Die Integration von generativer Künstlicher Intelligenz (KI) in den beruflichen Alltag hat eine Revolution in der Art und Weise ausgelöst, wie Arbeit verrichtet wird. Ob bei der Erstellung von Texten, dem Entwerfen von Marketingstrategien oder der Analyse von Daten – generative KI-Tools ermöglichen es Fachkräften, ihre Aufgaben schneller und oft qualitativ hochwertiger zu erledigen. Doch neueste Forschungsergebnisse einer umfangreichen Studie mit über 3.500 Teilnehmenden offenbaren eine paradoxe Wirkung: Während die Produktivität durch KI-Unterstützung steigt, sinkt gleichzeitig die intrinsische Motivation der Mitarbeitenden, und das Gefühl von Langeweile nimmt zu, wenn sie zu Aufgaben zurückkehren, bei denen keine KI-Hilfe verfügbar ist. Die Studie, durchgeführt von Forscherinnen und Forschern der Zhejiang Universität, untersuchte verschiedene berufliche Aktivitäten wie das Verfassen von Beiträgen in sozialen Medien, Brainstorming von Ideen und das Erstellen von E-Mails, die entweder mit oder ohne Einsatz von generativer KI bearbeitet wurden.
Die Ergebnisse zeigen deutlich, dass die Qualität der Arbeit durch KI-Unterstützung erheblich verbessert wird. Beispielsweise entstanden mit KI verfasste Leistungsbeurteilungen, die nicht nur ausführlicher, sondern auch analytischer waren und eine wohlwollendere Tonalität aufwiesen. Auch E-Mails, die mittels generativer KI entstanden, enthielten mehr empathische und ermutigende Formulierungen, was auf eine bessere Ansprache und stärkere soziale Verbundenheit schließen lässt. Diese unmittelbaren Vorteile der KI-Kollaboration sind unbestreitbar und sprechen für die zunehmende Verbreitung solcher Technologien. Doch die Schattenseite tritt dann zutage, wenn Mitarbeitende von einer KI-unterstützten Tätigkeit zu einer Aufgabe ohne technologische Hilfe wechseln.
In diesen Situationen berichten sie von einem deutlich geringeren Anteil an intrinsischer Motivation und verstärkter Langeweile. Im Gegensatz dazu blieben jene, die gänzlich ohne KI arbeiteten, in ihrem psychologischen Zustand stabil. Ein zentraler Grund für diese Abnahme der Motivation liegt in der Verringerung der wahrgenommenen Kontrolle über das eigene Tun. Die Zusammenarbeit mit generativer KI nimmt häufig jene kognitiv herausfordernden Anteile eines Auftrags ab, die für viele Menschen die motivierende und erfüllende Komponente der Arbeit darstellen. Das Verfassen einer individuellen Leistungsbeurteilung erfordert zum Beispiel kritisches Denken, persönliche Reflexion und maßgeschneiderte Rückmeldungen – Aspekte, die beim reinen Nutzen von KI-Drafts verloren gehen können.
Das Gefühl, nicht mehr als Hauptakteur des eigenen Arbeitsergebnisses zu agieren, führt zu einem Verlust an Selbstbestimmung, was sich negativ auf die Arbeitsmotivation auswirkt. Interessanterweise stellt sich die wahrgenommene Kontrolle zurück, wenn Mitarbeitende nach KI-Unterstützung wieder zu eigenständigem Arbeiten übergehen. Diese Rückkehr zur Autonomie ist mit einem Gewinn an Verantwortungsgefühl verbunden, allerdings begleitet von einem sinkenden Grad an Freude und Begeisterung für die Aufgabe. Die Diskrepanz zwischen Effizienzgewinnen und motivationalen Einbußen wirft somit wichtige Fragen für die Zukunft der Arbeitsgestaltung auf. Die Verbindung zwischen KI-Unterstützung und abnehmender Jobzufriedenheit darf nicht unterschätzt werden.
Langfristige Abhängigkeit von generativer KI könnte dazu führen, dass Mitarbeitende wesentliche Fähigkeiten wie kreatives Denken und Problemlösung weniger trainieren oder wertschätzen. Dies kann eine Spirale der Entfremdung und beruflichen Stagnation auslösen, die sich in Form von Burnout und erhöhtem Stress äußert. Für Unternehmen stellt sich daher die Aufgabe, die enormen Potenziale von generativer KI zu nutzen und gleichzeitig die psychologischen Bedürfnisse der Mitarbeitenden zu berücksichtigen. Dabei kommt es auf eine kluge Arbeitsorganisation an, die den Einsatz von KI und menschliche Kreativität geschickt miteinander verbindet. KI könnte beispielsweise als Hilfsmittel fungieren, das einen ersten Entwurf oder eine Idee liefert, die dann von Mitarbeitenden weiterentwickelt und personalisiert wird.
Dadurch bleibt das Gefühl der Kontrolle und Selbstwirksamkeit erhalten. Zudem empfehlen Forschungsergebnisse, Aufgaben so zu gestalten, dass nach einer KI-unterstützten Phase wieder Tätigkeiten folgen, die eigenständiges und herausforderndes Arbeiten ermöglichen. Der Übergang zwischen Unterstützung und Autonomie sollte dabei fließend und klar kommuniziert werden, um eine Identifikation mit der Arbeit sicherzustellen. Transparenz über die Rolle der KI im Arbeitsprozess trägt ebenfalls dazu bei, dass Mitarbeitende die Technologie als Ergänzung verstehen und sich nicht durch sie ersetzt fühlen. Eine weitere wichtige Maßnahme ist die gezielte Schulung von Angestellten im bewussten und reflektierten Umgang mit generativer KI.
Durch Trainings können Beschäftigte lernen, wann und wie KI sinnvoll eingesetzt wird und wo die eigene Expertise besonders gefragt ist. Ein solcher reflektierter Umgang kann helfen, Überabhängigkeit zu vermeiden und die persönliche Entwicklung zu fördern. Der Wandel durch generative KI ist somit eine Herausforderung und Chance zugleich. Wer es schafft, die Balance zwischen technischen Vorteilen und menschlicher Motivation zu halten, wird nicht nur produktiver arbeiten, sondern auch langfristig ein engagiertes, kreatives und zufriedenes Team erhalten. Die Zukunft der Arbeit sollte daher nicht nur darauf abzielen, was KI leisten kann, sondern vor allem darauf, was Mensch und Maschine gemeinsam erreichen können.