Der April 2025 stellte für Ölaktien einen äußerst schwierigen Monat dar. Die Kurse von großen Öl- und Gasunternehmen wie Chevron, APA Corporation und Halliburton fielen deutlich, und zwar in einem Ausmaß, das viele Investoren überraschte. Während der Aktienmarkt allgemein zu einer gewissen Erholung nach anfänglichen Verlusten neigte, blieben Ölpreise und damit auch die Energieaktien unter Druck. Die Gründe für diesen deutlichen Rückgang sind vielschichtig und eng mit wirtschaftlichen, politischen und geopolitischen Entwicklungen verbunden. Zentraler Auslöser für den drastischen Kursrutsch bei Ölwerten war der sogenannte „Liberation Day“ am 2.
April, als unerwartet hohe Zölle von der US-Regierung auf zahlreiche Länder verhängt wurden. Diese Maßnahme betraf nicht nur traditionelle Handelspartner, sondern auch rivalisierende Staaten wie China. Obwohl das Öl selbst nicht direkt von den Tarifen betroffen war, wirkten sich die Maßnahmen indirekt belastend auf die Ölpreise aus, da die Sorge vor einer wirtschaftlichen Abschwächung weltweit wuchs. Eine verlangsamte Wirtschaftstätigkeit aufgrund der Handelskonflikte bedeutet geringere Nachfrage nach Öl, was zu einem Überangebot und folglich fallenden Preisen führt. Die Rohölarten Brent und West Texas Intermediate (WTI) erfuhren im April den stärksten Preisrückgang seit November 2021.
Brent-Öl verlor etwa 15 Prozent seines Wertes, WTI sogar rund 18 Prozent innerhalb eines Monats. Die starke Korrelation zwischen Ölpreisen und Aktienkursen von Ölunternehmen ist gut dokumentiert – bei sinkenden Ölpreisen sind die Umsätze und Gewinne der Förderer und Dienstleister unter Druck, was wiederum Investoren abschreckt. Der Ölmarkt, bekannt für seine Volatilität, reagierte auf die Kombination aus globalen politischen Spannungen und wirtschaftlichen Unsicherheiten mit einem starken Abverkauf. Die Reaktion der Börsen zeigte jedoch eine interessante Divergenz: Während viele Sektoren sich gegen Ende April von den anfänglichen Verlusten erholten, blieben die Ölpreise und betroffenen Aktien weiterhin belastet. Dies hängt vor allem mit der Unsicherheit im Handel mit China zusammen, dem weltweit zweitgrößten Ölverbraucher.
Verhandlungen zwischen den USA und China gestalten sich kompliziert und ziehen sich hin, sodass eine Entspannung der Handelsbeziehungen und damit einhergehend eine Erholung der Ölnachfrage nicht in Sicht sind. Diese Unsicherheit führt dazu, dass Investoren bei Ölaktien vorsichtig bleiben und sich zurückhalten. Parallel dazu verschärft Saudi-Arabien die Marktlage weiter, indem das Land eine mögliche Erhöhung der Ölfördermengen ankündigte. Dieses Vorgehen signalisiert damit eine mögliche Ausweitung des Angebots auf einem bereits von Nachfragesorgen belasteten Markt. Normalerweise versucht die Organisation erdölexportierender Länder (OPEC) das Angebot zu steuern, um die Preise zu stabilisieren.
Wenn jedoch das größte Förderland seine Produktion erhöht, besteht die Gefahr eines noch stärkeren Preisverfalls. Saudi-Arabien scheint damit auf politische Ziele zu setzen, könnte gleichzeitig Marktanteile sichern wollen oder auf einen Druck auf die Konkurrenten abzielen. Die Kombination aus geopolitischen Spannungen, Handelskonflikten und einer Angebotsausweitung sorgt für eine unsichere Marktsituation, die viele Investoren als zu riskant bewerten. Unternehmen wie Chevron und APA Corporation verzeichnen daher starke Kursverluste von bis zu über 25 Prozent. Halliburton, ein führender Ölserviceanbieter, wurde ebenfalls stark getroffen, obwohl das Unternehmen zuletzt solide Quartalszahlen vorlegte.
Die negativen Branchentrends wirken sich auf die Bewertungen aus, unabhängig von einzelnen Unternehmensgewinnen. Ein weiterer Faktor, der die Lage verschärft, ist die Angst vor einer sogenannten Stagflation: Ein Zustand, bei dem die Inflation hoch bleibt, während das Wirtschaftswachstum stagnierend oder rückläufig ist. Dies führt oft zu einer schwächeren Nachfrage nach Rohstoffen wie Öl, da die industrielle Aktivität und der Konsum zurückgehen. Die Kombination aus Handelszöllen, geopolitischen Unsicherheiten und makroökonomischen Sorgen verstärkt diese Befürchtung und sorgt für eine defensive Haltung bei Investoren gegenüber ölbezogenen Werten. Trotz der Belastungen durch die deutlich gesunkenen Ölpreise blieben Investoren beim breiten Aktienmarkt optimistischer, da politische Indikatoren im späteren Verlauf des Monats Hoffnung auf bevorstehende Handelsdeals weckten.
Diese Hoffnungen begrenzen zwar teilweise die Verluste an den Börsen, helfen jedoch nicht direkt bei der Erholung der Rohölpreise. Für eine nachhaltige Stabilisierung der Ölpreise sind vor allem gestiegene Nachfrageerwartungen nötig, doch diese scheinen angesichts der langwierigen Handelsverhandlungen mit China und weiteren geopolitischen Unsicherheiten noch nicht gegeben zu sein. Die Marktteilnehmer beobachten darüber hinaus genau, wie sich die globale Konjunktur weiter entwickelt. Da Öl eine maßgebliche Triebfeder für die weltweite Industrieproduktion, den Transportsektor und Energieversorgung ist, wirkt sich die wirtschaftliche Gesamtlage unmittelbar auf die Nachfrage nach Rohöl aus. Vor allem in großen Verbraucherländern wie den USA und China ist das Verbraucherverhalten entscheidend für den Trends des Ölmarktes.
Sollten weitere wirtschaftliche Indikatoren darauf hindeuten, dass sich die Wachstumsaussichten verschlechtern oder sich die Inflation festsetzt, könnten die Preise noch weiter unter Druck geraten. Unternehmen im Ölsektor stehen daher vor der Herausforderung, ihre Geschäftsmodelle sowohl kurzfristig angesichts volatiler Preise als auch langfristig im Rahmen der sich wandelnden Energielandschaft anzupassen. Umweltpolitische Maßnahmen und der Trend hin zu erneuerbaren Energien setzen traditionelle Öl- und Gasgesellschaften zusätzlich unter Druck. Die April-Entwicklungen können somit auch als ein Signal einer möglichen Zeitenwende gesehen werden, in der fossile Brennstoffe zunehmend weniger dominieren und Anleger Ihre Portfolios diversifizieren müssen. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass der starke Rückgang bei Ölaktien im April 2025 durch eine Kombination aus überraschenden Handelszöllen, der Angst vor einer wirtschaftlichen Abschwächung, geopolitischen Spannungen insbesondere mit China und einer möglichen Angebotsausweitung seitens Saudi-Arabiens verursacht wurde.