Die bevorstehenden Pflichtentnahmen aus individuellen Altersvorsorgekonten, kurz IRAs, sind für viele Anleger ein entscheidendes Thema. Insbesondere dann, wenn mehrere IRAs vorhanden sind, stellt sich die Frage, wie man diese bestmöglich verwalten sollte, bevor die erste RMD im Jahr 2027 beginnt. Die Thematik ist komplex, da steuerliche Vorgaben, Berechnungsgrundlagen und persönliche Lebensumstände berücksichtigt werden müssen. In Deutschland sind vergleichbare Regelungen vor allem bei der betrieblichen Altersvorsorge relevant, für US-Steuerzahler hingegen bieten IRAs und deren Regulierung interessante Herausforderungen. Die korrekte Handhabung kann helfen, unnötige Steuerlasten zu vermeiden und langfristig mehr Flexibilität in der Ruhestandsplanung zu gewinnen.
Grundsätzlich verpflichtet der Gesetzgeber jeden, der traditionelle IRAs oder andere steuerlich geförderte Altersvorsorgekonten besitzt, spätestens ab dem Erreichen eines gewissen Alters, regelmäßige Mindestentnahmen vorzunehmen. Diese sogenannten Required Minimum Distributions (RMDs) sorgen dafür, dass die angesparten Gelder nicht unbegrenzt steuerfrei wachsen. Das Alter, ab dem diese Entnahmen erstmals fällig werden, wurde aktuell auf 73 Jahre festgelegt. Damit ist das Jahr 2027 für viele Personen ein bedeutendes Startdatum. Die Berechnung der Höhe der RMD basiert auf dem Guthaben der IRA-Konten zum Stichtag des 31.
Dezember des Vorjahres. Für die erste Verteilung im Jahr 2027 nehmen Steuerberater den Wert der Konten am 31. Dezember 2026 als Bemessungsgrundlage. Die Berechnung erfolgt mittels eines sogenannten Lebenserwartungsfaktors, der vom IRS vorgegeben wird und sich regelmäßig ändern kann. Dieser Faktor berücksichtigt die erwartete verbleibende Lebensdauer und sorgt dafür, dass die Auszahlungen über die Zeit sinnvoll gestundet werden.
Für einen 73-Jährigen liegt der Faktor aktuell bei etwa 26,5. Ein wichtiger Punkt, der oft für Verwirrung sorgt, betrifft das Handling mehrerer IRAs. Viele Menschen halten nicht nur ein Altersvorsorgekonto, sondern verteilen die Ersparnisse auf unterschiedlichste IRAs, oftmals bei verschiedenen Banken oder Finanzdienstleistern. Die Frage lautet, ob die jeweiligen Mindestentnahmen von jedem einzelnen Konto erfolgen müssen oder ob eine Gesamtsumme aus allen Konten gezogen werden kann. Hier wird vom Gesetzgeber im Falle von traditionellen IRAs eine gewisse Flexibilität gewährt.
Es ist möglich, die RMD-Summe über alle IRAs hinweg zu berechnen und die Auszahlung von einem oder mehreren Konten durchzuführen, solange die Gesamtentnahmen mindestens die geforderte Summe erreichen. Dies unterscheidet sich jedoch von anderen steuerlich geförderten Konten wie 401(k) Plänen, bei denen oft separate Entnahmen aus jedem Konto verlangt werden. Zudem sind Roth IRAs von den RMD-Regeln nicht betroffen und müssen nicht zwangsläufig in die Berechnung einbezogen werden. Wer also mehrere Roth IRAs besitzt, profitiert hier von erheblichen steuerlichen Freiheitsgraden. Vor dem Start der Pflichtentnahmen ist es deshalb ratsam, die persönliche Kontostruktur genau zu überprüfen.
Ein gezieltes Zusammenlegen oder Konsolidieren einiger IRAs kann helfen, den Verwaltungsaufwand zu reduzieren und die Flexibilität bei den Entnahmen zu erhöhen. Steuerliche Beratung ist in diesem Zusammenhang ein wertvoller Begleiter, da die individuellen Umstände maßgeblich beeinflussen, wie die beste Vorgehensweise aussieht. Neben der reinen Pflichtentnahmehöhe spielt auch der Zeitpunkt der Auszahlung eine Rolle. Gesetzlich vorgeschrieben ist, dass die RMD in jedem Kalenderjahr bis spätestens zum 31. Dezember gezogen werden muss.
Für das erste Jahr mit RMD ist allerdings eine verlängerte Frist möglich: Die erste Pflichtentnahme kann auch erst bis zum 30. April des Folgejahres erfolgen. Diese Option hat allerdings den Nachteil, dass im zweiten Jahr direkt zwei RMD-Beträge fällig werden, wodurch sich die Steuerbelastung erhöht. Viele Finanzexperten empfehlen deshalb, die erste Entnahme direkt im Jahr des 73. Geburtstages zu tätigen.
Darüber hinaus stellt sich die strategische Frage, welcher Anteil der Rendite bzw. der Gesamtsumme in den Folgejahren entnommen werden sollte. Während die RMD selbst einen Mindestbetrag definiert, steht es den Anlegern frei, darüber hinausgehende Summen zu entnehmen. Dies kann aus verschiedenen Gründen sinnvoll sein, etwa um die Steuerprogression zu steuern, wichtige Ausgaben zu finanzieren oder steuerfreie Erbschaften vorzubereiten. Die Planung vor dem tatsächlichen Beginn der Pflichtentnahmen umfasst zudem die Überlegung, wie sich die Abfolge der Entnahmen auf die langfristige Portfolioentwicklung auswirkt.
Eine frühzeitige Teilentnahme kann helfen, Anlagegewinne zu sichern oder Verluste zu minimieren. Ebenso kann die Verteilung der Entnahmen auf unterschiedliche Konten mit verschiedenen Anlageklassen steuerliche Vorteile bringen. Nicht zuletzt gewinnt die Kommunikation zwischen Ehepartnern oder Partnerschaften an Bedeutung. Bei gemeinsamem Vermögen lohnt es sich, die Nutzung der sogenannten Joint Life Expectancy Table zu prüfen. Diese Tabelle berücksichtigt das Alter beider Partner und gibt einen korrigierten Lebenserwartungsfaktor vor, der manchmal zu niedrigeren RMD-Beträgen führt.
Dadurch kann die Steuerbelastung über die Jahre hinweg verringert und der Vermögenserhalt optimiert werden. Die aktuelle Entwicklung im Steuer- und Altersvorsorgerecht zeigt, dass fundierte Informationen und individuelle Planungsschritte essenziell sind. Wer die gesetzlichen Vorgaben kennt und seine Konten sinnvoll verwaltet, kann die finanziellen Vorteile maximieren und unangenehme Überraschungen vermeiden. Ein guter Ausgangspunkt ist das regelmäßige Monitoring des Kontoabschlusses zum Jahresende und die rechtzeitige Beratung durch einen kompetenten Finanzexperten. Dabei sollten auch steuerliche Aspekte, etwa bezüglich der Einkommensteuer auf RMDs, berücksichtigt werden.
In manchen Fällen kann durch geschickte Planung, wie z. B. vorgezogene Teilentnahmen oder Roth-Conversion-Strategien, die Steuerlast spürbar gesenkt werden. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Verwaltung mehrerer IRAs vor dem Start der Pflichtentnahmen eine vorausschauende Herangehensweise erfordert. Die Kenntnis der aktuellen Gesetzeslage, die genaue Ermittlung der RMD-Beträge, die strategische Auswahl der Konten für Entnahmen und eine individuelle Lebensplanung sind die Grundlagen für eine erfolgreiche und sorgenfreie Ruhestandsphase.
Wer diese Faktoren beachtet, kann nicht nur anfängliche Herausforderungen meistern, sondern auch die langfristige finanzielle Sicherheit nachhaltig verbessern.