Die Qualität von Abschlussprüfungen ist ein entscheidender Faktor für das Vertrauen in die Finanzberichterstattung und die Stabilität der Wirtschaft. Der jüngst veröffentlichte Bericht der Institute of Chartered Accountants in England and Wales (ICAEW) zur Prüfung der Auditqualität im Jahr 2024 zeigt auf, dass die Qualitätsstandards weiterhin stabil bleiben, wenngleich sich einige Veränderungen und Herausforderungen bemerkbar machen. Die Untersuchung basiert auf einer Vielzahl von geprüften Abschlussberichten und bietet wichtige Einblicke in die aktuelle Situation und den zukünftigen Ausblick für die Branche. Im Zentrum des Berichts steht eine Analyse von 790 komplex ausgewählten Prüfungsakten, die durch das ICAEW Qualitätssicherungsteam überprüft wurden. Die Untersuchungen umfassten dabei 401 Wirtschaftsprüfungsgesellschaften, was einen umfassenden Einblick in die Vielfalt der Prüfungslandschaft in England und Wales ermöglicht.
Die Tatsache, dass Audits mit komplexeren Anforderungen in den Fokus rückten, bedeutet, dass die Ergebnisse wahrscheinlich eine realistische Einschätzung der tatsächlichen Qualitätslage widerspiegeln. Die Auswertung ergab, dass etwa 67 Prozent der geprüften Akten als gut oder allgemein akzeptabel bewertet wurden. Diese Zahl steht im leichten Rückgang zu 71 Prozent im Vorjahr, jedoch wird im Bericht ausdrücklich darauf hingewiesen, dass ein direkter Vergleich aufgrund der unterschiedlichen Auswahlkriterien problematisch ist. Unterschiedliche Prüfergruppen – insbesondere jene außerhalb der sogenannten Big Four – werden auf längeren Intervallen überprüft, was Schwankungen in den Ergebnissen bedingt. Das bedeutet, dass die gezielte Prüfung besonders komplexer Fälle in 2024 eine gewisse Verzerrung zugunsten einer strengeren Bewertung mit sich bringt.
Ein weiterer wesentlicher Punkt im Bericht betrifft den Anteil der Audits, die signifikante Verbesserungen erfordern. Hier blieb die Quote bei stabilen zehn Prozent, was den Schluss zulässt, dass trotz der bestehenden Herausforderungen die strukturelle Auditqualität insgesamt Bestand hat. Besonders interessant ist dabei die Differenzierung innerhalb der größten Wirtschaftsprüfungsgesellschaften, den sogenannten Big Four. Innerhalb dieser Gruppe wurden 90 Prozent der geprüften Arbeiten als gut oder zumindest allgemein akzeptabel bewertet. Lediglich ein Audit wies auf eine signifikante Nachbesserung hin.
Dieses Ergebnis unterstreicht die führende Rolle der großen Prüfungsfirmen hinsichtlich der Einhaltung hoher Qualitätsstandards. Die Bedeutung der Prüfungsergebnisse erstreckt sich weit über die reine Bewertung hinaus. Wie im Bericht klargestellt wird, bedeutet eine Einstufung als „verbesserungswürdig“ nicht zwingend, dass der Prüfungsurteil fehlerhaft oder die Finanzberichterstattung falsch ist. Vielmehr signalisiert es Bereiche, in denen Prozesse optimiert und Risiken minimiert werden können. Dies zeigt den proaktiven Ansatz des ICAEW, als Aufsichtsinstanz nicht nur Fehler aufzudecken, sondern durch konstruktives Feedback und gezielte Unterstützungsangebote die Qualität langfristig zu verbessern.
Eine der größten Herausforderungen, die der Bericht hervorhebt, ist die Rekrutierung und Bindung qualifizierter Fachkräfte im Bereich der Abschlussprüfung. Viele Unternehmen – vor allem kleinere und mittlere – haben Schwierigkeiten, hochqualifiziertes Personal zu gewinnen und zu halten, was direkte Auswirkungen auf die Qualität der Prüfungen hat. Im Gegensatz dazu verfügen die großen Prüfungsgesellschaften über bessere Ressourcen und Strukturen zur Mitarbeiterentwicklung, was sich positiv auf die Prüfungsqualität auswirkt. Diese Diskrepanz zeigt auf, wie wichtig gezielte Maßnahmen und Unterstützung für kleinere Unternehmen sind, um weiterhin hohe Qualitätsstandards zu gewährleisten. Vor dem Hintergrund dieser Herausforderungen kündigte das ICAEW die Entwicklung und Bereitstellung neuer Weiterbildungsformate an.
Ein Beispiel hierfür ist der kürzlich veröffentlichte Lehrfilm „Crossing the Line“, der spezifische Fallstricke und ethische Fragestellungen bei der Abschlussprüfung thematisiert. Diese Initiative ist Teil eines umfassenderen Ansatzes, der auf der Vermittlung relevanter Praxiskenntnisse und der Stärkung der professionellen Standards basiert. Darüber hinaus plant das ICAEW, eine Reihe kostenloser Webinare durchzuführen, um die Ergebnisse der Auditüberwachung detaillierter zu erläutern. Diese Fortbildungsangebote sollen Prüfern verschiedenster Größe und Ausrichtung die Möglichkeit geben, sich mit den aktuellen Erkenntnissen vertraut zu machen und mögliche Schwachstellen in ihren Prüfungsprozessen zu adressieren. Die Webinare fördern gleichzeitig den Austausch innerhalb der Prüfer-Community und stärken so die gemeinsame Verantwortung für die Qualität.
Die Rolle des ICAEW als größte anerkannte Aufsichtsbehörde für nicht-öffentliche bedeutsame Unternehmen (Non-Public Interest Entity, Non-PIE) in Großbritannien ist in diesem Kontext nicht zu unterschätzen. Die Organisation registriert etwa 2.000 Prüfgesellschaften und überwacht deren Prüfungsqualität streng und systematisch. Dies schafft eine verlässliche Grundlage für die Finanzwelt, um auf eine qualitativ hochwertige und vertrauenswürdige Abschlussprüfung zählen zu können. Die Stabilität der Prüfungsergebnisse im Jahr 2024 ist trotz der erwähnten Herausforderungen ein positives Signal für die Branche.
Sie weist zudem auf eine robuste Struktur hin, die es ermöglicht, Selbstkorrekturmechanismen zu aktivieren und auf aktuelle Veränderungen flexibel zu reagieren. Allerdings sind die Herausforderungen im Bereich Fachkräftemangel und die Notwendigkeit praxisnaher Weiterbildungsangebote nur zwei Aspekte, die künftig verstärkte Aufmerksamkeit erfordern. Langfristig wird es entscheidend sein, die Qualitätssicherung sowohl technologisch als auch methodisch weiterzuentwickeln. Die zunehmende Komplexität der Unternehmen und ihrer Geschäftsmodelle erfordert innovative Prüfungsansätze und eine gezielte Nutzung moderner Datenanalysetools. Gleichzeitig müssen ethische Standards und die Integrität der Prüfergruppen unerschütterlich bleiben, um das Vertrauen der Öffentlichkeit und der Wirtschaft in die Branche zu sichern.
Der ICAEW-Bericht 2024 zeigt somit, dass Qualität in der Abschlussprüfung zwar stabile Werte aufweist, aber keinesfalls als Selbstläufer betrachtet werden darf. Die zahlreichen Initiativen zur Weiterbildung, die verstärkte Unterstützung kleinerer Unternehmen und der Fokus auf nachhaltige Personalstrategien sind Wege, wie die Branche den steigenden Anforderungen gerecht werden kann. Dies ist eine zentrale Voraussetzung für eine funktionierende Finanzberichterstattung und die langfristige Stabilität der Märkte. Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass die Abschlussprüfungsqualität in Großbritannien im Jahr 2024 eine stabil hohe Bewertung erfährt. Dabei stehen vor allem die Herausforderungen durch Fachkräftemangel, die Unterschiede zwischen kleinen und großen Firmen sowie die Notwendigkeit kontinuierlicher Weiterbildung im Vordergrund.
Das ICAEW stellt sich diesen Herausforderungen mit klaren Maßnahmen, die darauf abzielen, die hohen Qualitätsstandards aufrechtzuerhalten und stetig weiterzuentwickeln. Dies bietet eine starke Basis für Vertrauen und Zuverlässigkeit im Finanzwesen und signalisiert, dass die Branche auch künftig auf Kontrolle und Qualität setzen wird.