American Science & Surplus steht exemplarisch für die Herausforderungen, denen lokale Einzelhändler im Zeitalter von Online-Riesen und großen Handelsketten gegenüberstehen. Der traditionsreiche Laden, der im Raum Illinois und Wisconsin mit mehreren Filialen vertreten ist, hat sich über fast neun Jahrzehnte zu einer unverzichtbaren Anlaufstelle für Technikbegeisterte, Tüftler und Liebhaber aus Wissenschaft und Handwerk entwickelt. Heute kämpft das Urgestein ums Überleben, und diese Lage wirft ein Schlaglicht auf den Wandel des stationären Einzelhandels und den Wert ehrlicher Kundenbindung. Der Ursprung von American Science & Surplus reicht bis ins Jahr 1937 zurück, als es noch unter dem Namen American Lens & Photo hauptsächlich optische Linsen und Fotozubehör verkaufte. Im Laufe der Zeit entwickelte sich das Unternehmen jedoch zu weitaus mehr.
Der heutige Besitzer Pat Meyer ist seit über vier Jahrzehnten Mitglied des Teams, hat sämtliche Aufgaben von unten nach oben erlebt und agiert mit großem persönlichem Engagement für den Fortbestand des Geschäfts. Seine Geschichte spiegelt die tiefe Verwurzelung im Laden wider, die viele Kunden bewundern und zu schätzen wissen. Das Sortiment von American Science & Surplus ist so vielfältig wie außergewöhnlich. Neben klassischer Labor- und Messtechnik finden sich dort unzählige Ersatzteile, Werkzeuge, elektronisches Zubehör, Militärüberbleibsel, kuriose Spielzeuge und Bastelmaterialien. Jeder Gang durch die meterlangen Regale entführt Besucher in eine Welt voller Entdeckungen – vom soliden Schalter über Hebel und Kabel bis hin zu exotischen Tuning-Gabeln oder echten militärischen Schutzmasken.
Dieser Reichtum an oft schwer zu findenden Produkten macht den Laden zu einem unvergleichlichen Schatz für Technikfans und kreative Köpfe. Die Atmosphäre in den Filialen ist geprägt von echter Fachkompetenz und kundenorientiertem Service, der heute leider nur noch selten anzutreffen ist. Immer wieder berichten Kunden davon, dass die Mitarbeiter ihr tiefes Produktwissen gerne und geduldig mit Interessenten teilen und sie bei ihren Projekten unterstützen. Dieses Maß an persönlicher Beratung hebt das Geschäft deutlich von riesigen Versandriesen wie Amazon oder Walmart ab, bei denen der Kunde häufig nur eine bloße Zahl bleibt. Besonders eindrucksvoll ist das Zusammenspiel zwischen Tradition und Innovation, das American Science & Surplus prägt.
Während sich manche Kategorien, wie zum Beispiel die Teleskopabteilung, durch die Dominanz des Online-Handels verkleinert haben, öffnete man sich zugleich neuen Trends. Inzwischen bieten die Läden eine breite Auswahl an Wissenschaftsspielzeug und Materialien für den DIY-Bereich, was besonders jüngere Besucher anzieht und die Maker-Bewegung direkt vor Ort fördert. Veranstaltungen wie wissenschaftliche Abende mit Experimenten, Live-Musik und Auktionen tragen zusätzlich dazu bei, dass die Gemeinschaft um das Geschäft lebendig bleibt und die Leidenschaft für Entdecken und Erforschen weitergegeben wird. Trotz der tiefen Verwurzelung und treuen Anhängerschaft steht American Science & Surplus derzeit vor existenziellen Problemen. Die Auswirkungen der COVID-19-Pandemie und steigende Betriebskosten setzen das Unternehmen unter starken finanziellen Druck.
Banken zeigen sich in der aktuellen Wirtschaftslage wenig bereit, Kredite zu gewähren, und hohe Zinsen erschweren jede Finanzierung. Aus diesem Grund hat Pat Meyer sich schweren Herzens dazu entschlossen, eine Crowdfunding-Kampagne ins Leben zu rufen, um wenigstens 200.000 US-Dollar von loyalen Kunden und Freunden zu sammeln, die das Überleben des Geschäfts sichern sollen. Diese Situation ist exemplarisch für viele kleine bis mittelständische Händler in den Vereinigten Staaten und weltweit. Große Onliner und Discount-Märkte bedrängen langjährig etablierte Läden mit niedrigeren Preisen, riesigem Produktsortiment und extravagantem Marketing.
Der stationäre Handel leidet darunter teilweise massiv, da Kunden Bequemlichkeit und Sonderangebote über persönliche Beratung und lokale Verbundenheit stellen. Das Ergebnis ist ein dramatischer Rückgang kleiner, spezialisierter Läden, die dadurch unwiederbringlich verloren gehen. American Science & Surplus versucht diesem Trend aktiv entgegenzuwirken. Die Crowdfunding-Aktion ist mehr als nur ein Aufruf zur finanziellen Unterstützung – sie ist ein Plädoyer für den Erhalt einer Kultur, die Handwerk, Wissenschaft und Entdeckergeist lebendig hält. Pat Meyer betont, dass die Zukunft des Ladens nicht nur an einer Renovierung der Infrastruktur oder moderner Software hängt, sondern an der Gemeinschaft, die sich um ihn gebildet hat.
Kunden schätzen nicht nur die Waren, sondern auch die Begegnungen, das Fachwissen und das Flair, das den Laden einzigartig macht. Sollte die Fundingsumme erreicht werden, plant American Science & Surplus unter anderem den Umzug des Lagers in eine kleinere, kostengünstigere Location, was dringend notwendig ist, um die Fixkosten zu senken und die Effizienz zu erhöhen. Zudem sollen Website und Verkaufssysteme modernisiert werden – ein wichtiger Schritt, um auch online wettbewerbsfähig zu bleiben und jüngere Zielgruppen besser anzusprechen. Dennoch bleibt der Fokus klar auf dem stationären Geschäft, da nur dort die besondere Atmosphäre und Interaktion vorhanden sind, die den Unterschied ausmachen. Die Geschichte von American Science & Surplus zeigt, warum es sich lohnt, lokale Geschäfte zu unterstützen, auch wenn Online-Angebote auf den ersten Blick oft verlockender scheinen.
Der Laden ist nicht einfach nur ein Ort zum Einkaufen, sondern ein Treffpunkt für Menschen, die leidenschaftlich an Technik, Wissenschaft und Basteln interessiert sind. Solche Orte fördern Kreativität, Bildung und soziales Miteinander – Werte, die in der heutigen digitalen Welt manchmal verloren gehen. Wer heute durch die Regale von American Science & Surplus in Park Ridge, Geneva oder Milwaukee schlendert, spürt die Vielfalt und Tiefe der Produktwelt ebenso wie die Liebe, mit der sie präsent ist. Hier findet man Ersatzteile, die anderswo vergriffen sind, ungewöhnliche Kuriositäten, die sonst keinen Käufer hätten, und vor allem Menschen, die sich für die kleinen und großen Dinge des Lebens begeistern. Kunden erzählen oft, wie sie beim Besuch immer wieder Neues entdecken oder ihre eigenen Projekte mit Hilfe der Beratung voranbringen konnten.
In Zeiten, in denen große Konzerne den Handel dominieren, sind diese Oasen für Technikfreaks und Bastler geradezu unverzichtbar. American Science & Surplus steht als lebendes Beispiel dafür, wie vielfältig und kreativ lokale Einzelhandelsgeschäfte sein können und gleichzeitig wie dringend es sie braucht. Der aktuelle Überlebenskampf des Ladens erinnert daran, dass jeder von uns mit seinem Kaufverhalten und seiner Wertschätzung etwas bewirken kann, um diese kleinen, besonderen Orte auch für kommende Generationen zu erhalten. Der Kampf von American Science & Surplus ist deshalb auch ein Kampf für Vielfalt, Begegnung und die Chance, Wissenschaft und Technik mit allen Sinnen zu erleben. Das Geschäft ist mehr als nur eine Verkaufsstelle; es ist ein Stück gelebte Gemeinschaft, Innovation und Tradition.
Mit dem Aufruf an die Kunden, Unterstützer und Freunde steht der Laden stellvertretend für viele andere, die im Schatten der Giganten ums Überleben ringen, aber niemals ihren einzigartigen Charakter aufgeben wollen. Wer sich für Technik, Basteln oder Wissenschaft interessiert, findet in American Science & Surplus einen Partner und Inspirationsquelle gleichermaßen. Die Zukunft mag fragil sein, doch mit Zusammenhalt und Unterstützung kann dieses faszinierende Stück Einzelhandelsgeschichte hoffentlich noch lange fortbestehen und weiterhin Generationen von Machern, Tüftlern und Neugierigen begeistern.