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Google-Suchmonopol brechen: Wie der offene Webbrowser gerettet werden kann

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Break Google's Search Monopoly Without Breaking the Web

Die US-Justiz ergreift Maßnahmen gegen Googles dominierende Stellung im Suchmaschinenmarkt. Es drohen jedoch schwerwiegende Folgen für die Webplattform und Browservielfalt.

Googles Dominanz im Suchmaschinenmarkt ist unbestritten und wurde im August 2024 von einem US-Gericht offiziell als Monopol anerkannt. Die US-Justiz hat daraufhin umfangreiche Maßnahmen vorgeschlagen, um den Wettbewerb im Suchmarkt wiederherzustellen und Googles marktbeherrschende Stellung einzuschränken. Doch während die Motivation hinter diesen Schritten nachvollziehbar ist, gibt es erhebliche Sorgen, dass einige der vorgeschlagenen Lösungen gravierende unbeabsichtigte Folgen für das Internet haben könnten. Insbesondere zwei Vorschläge der Justizbehörden stehen im Fokus der Kritik: das totale Verbot von Einnahmenteilungen zwischen Google und Browseranbietern und die erzwungene Veräußerung des Chrome-Browsers. Diese beiden Maßnahmen könnten die Finanzierung der Webplattform drastisch reduzieren und damit die Weiterentwicklung und Stabilität des offenen Webs gefährden.

Die Suchmaschine ist nicht nur eine Anwendung, sondern ein Kernelement des Web-Ökosystems. Google sponsert dabei nicht nur Chrome, seinen eigenen Browser mit einem Marktanteil von über 60 Prozent auf manchen Plattformen, sondern investiert auch maßgeblich in das Chromium-Projekt – die Open-Source-Basis von Chrome und weiterer populärer Browser wie Microsoft Edge, Opera und Brave. Google übernimmt rund 90 Prozent der Entwicklungskosten von Chromium, was weit über eine Milliarde US-Dollar jährlich bedeutet. Diese Investitionen betreffen nicht nur den reinen Browser, sondern auch grundlegende Webtechnologien, an denen viele Branchen und Unternehmen weltweit anknüpfen. Der Entzug von Googles Mitteln könnte ein dramatisches Minus von bis zu 70 Prozent in der Finanzierung der Webplattform bedeuten.

Damit verbunden wäre ein Risiko für die Weiterentwicklung neuer Webfeatures, die Sicherheit und Performanz des Browsers und letztlich für die Stabilität des gesamten offenen Webs. Viele Experten warnen davor, dass dies dazu führen könnte, dass das Web im Wettbewerb mit den geschlossenen App-Store-Ökosystemen von Apple und Google an Boden verliert. Das Browser-Ökosystem ist dabei von großer Bedeutung. Neben den Giganten Chrome und Safari gibt es kleinere Mitbewerber wie Mozilla Firefox, der als Non-Profit-Organisation eine eigenständige Browser-Engine, Gecko, pflegt. Firefox hat zwar einen vergleichsweise kleinen Marktanteil, nimmt aber eine Schlüsselrolle bei der Förderung von Browservielfalt und Webstandards ein.

Wird diese Minderheit an Browseranbietern durch den Entzug von Suchmaschinen-Einnahmen ausgehungert, droht deren Aussterben. Das wäre eine ernsthafte Schwächung der Marktdynamik und der technologischen Vielfalt. Besonders problematisch ist das Beispiel von Mozilla. Googles Zahlungen an Mozilla belaufen sich auf etwa 400 Millionen US-Dollar jährlich und stellen den Großteil der Finanzierung vieler Webentwicklungsprogramme und der Browserwartung dar. Ein Verbot von Einnahmen aus Suchmaschinen-Deals könnte Mozilla in finanzielle Schwierigkeiten stürzen, was schon mittelfristig die unabhängige Browser-Engine bedrohen würde.

Darüber hinaus kann ein Käufer für Chrome unklar sein. Falls Chrome verkauft wird, aber keine verlässlichen Einnahmequellen mehr bestehen – vor allem dann, wenn alle Deals mit Google verboten würden –, besteht die Gefahr, dass der neue Eigentümer Kosten einsparen will, wodurch Investitionen in das Chromium-Projekt drastisch gekürzt würden. Kleinere Chromium-basierte Browser wie Edge, Brave oder Opera sind dann auf das Wohlergehen dieses Projektes angewiesen und könnten unter der reduzierten Innovationskraft leiden. Auf der anderen Seite hat der Deal zwischen Apple und Google, bei dem Google Apple Milliarden für die Exklusivstellung als Standard-Suchmaschine in Safari zahlt, einen konkurrenzverzerrenden Effekt. Apples iOS-Marktanteil sorgt dafür, dass dieser Deal etwa 50 Prozent des US-Sucherverkehrs kontrolliert, was Google eine kaum zu überwindende Vormachtstellung verleiht.

Überraschenderweise fließt von diesen Milliarden kaum Geld zurück in die Entwicklung von Safari oder der WebKit-Engine, die Apple auf seinen Geräten verwendet – weniger als drei Prozent der Einnahmen würden reinvestiert. Das Geschäft pumpt Apple somit immense Gewinne ein, ohne den offenen Webstandard wesentlich voranzubringen. Daher wird der Stopp dieses Deals als eine der wirksamsten Maßnahmen angesehen, um Googles Suchmarktanteil merklich zu reduzieren – Schätzungen zufolge könnte der Marktanteil in den USA um mindestens 22 Prozent sinken, womit Google unter die 60-Prozent-Marke fallen würde. Das würde den Suchmarkt wesentlich dynamisieren. Gleichzeitig ist es essenziell, nicht alle Suchmaschinenplatzierungsdeals zu verbieten.

Gerade kleinere Browseranbieter benötigen diese Einnahmen dringend, um am Markt bestehen zu können und ihren Beitrag zur Webvielfalt zu leisten. Der Vorschlag einer 50-Prozent-Kappung bei den Standard-Suchplatzierungen an Google für Browser außerhalb von Apple ist daher ein möglicher Kompromiss. Gleichzeitig könnte eine Verpflichtung eingeführt werden, dass zumindest 90 Prozent der Einnahmen aus solchen Deals in die Weiterentwicklung von Browsern und der Webplattform reinvestiert werden müssen. So wird langfristig eine finanzielle Basis für Innovation und offene Technologien gesichert. Eine weitere Alternative zu der erzwungenen Veräußerung von Chrome wäre, das Produkt als eigenständige Gesellschaft innerhalb des Alphabet-Konzerns zu führen.

Diese Tochtergesellschaft würde mit klarer finanzieller und operativer Trennung agieren und könnte die Finanzierung des Browser-Ökosystems gewährleisten, ohne Google ungebremste Marktmacht durch Suchmonopole zu gestatten. Der Erhalt offener und vielfältiger Browseranbieter ist grundlegend, nicht nur für den Wettbewerb, sondern auch für die technische Standardisierung der Webplattform. Standards werden in Gremien erarbeitet, an denen Google, Apple, Mozilla, Microsoft und andere Unternehmen mitwirken. Ein Browseranbieter wie Mozilla mit eigener Engine sorgt für eine Kontrollinstanz und ermutigt zu Innovationen im Sinne der Nutzer und Entwickler. Auch die zunehmende Bedeutung von Web-Apps, besonders auf mobilen Endgeräten, macht es erforderlich, Apple und Google als Gatekeeper in ihren App-Stores durch konkurrenzfähige Browser zu ergänzen.

Web-Apps bieten eine offene Alternative, die ohne Genehmigungen oder Gebühren auskommt und Entwickler sowie Konsumenten vor dem exzessiven Einfluss großer App-Stores schützt. Doch diese Perspektive gerät durch die drohende Verschlechterung der Browserentwicklung in Gefahr. Die vorgeschlagenen Lösungen der US-Justiz können zwar Googles Monopol im Suchmaschinenmarkt deutlich reduzieren, wenn sie nur die Apple-Google-Partnerschaft auflösen würden. Dies allein könnte den Marktanteil von Google so weit drücken, dass weitere, radikale Eingriffe entbehrlich wären. Angesichts dieser Erkenntnis erscheint ein kompletter Ausschluss aller Einnahmen aus Suchmaschinenplatzierungen für alle Browser dem Nutzen nicht angemessen und gefährdet die Webplattform stärker als das Monopol selbst.

Zukunftsfähige Maßnahmen sollten den Kollateralschaden möglichst gering halten. Dazu gehört die Beibehaltung von Suchmaschinenplatzierungsdeals mit kleineren Browsern, sofern diese fair und transparent gestaltet sind, mit klaren Bedingungen zur Reinvestition der Einnahmen. Außerdem sollte die Veräußerung von Chrome sehr restriktiv geprüft werden, idealerweise mit der Auflage, dass der neue Besitzer hinreichend langfristige Investitionen in Chromium und die Webplattform garantiert. Im Endeffekt steht das Internet an einer entscheidenden Weggabelung. Ein überstürztes Vorgehen gegen Google könnte unbeabsichtigt die Entwicklung des offenen Webs lähmen, kleine Wettbewerber abschrecken und die ohnehin bestehenden Browsermonopole auf mobilen Plattformen verstärken.

Dabei leisten zahlreiche kleinere Browser, Technologen und Entwickler kontinuierlich wichtige Beiträge zum Erhalt eines offenen, interoperablen Webs. Es gilt, Googles Suchmonopol zu brechen, ohne das offene Web zu zerstören. Dies erfordert einen ausgewogenen, sachkundigen Ansatz, der Investitionen in die Webplattform sichert, Wettbewerb im Browsermarkt fördert und zugleich den Zugang von Nutzern zu einer vielfältigen und innovativen digitalen Welt garantiert. Die kommenden Entscheidungen könnten den Ton für die Zukunft des Internets über Jahrzehnte hinweg bestimmen – ob als frei zugängliche, offene Infrastruktur oder als von wenigen Konzernen beherrschtes geschlossenes Ökosystem.

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