Der heutige Arbeitsmarkt durchläuft eine komplexe Phase, in der sowohl Bewerber als auch Unternehmen vor immer größer werdenden Herausforderungen stehen. Die Suche nach qualifiziertem Personal wird zunehmend schwieriger, während viele Jobsuchende das Gefühl haben, trotz guter Qualifikationen kaum Chancen zu erhalten. Diese Situation hat einen Teufelskreis im Personalwesen entstehen lassen, der schwer zu durchbrechen ist und sowohl Kandidaten als auch Arbeitgeber in eine Art Sackgasse führt. Eine der Hauptursachen für diesen Kreislauf ist die verstärkte Nutzung von Künstlicher Intelligenz (KI) und automatisierten Tools in den Personalabteilungen. Immer mehr Unternehmen setzen solche Technologien ein, um Lebensläufe zu scannen, Bewerberprofile zu bewerten und eine erste Vorauswahl zu treffen.
Diese Tools filtern nicht nur nach Schlagwörtern, sondern bewerten auch die Übereinstimmung von Fähigkeiten und Erfahrungen mit den ausgeschriebenen Stellen. Für viele Bewerber bedeutet das, dass traditionelle Lebensläufe, die nicht auf die Anforderungen der jeweiligen Stelle zugeschnitten sind, schnell aussortiert werden. Die Folge ist eine erhöhte Frustration auf Seiten der Jobsuchenden. Viele berichten von fehlenden Rückmeldungen, sogenanntem Ghosting, und der ständigen Herausforderung, ihre Unterlagen so anzupassen, dass sie den Algorithmen gerecht werden. Eine strategische Anpassung des Lebenslaufs an jede einzelne Bewerbung wird zunehmend zur Notwendigkeit, was wiederum viel Zeit und Ressourcen kostet.
Gleichzeitig beobachten Bewerber, dass Unternehmen trotz technischer Unterstützung Schwierigkeiten haben, offene Stellen fachgerecht zu besetzen. Dieses Paradox verstärkt den Eindruck eines unüberwindbaren Kreislaufs. Auf der anderen Seite steigt der Druck auf Unternehmen, geeignete Talente schnell zu finden und einzustellen. Viele Firmen, teils angelehnt an die Standards und Prozesse großer Technologiekonzerne, führen umfangreiche Einstellungsverfahren mit mehreren Interviewrunden durch, um die „besten“ Kandidaten zu identifizieren. Dieser Prozess ist jedoch für viele Bewerber, insbesondere für jene, die sich in einer finanziell angespannten Situation befinden, kaum machbar.
Die Folge ist, dass viele Kandidaten frühzeitig abspringen oder die erste verfügbare Stelle annehmen, auch wenn diese nicht optimal zu ihren Fähigkeiten passt. Zusätzlich investieren Unternehmen verstärkt in das Personalwesen und stellen mehr HR-Mitarbeiter ein, um die Rekrutierungsprozesse zu verbessern. Dennoch entsteht der Eindruck, dass dadurch nicht unbedingt eine Erleichterung in der Bewerbersuche erreicht wird, sondern vielmehr ein weiterer Layer an Bürokratie und Verzögerung entsteht. Der Mensch im Zentrum der Rekrutierung scheint durch automatisierte Filter, steigende Anforderungen und komplexe Prozesse in den Hintergrund zu geraten. Diese Situation bedingt einen Teufelskreis, in dem sich beide Seiten ungewollt blockieren.
Bewerber passen ihre Unterlagen an automatisierte Systeme an, verlieren dabei aber manchmal ihre Authentizität; Unternehmen versuchen, mit neuen Technologien und größerem Personaleinsatz die besten Talente zu finden, führen aber Prozesse ein, die abschreckend wirken und qualifizierte Kandidaten verlieren. Die Folge sind längere Einstellungszyklen, eine hohe Abbrecherquote bei Bewerbern und letztlich offene Stellen, die trotz aller Bemühungen nicht besetzt werden. Ein weiterer Aspekt ist, dass der Arbeitsmarkt zunehmend von einem Wettbewerb geprägt ist, bei dem viele Unternehmen davon ausgehen, sie müssten Standards wie Google oder andere weltbekannte Technologiekonzerne imitieren, um attraktiv zu erscheinen. Dies führt zu komplexen Bewerbungsverfahren, die oft zeitintensiv und wenig flexibel sind. Für Bewerber mit dringendem Bedarf an einer Beschäftigung ist dies eine kaum zu überwindende Hürde.
Die individuellen Herausforderungen für Bewerber sind groß. Wer längere Zeit keine Rückmeldung erhält, verliert oft die Motivation und das Vertrauen in den gesamten Prozess. Viele geben sich mit der erstbesten Gelegenheit zufrieden, die nicht selten nicht zu ihren Karrierezielen passt. Dieses Verhalten führt dazu, dass Unternehmen oft Kandidaten einstellen, die nicht optimal zum Unternehmen passen, was langfristig die Mitarbeiterzufriedenheit und Produktivität beeinträchtigen kann. Um diesen Teufelskreis zu durchbrechen, bedarf es eines Umdenkens auf beiden Seiten des Arbeitsmarktes.
Bewerber müssen ihre Unterlagen besser auf die jeweilige Stelle anpassen, was zwar aufwendig ist, aber die Chancen auf eine Einladung erhöhen kann. Gleichzeitig sollten Unternehmen ihre Prozesse hinterfragen und flexibilisieren, um den Bewerbern ein positives Erlebnis zu bieten. Der Einsatz von KI sollte nicht dazu führen, dass Menschen nur noch aufgrund von Algorithmen bewertet werden, sondern vielmehr als unterstützendes Werkzeug dienen. Die Balance zwischen Effizienz und Menschlichkeit im Recruiting-Prozess ist entscheidend. Unternehmen sollten verstärkt auf persönliche Gespräche und individuelle Beurteilungen setzen, die neben den technischen Qualifikationen auch Soft Skills und Kulturfit berücksichtigen.