Vietnam gehört weltweit zu den führenden Ländern im Bereich der Kryptowährungsadoption. Trotz der enormen Begeisterung der Bevölkerung für digitale Währungen herrscht im Land weiterhin eine rechtliche Grauzone, die sowohl Investoren als auch Unternehmen vor komplexe Herausforderungen stellt. In den letzten Jahren hat die vietnamesische Regierung schrittweise versucht, eine Balance zwischen Innovationsförderung und finanzieller Stabilität zu finden, indem sie bestimmte Aktivitäten im Krypto-Bereich einschränkt und gleichzeitig regulative Rahmenbedingungen plant, welche bis 2025 eingeführt werden sollen. Diese Entwicklung ist für alle Marktteilnehmer von großer Bedeutung, da sie den Weg für eine klarere Rechtslage und damit für eine breitere Akzeptanz und Nutzung der Technologie ebnet. Die aktuelle rechtliche Situation in Vietnam ist durch ein Verbot der Nutzung von Kryptowährungen als Zahlungsmittel für Waren und Dienstleistungen geprägt.
Dies wurde seitens der Staatsbank von Vietnam bereits seit 2017 konsequent durchgesetzt. Kryptowährungen gelten nicht als gesetzliches Zahlungsmittel, was bedeutet, dass ihre Nutzung im alltäglichen Zahlungsverkehr untersagt ist. Trotzdem ist der Besitz und Handel von Kryptowährungen nicht illegal. Diese Diskrepanz führt dazu, dass sich der Handel überwiegend auf digitale Börsen und Private-Transaktionen konzentriert, ohne dass es eine klare gesetzliche Definition oder ausdrückliche Regulierung gibt. Diese Unsicherheit schafft eine Herausforderung für Anleger und Unternehmen gleichermaßen, da das Fehlen klarer Grenzlinien stets rechtliche Risiken mit sich bringt.
Die vietnamesische Regierung verfolgt eine vorsichtige Haltung gegenüber Kryptowährungen. Einerseits erkennt sie den enormen Einfluss der Blockchain-Technologie auf die Wirtschaft und das Potenzial zukünftiger Innovationen an, andererseits besteht die Sorge um die Stabilität des Finanzsystems und den Schutz vor illegalen Aktivitäten. Der starke Zulauf der Bevölkerung zu Kryptowährungen, sichtbar durch eine der weltweit höchsten Adoptionsraten, steht dabei im Kontrast zum regulatorischen Handeln, das bislang eher restriktiv ausgefallen ist. Während der COVID-19-Pandemie steigerte sich das Interesse an digitalen Währungen massiv, sodass Vietnam 2021 und 2022 an der Spitze des Global Crypto Adoption Rate Index stand. Ein Meilenstein auf dem Weg zur Regulierung war die Verabschiedung von „Decision No.
1255/QD-TTg“ durch die Regierung im Jahr 2017. Diese Entscheidung gab den Startschuss, um einen gesetzlichen Rahmen für den Umgang mit virtuellen Vermögenswerten zu entwickeln. Zwar wurden seitdem Fortschritte erzielt, doch sind diese eher langsam vorangekommen. Die vietnamesischen Finanzbehörden, namentlich die Staatsbank und das Finanzministerium, haben intensiv daran gearbeitet, Konzepte zu erarbeiten, die sowohl die Förderung der Blockchain-Technologie ermöglichen als auch Risiken wie Geldwäsche und Marktmanipulation minimieren sollten. Ein wichtiger Aspekt sind die Anti-Geldwäsche-Regulierungen (AML), die im Zusammenhang mit Kryptowährungen verschärft wurden.
Der Staat verlangt von Krypto-Handelsplattformen die Implementierung von Know Your Customer (KYC)-Prozessen, was bedeutet, dass Nutzer ihre Identität nachweisen müssen, bevor sie mit digitalen Assets handeln können. Zudem müssen verdächtige Transaktionen gemeldet und umfassende Aufzeichnungen geführt werden. Verstöße gegen diese Regelungen können mit empfindlichen Strafen, von Geldbußen bis hin zu Betriebssuspendierungen oder strafrechtlichen Konsequenzen, geahndet werden. Diese Maßnahmen sind entscheidend, um den illegalen Kapitalfluss einzudämmen und das Vertrauen in die Branche zu stärken. Die Steuerproblematik rund um Kryptowährungen in Vietnam ist derzeit noch nicht abschließend geklärt.
Zwar gab es bereits in 2016 durch das Finanzministerium eine erste steuerliche Einordnung, nach der der Handel mit Kryptowährungen als steuerpflichtige gewerbliche Aktivität anzusehen ist, diese führte jedoch zu unterschiedlichen Interpretationen und Rechtsstreitigkeiten. Ein bemerkenswerter Präzedenzfall war ein Gerichtsverfahren, in dem Bitcoin vor Gericht nicht als Zahlungsmittel oder Ware anerkannt wurde, sodass eine taxative Besteuerung abgelehnt wurde. Dennoch sollten Anleger und Händler vorsichtig sein, da es mit den geplanten Regulierungen 2025 sehr wahrscheinlich zu einer klareren steuerlichen Behandlung kommen wird. Zukünftige Steuern könnten Umsatzsteuer, Körperschaftssteuer, Einkommenssteuer oder auch Kapitalgewinnsteuer umfassen, weshalb das Führen detaillierter Aufzeichnungen dringend empfohlen wird. Der Handel mit Kryptowährungen und der Betrieb von Krypto-Börsen befinden sich gegenwärtig ebenfalls in einer rechtlichen Grauzone.
Während es nicht ausdrücklich verboten ist, eine Handelsplattform zu betreiben, fehlen verbindliche Lizenzen und eindeutige Vorschriften. Dennoch sind Händler und Plattformbetreiber verpflichtet, sich an existierende Finanzvorschriften zu halten, inklusive der Umsetzung von KYC- und AML-Richtlinien sowie der Einhaltung von Werbebeschränkungen, die irreführende Marketingpraktiken verhindern sollen. Internationale Handelsplattformen wie Binance und Bybit sind in Vietnam aktiv und müssen sich an diese Vorgaben anpassen, um auf dem Markt bestehen zu können. Die geplanten Regulierungen, die bis Mai 2025 umgesetzt werden sollen, versprechen mehr Klarheit und Rechtssicherheit. Der Fokus liegt dabei auf der Einführung eines umfassenden Rahmens, der nicht nur die Definition verschiedener digitaler Vermögensarten festlegen soll, sondern auch klare Richtlinien zu Eigentumsrechten, Geldwäscheprävention, Steuerpflichten und Lizenzierung von Krypto-Unternehmen bieten wird.
Das ist ein langersehnter Schritt, der sowohl professionellen Investoren als auch kleineren Marktteilnehmern eine bessere Orientierung gibt. Die Einführung eines solchen Rahmens könnte Vietnam zu einem der führenden Länder für Kryptowährungsaktivitäten in Südostasien machen. Verglichen mit Nachbarländern wie Thailand, das bereits seit einigen Jahren über eine ausgereifte Regulierungsstruktur verfügt, oder Singapur, welches mit dem Payment Services Act einen flexiblen Rechtsrahmen für digitale Zahlungsmittel geschaffen hat, liegt Vietnam zwar derzeit regulatorisch noch zurück, doch das hohe Interesse und die politische Aufmerksamkeit versprechen eine dynamische Entwicklung. Die vietnamesische Regierung sieht in der Blockchain-Technologie allerdings nicht nur eine Herausforderung, sondern auch eine große Chance. Viele Unternehmen und Start-ups im Land arbeiten bereits an innovativen Blockchain-Anwendungen, die weit über reine Kryptowährungen hinausgehen.
Dazu zählen zum Beispiel nicht-fungible Token (NFTs), dezentrale Anwendungen (dApps) und Supply-Chain-Lösungen. Diese Bereiche könnten durch eine klarere gesetzliche Grundlage stärker gefördert und global wettbewerbsfähiger werden. Auf individueller Ebene sollten Investoren in Vietnam stets wachsam bleiben, die neuesten Entwicklungen verfolgen und sich professionell beraten lassen. Da der Kryptomarkt besonders volatil und kompliziert reguliert ist, können plötzlich auftretende Gesetzesänderungen oder Gerichtsurteile weitreichende Auswirkungen auf Handelsstrategien und steuerliche Verpflichtungen haben. Die sorgfältige Dokumentation aller Transaktionen und die sorgfältige Auswahl seriöser Handelsplattformen sind daher essenziell, um Risiken zu minimieren.
Insgesamt zeigt die Situation in Vietnam eine faszinierende Mischung aus Popularität und Regulierungsbedarf. Der Umgang mit Kryptowährungen bleibt eine Gratwanderung zwischen Innovation und Kontrolle, wobei das Land durch seine hohe Akzeptanzbasis enormes Potenzial besitzt. Mit der Einführung eines klaren gesetzlichen Rahmens im Jahr 2025 wird mit Spannung erwartet, wie sich die Branche weiterentwickelt und wie Vietnam seine Position in der asiatischen sowie globalen Kryptolandschaft stärken wird.