Die US-Umweltschutzbehörde Environmental Protection Agency (EPA) steht vor einer der umfassendsten Umstrukturierungen ihrer Geschichte, die durch einen erheblichen Personalabbau und die Auflösung ihrer zentralen Forschungsabteilung geprägt ist. Die geplanten Maßnahmen sehen vor, die Mitarbeiterzahl auf das Niveau der 1980er Jahre zu reduzieren und das Office of Research and Development zu schließen. Diese Entwicklungen haben weitreichende Konsequenzen für die zukünftige Rolle der EPA und den Umwelt- und Klimaschutz in den Vereinigten Staaten. Die EPA wurde 1970 mit dem Ziel gegründet, Umweltverschmutzung zu bekämpfen und die öffentliche Gesundheit zu schützen. Seitdem hat sich die Behörde zu einer der wichtigsten Instanzen für Umweltregulierung entwickelt.
Aktuell befinden sich mehr als 15.100 Mitarbeiter im Dienst der EPA, doch dieser Bestand soll auf etwa 11.400 reduziert werden, was dem Stand unter der Reagan-Administration entspricht. Zu dieser Zeit galt die Behörde nicht selten als unter Druck durch politisch motivierte Eingriffe. Die geplante Kürzung von rund 300 Millionen US-Dollar im Haushalt für das Fiskaljahr 2026 stellt eine erhebliche Einsparung dar, die auch durch die Streichung von Fördermittel in Milliardenhöhe begleitet wird.
Die Leitung unter EPA-Administrator Lee Zeldin begründet den Einschnitt mit dem Ziel, die Behörde zu verschlanken, regulatorische Hürden abzubauen und eine verstärkte Energieentwicklung zu ermöglichen. Diese Vorgaben greifen die Leitlinien der früheren Trump-Regierung auf, welche die Industrie stärken und gleichzeitig Umweltschutzauflagen lockern wollte. Die Auflösung des Office of Research and Development stellt jedoch einen besonders umstrittenen Teil der Reform dar. Dieses Büro ist seit Jahrzehnten das wissenschaftliche Rückgrat der EPA, das unabhängige Studien erstellt, Umweltstandards entwickelt und die wissenschaftliche Grundlage für politische Entscheidungen liefert. Die Forschung soll künftig in verschiedene Programmbüros umgesiedelt werden, insbesondere in ein neu geschaffendes Office of Applied Science, das unmittelbar von politischen Führungskräften kontrolliert wird.
Diese Verschiebung führt zu Bedenken seitens Wissenschaftlern und Umweltorganisationen, da die Unabhängigkeit der Forschung und die Glaubwürdigkeit der Ergebnisse eingeschränkt werden könnten. Kritiker, darunter die Union of Concerned Scientists, warnen davor, dass die Neuausrichtung dazu führen könnte, dass die EPA zur politischen Schaltzentrale wird, in der wissenschaftliche Erkenntnisse lediglich dazu dienen, vorgegebene politische Ziele zu legitimieren. Die Umklassifizierung von Wissenschaftlern als politische Mitarbeiter gefährdet die Integrität der Forschung und könnte langfristig das Vertrauen der Öffentlichkeit in Umweltmanagement unterminieren. Die Veränderungen betreffen auch das Office of Science and Technology, das unter anderem für die Entwicklung wissenschaftlicher Leitlinien zu Wasserqualität und Umweltschutz zuständig ist. Dessen Auflösung bedeutet eine Schwächung der Kapazitäten zur Entwicklung neuer Umweltstandards und zur Sicherstellung der Einhaltung bestehender Vorschriften.
Ergänzend dazu wird ein neues Büro geschaffen, das sich mit der Zusammenarbeit mit staatlichen Behörden bei der Luftreinhaltung beschäftigen soll, um Genehmigungsprozesse zu beschleunigen und Konflikte bei der Umsetzung bundesstaatlicher Vorgaben zu reduzieren. Positiv hervorzuheben ist die Aufstockung von Personal in der Office of Chemical Safety and Pollution Prevention. Dort sollen 130 neue Stellen geschaffen werden, um den enormen Rückstau bei der Überprüfung von über 500 neuen Chemikalien und mehr als 12.000 Pestiziden abzuarbeiten. Dies könnte zu einer verbesserten Kontrolle gefährlicher Substanzen beitragen, insbesondere bei Stoffen, die bislang unzureichend reguliert sind.
Unklarheit herrscht darüber, was mit den etwa 1.500 Angestellten des aufgelösten Forschungsbüros geschieht. Es wird erwartet, dass nur rund 400 von ihnen in neuen Positionen unterkommen, während die Zukunft der übrigen Mitarbeiter unsicher bleibt. Die EPA hat die Frist für freiwillige Entlassungen verlängert, doch viele Beschäftigte stehen vor einer ungewissen beruflichen Zukunft. Neben strukturellen Änderungen soll die EPA auch in den Bereichen Cybersicherheit, Notfallmanagement sowie Wasseraufbereitung und -wiederverwendung verstärkte Akzente setzen.
Diese Themen gewinnen angesichts zunehmender Umweltkrisen wie Dürren, Überschwemmungen und Industrieunfällen an Bedeutung und sind zentrale Herausforderungen für den Umweltschutz der Zukunft. Die geplanten Einschnitte und Umstrukturierungen der EPA spiegeln einen tiefgreifenden Wandel der US-Umweltpolitik wider, der stark von politischen Interessen geprägt ist. Während Befürworter der Reformen den Abbau von Bürokratie und die Förderung der Energieindustrie als Fortschritt sehen, warnen Wissenschaftler und Umweltaktivisten vor einer Abschwächung der Umweltstandards und einer Erosion der wissenschaftlichen Basis. Langfristig könnten diese Maßnahmen die Fähigkeit der EPA beeinträchtigen, effektiv gegen Umweltverschmutzung, Klimaerwärmung und gesundheitliche Risiken vorzugehen. Die Reduzierung von Personal bedeutet auch einen Verlust an Know-how und Erfahrung, die schwer wieder aufzubauen sind.
Die Verlagerung der Forschung unter politische Kontrolle kann die Objektivität von Umweltstudien verzerren und den Einfluss von Lobbyisten verstärken. Die aktuelle Umstrukturierung steht exemplarisch für die Spannungen zwischen kurzfristigen wirtschaftlichen Interessen und langfristigem Umweltschutz, die vielerorts in den USA und international zu beobachten sind. Insbesondere angesichts der globalen Herausforderungen durch den Klimawandel ist es fraglich, ob eine Reduzierung wissenschaftlicher Kapazitäten den Interessen der Gesellschaft dient. Insgesamt zeigt der geplante Personalabbau und die Auflösung des Forschungsbüros der EPA eine Institution im Wandel, der von politischen Vorgaben stark beeinflusst wird. Die Entscheidungen der kommenden Monate werden maßgeblich bestimmen, wie die USA ihre Umweltpolitik gestalten und welche Rolle Wissenschaft und Forschung dabei einnehmen werden.
Die internationale Gemeinschaft und Umweltakteure beobachten diese Entwicklungen mit Sorge, da die EPA eine bedeutende globale Rolle im Kampf für nachhaltige und gesunde Lebensbedingungen spielt.