Im Frühjahr 2025 stand Mark Zuckerberg, Gründer und CEO von Meta, im Mittelpunkt eines der bedeutendsten Kartellverfahren in der Geschichte der Technologiebranche. Bei einer Anhörung vor der amerikanischen Federal Trade Commission (FTC) verteidigte sich Zuckerberg gegen die Bestrebungen der Regulierungsbehörde, Meta zu zerschlagen. Ein zentraler Aspekt seiner Aussage war die Anerkennung von TikTok als eine „hochdringliche“ Bedrohung für Meta, das Unternehmen hinter Facebook und Instagram. Die These Zuckerbergs wirft ein neues Licht auf die Konkurrenzsituation im Bereich der sozialen Medien und unterstreicht die Herausforderungen, denen sich traditionelle Plattformen gegenüber neuen, schnell wachsenden Konkurrenten stellen müssen. Im Folgenden wird diese Aussage im Kontext des laufenden Kartellverfahrens analysiert, um die Dynamik des Wettbewerbs zwischen Meta und TikTok, die strategischen Entscheidungen von Meta und die Implikationen für die globale Social-Media-Landschaft besser zu verstehen.
Mark Zuckerberg zeigte sich vor Gericht offen hinsichtlich der wachsenden Bedrohung durch TikTok, die sich vor allem seit 2018 deutlich bemerkbar gemacht hatte. Damals begann TikTok seinen rasanten Aufstieg und konnte Nutzerzahlen in zuvor ungekanntem Tempo gewinnen. Zuckerberg berichtete, dass Meta damals einen dramatischen Rückgang des eigenen Wachstums verzeichnete, was die Gefahr, die von TikTok ausging, deutlich aufzeigte. Er bezeichnete TikTok als eine „hochdringliche“ Bedrohung, die seit mehreren Jahren eine der obersten Prioritäten für das Unternehmen sei. Dieses Eingeständnis steht im Gegensatz zu früheren öffentlichen Aussagen, in denen Meta TikTok teilweise als unbedeutenderen Konkurrenten darstellte.
Die Strategie von Meta, um mit den Herausforderungen souverän umzugehen, folgte einem komplexen Muster. Während die FTC Meta vorwirft, sich mit einer „kaufen oder zerstören“-Taktik gegen potenzielle Wettbewerber wie Instagram und WhatsApp behauptet zu haben, argumentierte Zuckerberg, dass Meta in der heutigen Landschaft vor allem gegenüber Plattformen wie TikTok und YouTube von Google in einem dynamischen Wettstreit stehe. Insbesondere hob er hervor, dass Facebook und Instagram sich zunehmend von klassischen „Freunde und Familie“-Netzwerken hin zu Entdeckungs- und Content-Entdeckungsmaschinen entwickeln würden. Diese Veränderung der Plattform-DNA sei entscheidend, um den Ansprüchen einer sich ständig wandelnden Nutzerbasis gerecht zu werden. Die historische Perspektive Zuckerbergs auf das Wettbewerbsumfeld offenbart zugleich die Komplexität der Unternehmensentscheidungen, die Meta getroffen hat.
So wurden etwa bereits in internen Dokumenten Ambivalenzen über Instagram sichtbar. Zuckerberg hatte 2018 in einer E-Mail über Bedenken hinsichtlich kartellrechtlicher Untersuchungen gesprochen und die Möglichkeit erwogen, Instagram als eigenständiges Unternehmen abzuspalten, falls das regulatorische Umfeld sich verschärfen sollte. Dies zeigt, dass Meta sich auch der Risiken bewusst war, die mit dem Erwerb von Startups einhergehen, die zu ernsthaften Wettbewerbern werden könnten. Dennoch betonte Zuckerberg, dass der Kauf von Instagram und WhatsApp nicht primär dazu diente, Konkurrenten auszuschalten, sondern in erster Linie dazu beitrug, diese Plattformen beim Wachstum zu unterstützen und das Gesamt-Ökosystem von Meta zu stärken. Zugleich wurde im Prozess enthüllt, dass Meta versucht hatte, Snapchat für sechs Milliarden US-Dollar zu übernehmen, was vom Snapchat-CEO abgelehnt wurde.
Dieses Angebot demonstriert erneut den strategischen Fokus von Meta, innovative und aufstrebende Unternehmen frühzeitig zu integrieren oder zumindest potenzielle Wettbewerber zu neutralisieren. Die Aussagen im Gerichtssaal spiegeln auch die Anstrengungen Meta wider, Präzedenzfälle in der Branche zu setzen, die den Erwerb von Startups durch etablierte Tech-Giganten regulieren könnten. Die FTC fordert explizit eine Zerschlagung von Meta, um den Wettbewerb im Markt zu stärken und den Marktdominanzmissbrauch zu unterbinden. Dabei liegt der Schwerpunkt darauf, die Monopolstellung von Meta zu brechen und somit den Nutzern eine größere Auswahl und Innovation zu ermöglichen. Zuckerbergs klare Aussage über die Dringlichkeit, mit der Meta auf die Herausforderung durch TikTok reagiert, unterstreicht jedoch, dass sich der Markt für soziale Medien in einem tiefgreifenden Wandel befindet.
TikTok hat sich mit seinem auf kurzen, dynamischen Videoinhalten basierenden Format insbesondere bei jüngeren Zielgruppen durchsetzen können und stellt somit eine ernsthafte Konkurrenz zu den klassischen Meta-Angeboten dar. Dies hat zu signifikanten Änderungen in den Produktstrategien von Facebook und Instagram geführt, um die Nutzerbindung zu erhalten und gegen neue Trends gewappnet zu sein. Gleichzeitig illustriert der Prozess auch die Schwierigkeiten von Meta, regulatorische Grenzen und kommerzielle Expansion in Einklang zu bringen. Die Verhandlungen vor Prozessbeginn, die eine Milliardenvergleichssumme und weitreichende Auflagen beinhalteten, scheiterten, was den entschlossenen Kurs der FTC gegen den Konzern verdeutlicht. Die Behörde will mit ihrem Vorgehen ein Zeichen setzen, dass marktbeherrschende Stellung nicht zur Demontage des Wettbewerbs genutzt werden darf.
Im weiteren Verlauf der Anhörung wurde zudem deutlich, dass sich Meta nicht nur der Herausforderungen durch TikTok bewusst ist, sondern auch in Zukunft mit weiteren strukturellen Veränderungen rechnet. Die Aussage, dass sich die Art und Weise, wie Menschen Inhalte teilen und entdecken, in den nächsten fünf Jahren fundamental verändern wird, weist auf eine strategische Ausrichtung hin, die Innovation und Anpassung in den Mittelpunkt stellt. Dies ist für Meta existenziell, um langfristig wettbewerbsfähig zu bleiben. Der Prozess hat somit auch Signalwirkung für die gesamte Tech-Branche. Er verdeutlicht, wie digitale Plattformen zunehmend unter regulatorischer Beobachtung stehen und wie Wettbewerbspolitik darauf abzielt, Fairness im digitalen Zeitalter zu gewährleisten.
Mark Zuckerbergs Aussagen bieten wichtige Einblicke in die Selbstwahrnehmung eines der mächtigsten Technologieunternehmen der Welt und seine Versuche, den Spagat zwischen Innovation, Wachstum und Regulierung zu meistern. Abschließend lässt sich zusammenfassen, dass der FTC-Prozess gegen Meta nicht nur eine juristische Auseinandersetzung ist, sondern auch eine Grundsatzdebatte über die Zukunft digitaler Plattformen und den Umgang mit neuen Wettbewerbern wie TikTok repräsentiert. Mark Zuckerbergs sachliche Einschätzung der Dringlichkeit der Bedrohung durch TikTok und die damit verbundenen strategischen Prioritäten machen deutlich, wie schnelllebig und herausfordernd der Markt für soziale Medien geworden ist. Ob und wie der Prozess den Wettbewerb und die Benutzererfahrung langfristig verändern wird, bleibt abzuwarten, doch die Weichen für die nächste Entwicklungsphase der Branche sind eindeutig gestellt.