkte. Die Tokenisierung verändert nicht nur die Art und Weise, wie Anteile gehandelt und verwaltet werden, sondern ermöglicht auch eine Demokratisierung dieser Anlageklasse. Investoren, die zuvor aufgrund von Mindestanlagebeträgen und regulatorischen Beschränkungen kaum Zugang hatten, können nun effizienter und transparenter an Wachstumsunternehmen partizipieren. Die Blockchain-Technologie bietet darüber hinaus eine rechte Sicherheit und Nachverfolgbarkeit, die in den konventionellen Prozessen mittels Papier oft nur schwer gewährleistet ist.
Während die Tokenisierung vor allem in der privaten Finanzwelt an Fahrt gewinnt, leisten Unternehmen wie SDX Pionierarbeit bei der Integration dieser Technologie in bestehende Marktstrukturen. Die Kombination aus regulatorischer Compliance, technologischer Innovation und Servicekompetenz schafft ein Ökosystem, in dem traditionelle Finanzprodukte neu definiert werden. Darüber hinaus kann die Digitalisierung und Automatisierung den administrativen Aufwand deutlich reduzieren und Kosten senken, was letztlich allen Marktteilnehmern zugutekommt. Der Erfolg dieses Projekts könnte weitreichende Auswirkungen auf den gesamten Finanzsektor haben. Schon bald könnten weitere typische Assets des privaten Marktes – etwa Immobilienfonds, Anleihen oder andere illiquide Werte – tokenisiert werden.
Das steigert die Attraktivität dieser Anlageklassen und bringt eine bisher unbekannte Markttransparenz mit sich. Die globalisierte Zugänglichkeit ist ein weiterer Pluspunkt: Anleger aus verschiedenen Ländern können einfach und sicher auf diese Assets zugreifen, ohne komplexe Intermediär-Netzwerke in Kauf nehmen zu müssen. Insgesamt steht die Partnerschaft von Citi und SDX beispielhaft für die digitale Transformation eines bisher konservativen Marktsegments. Die Kombination aus innovativer Blockchain-Lösung, regulatorischer Akzeptanz und dem Engagement renommierter Finanzinstitute verspricht, die Welt der privaten Kapitalmärkte nachhaltig zu verändern. Für institutionelle Anleger bietet sich die Möglichkeit, diversifizierte Portfolios mit früherer Marktzugang zu hochrentablen Wachstumsunternehmen zu erweitern, während Emittenten und Unternehmen von mehr Liquidität und effizienterem Kapitalmanagement profitieren.
In einer Zeit, in der Digitalisierung und Blockchain-Technologie immer stärker in den Fokus rücken, zeigt das Citi/SDX-Projekt, wie traditionelles Banking und moderne Technologie sich sinnvoll ergänzen können, um den Finanzmarkt der Zukunft zu gestalten. Die Entwicklungen sind nicht nur für Anleger in Deutschland und Europa von Bedeutung, sondern signalisieren eine weltweite Bewegung hin zu mehr Transparenz, Effizienz und Inklusivität auf den Kapitalmärkten. Die bevorstehende Markteinführung im Jahr 2025 dürfte daher von zahlreichen Marktbeobachtern mit Spannung erwartet werden, da sie neue Standards für die Zukunft der privaten Finanzmärkte setzen könnte.