Im digitalen Zeitalter gewinnt die Kontrolle darüber, wer Zugriff auf eine Webseite erhält, immer mehr an Bedeutung. Der User Agent, das heißt der Browser- oder Bot-Client, der eine Anfrage an einen Webserver sendet, spielt dabei eine entscheidende Rolle. Webseitenbetreiber setzen zunehmend Filtermechanismen ein, um den Zugriff auf ihre Inhalte zu steuern, Kosten zu verwalten oder unerwünschte Zugriffe zu unterbinden. Besonders bei der Frage, welche User Agents blockiert oder zugelassen werden, ist jedoch Vorsicht geboten. Die falsche Wahl kann mehr schaden als nützen.
Ein Beispiel, das aktuell viel Aufmerksamkeit erregt, ist die Nutzung von Tools wie Anubis, einem Filter, der standardmäßig eine breite Liste von „AI Robots“ enthält und diese automatisch blockiert. Auf den ersten Blick scheint es sinnvoll, KI-gestützte Zugriffe zu unterbinden, aber bei genauerem Hinsehen offenbaren sich viele Herausforderungen und Risiken, die mit zu rigiden Vorgaben einhergehen. Der Begriff „User Agent“ umfasst eine Vielzahl von Clients, die Webseiten anfragen – vom klassischen Browser über Suchmaschinen-Crawler bis hin zu speziellen Bots und AI-gestützten Tools. Einige dieser User Agents dienen legitimen Zwecken, etwa dem Indexieren von Seiten für Suchmaschinen oder dem unterstützenden Abrufen von Informationen für Nutzer. Der Eintrag in eine Blockliste ist daher nicht zwangsläufig gerechtfertigt und kann unerwünschte Nebeneffekte nach sich ziehen.
Insbesondere sogenannte „Human-Directed User Agents“, also von Menschen gesteuerte KI-Tools, stehen oftmals im Mittelpunkt von Filterlisten. Beispiele hierfür sind User Agents wie ChatGPT-User oder Claude-User, die oft von Menschen genutzt werden, um gezielte Suchanfragen zu starten oder komplexe Informationen abzufragen. Diese Tools betonen, dass die dabei gewonnenen Daten nicht für KI-Training verwendet werden, sondern lediglich zur Beantwortung der jeweiligen Anfrage. Ein pauschales Blockieren solcher User Agents bedeutet unter Umständen, potenzielle Besucher oder Rechercheure von der eigenen Webseite auszuschließen, denn diese Nutzer sind letztlich Menschen mit echtem Interesse am Content. Ähnlich verhält es sich bei Suchindexierungs-Bots wie Applebot, DuckAssistBot oder OAI-SearchBot.
Diese Bots durchforsten das Web, um Inhalte zu indexieren und in Suchergebnissen sichtbar zu machen. Manche Filterlisten blockieren diese Bots ebenfalls, ohne zu berücksichtigen, dass einige von ihnen keinen Einfluss auf Trainingsdaten haben oder sogar explizit ausgeschlossen sind. Das Ergebnis ist, dass eine Webseite möglicherweise aus den Suchergebnissen verschwindet oder wesentlich schlechter gefunden wird. Ein weiterer wichtiger Aspekt sind User Agents, die nur in der robots.txt Datei als Anweisung für Bots verwendet werden, aber niemals direkt auf Webseiten zugreifen.
Beispiele hierfür sind Applebot-Extended oder Google-Extended. Die Aufnahme solcher Einträge in Blocklisten von HTTP-Anfragen ist nutzlos und irreführend. Sie erschweren die Konfiguration, ohne tatsächlich den Zugriff einzuschränken oder zu kontrollieren. Die zentralen Fragen, die sich Webseitenbetreiber dabei stellen sollten, sind: Was genau möchte ich mit dem Filtern erreichen? Ist mein Ziel eine umfassende Sperre von AI, einschließlich deren menschlicher Nutzer? Oder möchte ich nur verhindern, dass meine Inhalte zum Training von KI-Modellen verwendet werden? Je klarer die Zielsetzung, desto besser kann die Filterstrategie angepasst werden. Wenn die Absicht ist, alle AI-gestützten Zugriffe generell zu verhindern, ist eine umfassende Blockliste sinnvoll.
Doch in der Praxis führt eine solche Taktik häufig dazu, dass auch wertvolle Nutzer oder legitime Bots ausgesperrt werden. Dies kann einen negativen Einfluss auf Traffic und Sichtbarkeit haben, verringert zwangsläufig die Reichweite und schmälert die Chancen auf eine hilfreiche Vernetzung im Internet. Auf der anderen Seite wollen viele Website-Betreiber nur verhindern, dass ihre Inhalte zum Training von großen Sprachmodellen oder anderen KI-Anwendungen herangezogen werden. Hierfür bieten sich genauere Filtermaßnahmen an, zum Beispiel durch differenzierte User Agent Strings, die explizit klarmachen, ob ein Zugriff für Trainingszwecke genutzt wird oder nicht. Dies ist präziser und verhindert, dass wichtige Suchmaschinen-Bots ausgesperrt werden, die für die Auffindbarkeit einer Webseite unabdingbar sind.
Ein weiteres Thema ist die Marktmacht großer Player wie Google oder Bing. Diese dominieren das Web mit ihren Suchdiensten und KI-Modellen mit massivem Zugang zu Webinhalten. Ein zu lax handhabter Schutz kann dazu führen, dass sie nahezu exklusiv von den Inhalten profitieren, während kleinere Anbieter oder alternative Suchdienste benachteiligt werden. Durch bewusstes Filtern und differenziertes Zulassen könnte man einen Beitrag zu fairerem Wettbewerb und mehr Vielfalt im Internet leisten. Natürlich sollte dabei auch die Akzeptanz und Liebe für Tools wie Anubis nicht verloren gehen.
Solche Tools sind zweifellos hilfreich und erste Anlaufstelle für viele, die sich mit Web-Sicherheit und Content-Management befassen. Ihre Beliebtheit und regelmäßigen Updates sprechen für ihre Qualität. Dennoch muss jeder Betreiber individuell entscheiden, welche Filterlisten zu den eigenen Zielen passen und wo differenzierte Anpassungen notwendig sind. Pauschale Blockaden von sogenannten AI User Agents helfen oft wenig und können unbeabsichtigte negative Folgen für die Webseite haben. Es empfiehlt sich, Blocklisten regelmäßig zu überprüfen und nach Bedarf zu kalibrieren.
Dabei kann das Monitoring von Zugriffszahlen, die Überprüfung von Crawler-Statistiken und die Analyse von Traffic-Quellen helfen. Dies unterstützt dabei, herauszufinden, ob legitime User Agents oder wichtige Suchmaschinen-Bots ausgesperrt werden. Im nächsten Schritt können Ausnahmen in Filterlisten definiert werden, um die Balance zwischen Schutz und Zugänglichkeit zu verbessern. Für Webseitenbetreiber ist es daher unumgänglich, sich mit der Bedeutung der User Agents und ihrer Auswirkungen auseinanderzusetzen. Nicht jeder Bot ist Feind – und nicht jede Sperre ist nützlich.
Ein bewusster und informierter Umgang führt dazu, dass Kosten kontrolliert, unerwünschte Zugriffe minimiert und gleichzeitig die Auffindbarkeit und das Nutzererlebnis erhalten bleiben. Insgesamt zeigt sich, dass die Wahl der richtigen Filterstrategie für User Agents ein komplexes Feld ist, das mehr Aufmerksamkeit verdient. Das Internet als dynamischer Raum lebt von Vielfalt und Offenheit, aber auch von gezielter Steuerung. Wer hier seine (User Agent) Schlachten weise auswählt, kann den Wert seiner Webseite langfristig sichern und optimieren.