Flughäfen sind heutzutage viel mehr als nur Orte, an denen Passagiere ein- und aussteigen. Sie sind komplexe, multifunktionale Einrichtungen, die ein eigenes eigenes Ökosystem darstellen. Während Reisende oft erwarten, dass Flughäfen vor allem auf Effizienz und Komfort ausgelegt sind, zeigt sich in der Realität ein anderes Bild, das häufig von wirtschaftlichen Interessen geprägt wird. Ein aktueller Trend ist der schwindende Einsatz von laufenden Gehsteigen in Flughafenterminals – eine Entwicklung, die viele Passagiere zunehmend frustriert. Doch warum entscheiden sich immer mehr Flughäfen dazu, diese eigentlich hilfreichen Transportmittel abzubauen oder gar nicht mehr zu installieren? Die Antwort liegt in einem Spannungsfeld zwischen Wirtschaftlichkeit, Passagierfluss und dem Profit von Flughafenbetreibern.
Laufende Gehsteige, auch als Moving Walkways bekannt, bieten zweifelsohne einen praktischen Komfort, indem sie lange Wege abkürzen und vor allem Reisenden mit Gepäck oder eingeschränkter Mobilität das Fortbewegen erleichtern. Für Menschen, die weite Distanzen innerhalb von Terminals überwinden müssen, sind sie eine willkommene Erleichterung. Dennoch werden gerade aus finanzieller Sicht diese Gehsteige zunehmend kritisch gesehen. Ein wichtiger Aspekt hierbei ist die Monetarisierung des Passagierflusses. Flughäfen sind Unternehmen, die zwar durch Gebühren für Starts und Landungen Einnahmen generieren, jedoch einen Großteil ihres Profits durch Einzelhandelsumsätze, gastronomische Angebote und sonstige Dienstleistungen erwirtschaften.
In diesem Zusammenhang ist es für Betreiber von zentraler Bedeutung, wie lange und wie oft Passagiere an verschiedenen Stellen verweilen. Eine längere Verweilzeit in Bereichen mit Shops und Restaurants bedeutet höhere Umsätze und damit attraktivere Mietpreise für die Geschäfte. Laufende Gehsteige stellen hier allerdings ein Hindernis dar. Sie fördern einen schnellen und zielgerichteten Durchgang, ohne dass Passagiere zum Anhalten animiert werden oder Gelegenheit haben, spontan Einkäufe zu tätigen. Insbesondere weil die Gehsteige oft weniger Zugänge zu angrenzenden Geschäften bieten, reduziert sich die zahlende Kundschaft deutlich.
Passagiere sind oftmals darauf bedacht, den Weg nicht zu verlassen oder gar zurückzugehen, um einen Laden zu besuchen. Zudem schaffen diese Gehsteige physisch eine Barriere zwischen den Passagierströmen, vergleichbar mit einer stark befahrenen Straße, die das Überqueren oder Wechseln auf die andere Seite erschwert. Das langfristige Entfernen oder Nicht-Installieren von laufenden Gehsteigen ist somit ein bewusster Schritt vieler Flughäfen, um die Frequenz in den kommerziellen Bereichen zu erhöhen. Neben diesen wirtschaftlichen Motiven gibt es auch praktische und gestalterische Überlegungen, die in der Planung neuer Terminals eine Rolle spielen. Laufende Gehsteige benötigen eine beträchtliche Menge an Platz und verursachen zusätzliche Kosten für Installation, Betrieb und Instandhaltung.
Unter dem Gesichtspunkt der Effizienz und Modernisierung streben viele Flughafenbetreiber nach schlankeren, flexibleren Terminal-Layouts ohne übermäßige Technik, die zudem Ausfallzeiten oder Wartungsprobleme verursachen kann. Gerade moderne Airports setzen vermehrt auf alternative Transportmittel wie automatisierte People Mover oder Linienbusse innerhalb der Anlage, die größere Distanzen schneller und für mehr Menschen zugänglich überwinden können. Einige Passagiere schätzen zwar den Bewegungsanreiz und die Möglichkeit, sich aktiv zu Fuß zu bewegen, was gesundheitsfördernd und Teil des Reiseerlebnisses sein kann. Andere wiederum profitieren von den technischen Hilfsmitteln bei eingeschränkter Mobilität oder hohen körperlichen Belastungen. Hier zeigt sich jedoch eine Diskrepanz: Viele Menschen, die nicht vollständig auf Rollstühle angewiesen sind, aber dennoch Schwierigkeiten mit langen Strecken haben, fallen in eine Grauzone, die von der Flächengestaltung häufig nicht ausreichend berücksichtigt wird.
Die Verfügbarkeit und Organisationsstruktur von Rollstuhlservices variiert zudem stark zwischen Flughäfen und reicht oftmals nicht aus, um den Bedarf effizient zu decken. Einige Reisende beklagen zudem den Mangel an Rücksichtnahme der Mitpassagiere auf den Gehsteigen, was das Vorankommen erschwert und die Nutzung weniger angenehm macht. Die Verkehrsregeln auf den Gehsteigen werden nicht immer beachtet, weshalb das Potenzial der Gehsteige für Geschwindigkeit und Komfort nicht ausgeschöpft werden kann. Die Debatte um das Entfernen von laufenden Gehsteigen ist also nicht nur eine Frage der Ökonomie, sondern auch der Barrierefreiheit, Bequemlichkeit und der allgemeinen Kundenzufriedenheit. Passagiere äußern oftmals Unverständnis und Frustration, wenn ihnen Wege zugemutet werden, die sie als zu lang und beschwerlich empfinden.
Gerade für ältere Reisende oder Menschen mit gesundheitlichen Einschränkungen sind Gehsteige eine wichtige Hilfe. Die Praxis, diese Einrichtungen aufgrund wirtschaftlicher Interessen abzubauen, wirft daher auch ethische Fragen auf. Flughafenbetreiber stehen in einem Konflikt zwischen dem Wunsch nach maximaler Profitabilität und der Pflicht, eine inklusive, nutzerfreundliche Infrastruktur bereitzustellen. Die Frage, wie sich dieser Konflikt in Zukunft lösen lässt, ist auch eine Frage nach Innovation und Kompromissen. Es bedarf intelligenter Architektur, die sowohl kommerziellen Interessen gerecht wird, als auch dezentrale Aufenthaltsbereiche schafft, in denen sich Passagiere gerne aufhalten.
Ein Beispiel hierfür sind Flughäfen, die ihre Ladengeschäfte, Restaurants und Serviceangebote an Knotenpunkten konzentrieren, etwa an Enden von Korridoren oder nahe der Boardingbereiche. Laufende Gehsteige werden dann gezielt in weniger frequentierten Bereichen eingesetzt, die ohnehin nicht stark von Shops umgeben sind, um den Passagieren trotzdem eine Erleichterung zu bieten, ohne den kommerziellen Fluss zu gestört. Langfristig könnte auch technologische Innovation, wie zum Beispiel intelligente Passagierlenkung oder Apps mit personalisierten Routenvorschlägen, dazu beitragen, das Gleichgewicht zwischen Wirtschaftlichkeit und Komfort besser auszubalancieren. Auch alternative Mobilitätsangebote für Passagiere mit eingeschränkter Mobilität könnten verstärkt etabliert werden, um die Abhängigkeit von Gehsteigen oder Rollstühlen zu verringern. Fazit ist, dass der Abbau von laufenden Gehsteigen in Flughäfen kein Fehler von Designern ist, sondern ein gezielter wirtschaftlicher Schritt, der jedoch auf Kosten der Nutzerzufriedenheit geht.
Reisende sollten sich dieser Hintergründe bewusst sein und Flughäfen sollten die Bedürfnisse aller Passagiere stärker in den Fokus rücken, insbesondere angesichts der demografischen Entwicklung und der steigenden Anzahl älterer oder bewegungseingeschränkter Menschen unter den Fluggästen. Nur so kann eine Reiseerfahrung geschaffen werden, die sowohl effizient als auch angenehm ist und nicht zuletzt auch die Loyalität und das Wohlwollen der Kunden stärkt.