In den letzten Jahren hat die Zahl von SMS-Nachrichten, die scheinbar für falsche Empfänger bestimmt sind, erheblich zugenommen. Viele Menschen berichten, dass sie Nachrichten erhalten, die harmlos wirken: kurze Fragen wie "Wie geht es dir?" oder „Tut dir dein Rücken noch weh?“ Doch diese scheinbar zufälligen Botschaften sind in Wahrheit Teil einer neuen Strategie von Betrügern, die gezielt versuchen, Opfer zu ködern und finanziell auszunehmen. Dabei gehen die Täter äußerst raffiniert vor und nutzen modernste Technologien, darunter Künstliche Intelligenz (KI), um ihre Anfragen effizienter und glaubwürdiger zu gestalten.Diese sogenannten "Wrong Number"-Nachrichten geben vor, eine harmlose Verwechslung zu sein, entpuppen sich aber als raffinierte Betrugsversuche. Die Kriminellen sammeln damit zum einen, ob eine Telefonnummer aktiv genutzt wird und ob der Empfänger auf Nachrichten reagiert.
Dadurch lassen sie sich das Opfer für weitere, gezieltere Angriffe markieren. Selbst wenn eine erste Kontaktaufnahme nicht zum Erfolg führt, wird das Wirtschaftssystem der Betrüger so stetig mit potenziellen Zielen bestückt. Solche SMS-Taktiken sind besonders gefährlich, weil sie einen emotionalen Köder bieten und soziale Bedürfnisse wie das Verlangen nach menschlicher Verbindung ausnutzen.Eine häufige Masche ist, sich durch scheinbar sympathische oder vertraute Nachrichten Vertrauen zu erschleichen. Danach folgen oft Anfragen nach kleinen Gefälligkeiten, die im schlimmsten Fall in finanzielle Forderungen münden.
Ein beliebtes Beispiel sind Aufforderungen, Geschenkkarten von bestimmten Anbietern zu kaufen und die Codes freizugeben. Diese Art von Betrug, der von Experten als „Pig Butchering“ bezeichnet wird, funktioniert nach dem Prinzip, Opfer über einen längeren Zeitraum an sich zu binden und dann nach und nach große Geldsummen abzuziehen.Mit der fortschreitenden Digitalisierung und der Verbreitung von Künstlicher Intelligenz haben sich die Methoden der Betrüger deutlich weiterentwickelt. KI erlaubt es, mittels automatischer Analyse von öffentlich zugänglichen Daten, wie Social-Media-Profilen oder Datenlecks aus der Vergangenheit, besonders anfällige Personen auszumachen – oft jene, die sich einsam fühlen oder soziale Bindungen vermissen. Das erhöht die Glaubwürdigkeit und die Erfolgsquote der Betrugsversuche erheblich.
Automatisierte Systeme filtern beispielsweise Telefonnummern anhand geografischer Merkmale, um regional zugeschnittene Betrugsnachrichten zu versenden.Die finanziellen Folgen für Betroffene sind enorm. Laut dem US-Verbraucherschutzbericht beläuft sich der Verlust durch SMS-Scams auf nahezu eine halbe Milliarde US-Dollar im Jahr 2024 – eine Verfünffachung im Vergleich zu 2020. Ziel der Betrüger sind neben kleinen Sofortgewinnen vor allem die großen Vermögenswerte ihrer Opfer, beispielsweise Lebensersparnisse oder Rentenkonten. Die Geduld der Kriminellen zahlt sich oft aus, denn die Betrugsmasche ist darauf angelegt, über Wochen oder Monate Vertrauen aufzubauen, bevor die eigentliche Abzocke beginnt.
Selbst wenn es nicht zu direkten finanziellen Verlusten kommt, können die erhaltenen Nachrichten dennoch großen Schaden anrichten. Oft filmen sich die Täter damit, dass sie durch die unbedachten Antworten an persönliche Daten gelangen. Diese Informationen lassen sich auf dem sogenannten Dark Web verkaufen oder zur weiteren Erpressung einsetzen. Beispielsweise kann ein Hacker genügend Details sammeln, um Kontozugänge zu übernehmen oder Social-Media-Accounts zu sperren und gegen Lösegeld wieder freizugeben. Diese sogenannten Mini-Erpressungen verursachen zwar geringere Beträge, sind aber dennoch für die Betroffenen belastend und schaden langfristig ihrer Online-Sicherheit.
Die Psychologie hinter diesen Betrügereien ist ebenso bedeutsam wie die technischen Mittel. Viele Empfänger der Nachrichten reagieren, weil der Wunsch nach Verbindung in unserer modernen Gesellschaft groß ist. Insbesondere die Einsamkeit, die durch soziale Distanzierungen während der Corona-Pandemie noch zugenommen hat, macht Menschen anfälliger für solche Kontakte. Psychotherapeuten bestätigen, dass diese Form des emotionalen Missbrauchs neue Herausforderungen für die mentale Gesundheit darstellt. Opfer fühlen sich gesehen und angesprochen, obwohl häufig hinter der Fassade ein perfides Geschäftsmodell steht.
Um sich effektiv vor solchen SMS-Betrugsversuchen zu schützen, ist Vorsicht der wichtigste Ratgeber. Experten empfehlen, nie auf Nachrichten zu antworten, deren Absender unbekannt oder verdächtig erscheinen. Es gilt, keine finanziellen Transaktionen durchzuführen, insbesondere nicht den Kauf und Versand von Geschenkkarten-Codes oder Ähnlichem. Funktionalitäten von Smartphones, wie das Markieren von Nachrichten als Spam, sollten genutzt werden. Diese Meldungen tragen dazu bei, die Verbreitung solcher Betrugsformen einzudämmen und helfen, andere Nutzer besser zu schützen.
Darüber hinaus ist Aufklärung entscheidend. Viele Verbraucher sind sich der Gefahren, die von harmlos wirkenden SMS ausgehen, nicht bewusst. Informationskampagnen und Schulungen zur digitalen Sicherheit können helfen, Betrugsversuche frühzeitig zu erkennen. Es ist wichtig, personenbezogene Daten möglichst zurückhaltend zu teilen und im Netz keine unnötigen Informationen zu veröffentlichen, die Betrügern in die Hände fallen könnten.Telekommunikationsanbieter und Regulierungsbehörden stehen ebenfalls in der Pflicht, Maßnahmen zu ergreifen, die diese Form der Kriminalität eindämmen.
Die Entwicklung besserer Spam-Filter und die Überwachung verdächtiger Aktivitäten können helfen, die Flut von betrügerischen SMS einzudämmen. Internationale Zusammenarbeit ist dabei wichtig, da viele Täter ihren Sitz im Ausland haben und grenzüberschreitend agieren.Die Gefahren durch gefälschte „falsche Nummer“-Nachrichten zeigen eindrücklich, wie technische Innovationen von Kriminellen missbraucht werden können. Die Verbindung aus KI-gestützter Datenanalyse und psychologischer Manipulation macht diese Angriffe besonders tückisch und erfolgreich. Auf individueller Ebene ist Wachsamkeit gefragt, aber auch ein gesellschaftliches Bewusstsein für das Problem und eine Kooperation aller Beteiligten, um den Betrug nachhaltig zu bekämpfen.
Verbraucher sollten sich stets klarmachen, dass jede unerwartete SMS auch eine Falle sein kann und beim geringsten Zweifel besser ignoriert werden sollte, um keine Angriffsfläche zu bieten. Nur so kann man verhindern, dass der scheinbar harmlose vermeintliche Tippfehler zur Eintrittskarte für finanziellen Schaden wird.