Die Numerische Lineare Algebra stellt einen zentralen Bereich in der Computational Science und Information Engineering dar, der als Basis für viele wissenschaftliche und ingenieurtechnische Anwendungen dient. An der Technischen Universität München (TUM) wird dieser Bereich durch den Kurs Numerische Lineare Algebra für Computational Science and Information Engineering praxisorientiert und theoretisch exzellent abgedeckt. Die Vorlesung ist speziell darauf ausgelegt, die Studierenden sowohl mit klassischen Konzepten vertraut zu machen als auch moderne Methoden und Programmierpraktiken zu fördern – und das alles in enger Verbindung mit der Programmiersprache Julia, die sich zunehmend als der Standard in numerischen Simulationen etabliert.Im Fokus der Vorlesung steht ein tiefes Verständnis grundlegender algebraischer Methoden in Verbindung mit effizienten Algorithmen und präziser Fehlerkontrolle bei der numerischen Lösung linearer Gleichungssysteme, Eigenwertproblemen und anderen fundamentalen Operationen. Dabei wird bereits zu Beginn der Veranstaltung Wert darauf gelegt, die mathematischen Grundlagen systematisch und fundiert darzustellen.
Eingestiegen wird in die Thematik mit einer Einführung, die nicht nur die mathematische Bedeutung und den Anwendungsbereich der linearen Algebra erklärt, sondern auch die Relevanz von numerischen Verfahren und Programmierstrukturen hervorhebt.Die erste inhaltliche Einheit widmet sich den essenziellen Grundlagen der linearen Algebra. Hier werden die wichtigsten Konzepte wie Vektorräume, Matrizenalgebra, Linearkombinationen, Rang, Determinanten und Basen klar und verständlich behandelt. Diese Basis schafft die nötige Grundlage, um komplexere Algorithmen und numerische Verfahren nachvollziehen zu können. Gleichzeitig wird ein Einstieg in die Programmiersprache Julia geboten, die im Rahmen der Vorlesung genutzt wird.
Julia ist speziell für mathematisch-numerische Berechnungen optimiert, was sie zur idealen Sprache für diesen Kurs macht. Ihre Syntax ist einfach zu lernen, und gleichzeitig sind durch vielfältige Bibliotheken und hohe Performance umfangreiche Anwendungen möglich.Neben theoretischen Vorträgen umfasst die Vorlesung eine Vielzahl an praktischen Übungen und Hausaufgaben, die in Form von PDF-Dokumenten zur Verfügung gestellt werden. Ein besonderer Fokus liegt auf Programmierübungen, welche es den Studierenden ermöglichen, den theoretisch erlernten Stoff direkt in Julia umzusetzen. Dadurch entsteht eine unmittelbare Verknüpfung zwischen Theorie und Praxis, was das Verständnis und die Fähigkeit zur Anwendung numerischer Methoden erheblich verbessert.
Viele Themenbereiche widmen sich den Herausforderungen der Genauigkeit und Stabilität von numerischen Verfahren. Die Floating-Point-Arithmetik bildet das Fundament, um Fehleranalysen zu verstehen und einzuschätzen. Gerade bei großen Rechenoperationen wie in der linearen Algebra spielt die Rundungsgenauigkeit eine entscheidende Rolle. Die Vorlesung zeigt, wie Fehler in Berechnungen entstehen und welche Strategien helfen, diese zu minimieren oder sinnvoll zu kontrollieren.Im Verlauf der Veranstaltung werden verschiedene Verfahren zur Lösung linearer Gleichungssysteme behandelt.
Neben den klassischen direkten Methoden, die für dichte Matrizen optimiert sind, wird auch auf spezielle Datenstrukturen eingegangen, die für dünnbesetzte, sogenannte sparse Matrizen, geeignet sind. Die effiziente Speicherung und Handhabung dieser Matrizenarten sind entscheidend für die Leistungsfähigkeit der Algorithmen bei großen Problemen. Es wird gezeigt, wie moderne Subroutinen und bibliotheksgestützte Verfahren in Julia genutzt werden können, um diese Aufgaben zu lösen.Ein weiterer Schwerpunkt der Vorlesung sind iterative Verfahren zur Lösung linearer Systeme und Eigenwertprobleme. Diese Methoden sind insbesondere bei großen und dünnbesetzten Systemen relevant, bei denen direkte Verfahren oft zu aufwendig oder speicherintensiv wären.
Dazu zählen grundlegende iterative Verfahren wie das Jacobi- oder Gauß-Seidel-Verfahren, aber auch moderne Krylov-Unterraum-Methoden wie der konjugierte Gradientenalgorithmus oder Verfahren nach Arnoldi und Lanczos. Die Vorlesung erläutert ihre mathematischen Grundlagen, ihre Implementierung in Julia sowie ihre Vor- und Nachteile in der Praxis.Im Themenkomplex der Vorlesung sind auch fortgeschrittene Methoden wie Blockverfahren, multigrid Methoden und preconditioned iterative Lösungsverfahren enthalten. Diese Verfahren dienen dazu, die Konvergenzgeschwindigkeit zu verbessern und die Rechenzeit bei großen Problemen drastisch zu reduzieren. Dabei wird zum Beispiel das Konzept von Preconditionern detailliert erklärt, die als Vor-Verarbeitungsfilter wirken, um das zu lösende Gleichungssystem besser konditioniert und damit numerisch stabiler zu machen.
Ebenso wird erläutert, wie man die Vorteile von Kommunikation-umgehenden Algorithmen nutzen kann, die in verteilten Rechensystemen von enormer Bedeutung sind.Neben den klassischen Themen beinhaltet der Kurs auch moderne und hochaktuelle Felder der numerischen linearen Algebra. Elemente der randomisierten numerischen linearen Algebra erweitern das Spektrum um probabilistische Methoden, die heute in Big Data und maschinellem Lernen immer wichtiger werden. Die Studierenden lernen, wie Zufallstechniken eingesetzt werden können, um große Matrizen zu approximieren und computationally effizient zu verarbeiten. Ebenso werden Methoden zur Berechnung von Matrixfunktionen vorgestellt, die in Anwendungen wie Differentialgleichungen oder Signalverarbeitung eine wichtige Rolle spielen.
Im Gesamtbild bietet die Vorlesung an der TUM mit einem strukturierten Aufbau aus 18 Vorlesungen, begleitet von umfangreichem Lehrmaterial in Form von Slides (verfügbar als .tex und .pdf) und interaktiven Notebooks (im Jupyter-Format), eine umfassende Möglichkeit, die numerische lineare Algebra theoretisch zu begreifen und praktisch umzusetzen. Die durchgängige Nutzung von Julia erlaubt es den Studierenden, in einem modernen, leistungsfähigen Umfeld zu programmieren und dabei Konzepte unmittelbar zu erforschen und zu testen.Die Verzahnung von Mathematik, Informatik und Ingenieurwissenschaften in diesem Kurs bietet eine exzellente Vorbereitung auf anspruchsvolle wissenschaftliche und industrielle Herausforderungen.