Der Kryptowährungsmarkt hat in den letzten Jahren eine enorme Entwicklung durchlaufen. Für viele Anleger ist der Einstieg in diesen Markt der Handel über eine Exchange, also eine Börse, an der digitale Vermögenswerte gekauft und verkauft werden können. Dabei gibt es zwei grundlegend verschiedene Arten von Börsen: zentralisierte Exchanges (Centralized Exchanges, CEX) und dezentralisierte Exchanges (Decentralized Exchanges, DEX). Beide Modelle haben ihre eigenen Merkmale, Chancen und Herausforderungen, die es zu verstehen gilt, um fundierte Entscheidungen beim Kryptohandel zu treffen. Zentralisierte Exchanges sind digitale Marktplätze, auf denen der Handel von Kryptowährungen über einen zentralen Betreiber abgewickelt wird.
Bekannte Beispiele sind Binance, Coinbase oder Kraken. Diese Plattformen fungieren als Vermittler zwischen Käufern und Verkäufern und besitzen die verwahrte Kontrolle über die Nutzervermögen. Das bedeutet, dass Nutzer ihre Kryptowerte zunächst an die Exchange übertragen müssen, um handeln zu können. Diese Art von Börse ähnelt häufig konventionellen Finanzinstitutionen und bietet daher viele vertraute Funktionen und eine benutzerfreundliche Oberfläche, die besonders für Anfänger attraktiv ist. Das Hauptargument für zentralisierte Exchanges liegt in ihrem hohen Liquiditätsvolumen und der dadurch meist stabilen Preisbildung.
Durch eine große Anzahl von aktiven Händlern können Kauf- und Verkaufsaufträge oft schnell ausgeführt werden, was vor allem für institutionelle Investoren von Bedeutung ist. Zudem sind CEXs in der Regel reguliert und unterliegen gewissen Sicherheits- sowie Compliance-Vorschriften, was für viele Nutzer ein höheres Maß an Vertrauen schafft. Allerdings bringt die Verwahrung der Gelder durch Dritte auch Risiken mit sich. Das Debakel um die Zentralisierung eines großen Players wie FTX hat die Gefahren solcher Modelle deutlich gemacht. Plötzliche Insolvenzen, Misswirtschaft oder Sicherheitslücken können dazu führen, dass Anleger ihr Kapital verlieren.
Die vollständige Kontrolle über die Vermögenswerte liegt bei der Exchange – Nutzer sind darauf angewiesen, dass diese richtig und sicher verwaltet werden. Zudem sind bei CEXs oft umfangreiche KYC- (Know Your Customer) und AML- (Anti-Money Laundering) Verfahren verpflichtend, was Datenschutzbedenken und Einschränkungen für bestimmte Nutzer mit sich bringt. Im Gegensatz dazu steht das Konzept der dezentralisierten Exchanges, die auf Blockchain-Technologien beruhen und keinen zentralen Betreiber besitzen. Bekannte Vertreter hier sind Uniswap oder Pancakeswap. DEXs ermöglichen es Nutzern, direkt miteinander zu handeln, ohne dass ein Vermittler die Kontrolle über die Einlagen hat.
Jede Transaktion wird durch Smart Contracts automatisiert abgewickelt, was mehr Transparenz und eine höhere Kontrolle seitens der Nutzer bietet. Ein großer Vorteil von DEXs liegt in der Selbstverwahrung der eigenen Vermögenswerte. Nutzer behalten ihre privaten Schlüssel und müssen ihre Coins nicht an eine Drittpartei übergeben. Dies reduziert das Risiko von Verlusten durch Hacks oder betrügerisches Verhalten der Exchange. Außerdem sind bei DEXs oft geringere Gebühren zu erwarten, da keine Mittelsmänner beteiligt sind und weniger regulatorische Kosten anfallen.
Nicht zuletzt punkten DEXs mit ihrem offenen und resistenten Design gegen Zensur oder externe Eingriffe. Dennoch sind dezentrale Exchanges nicht ohne Nachteile. Ein zentrales Problem ist die sogenannte impermanente Verlustgefahr, unter der Liquiditätsanbieter leiden können. Diese stellen ihre Token in Liquiditätspools bereit, um den Handel zu ermöglichen. Wenn sich der Marktpreis der hinterlegten Vermögenswerte stark verändert, führt dies zu einem Verlust im Vergleich zum direkten Halten der Coins.
Zwar erhalten Liquiditätsanbieter Transaktionsgebühren als Kompensation, doch das Risiko bleibt ein Faktor, der bedacht werden muss. Zudem sind DEXs in Bezug auf Handelsvolumen und Liquidität oft hinter den großen CEXs zurück. Große Aufträge können zu unerwünschter Slippage, also preislichen Nachteilen, führen. Für institutionelle Investoren sind die fehlenden regulatorischen Rahmenbedingungen und Compliance-Maßnahmen oft ein Hindernis, wodurch viele noch nicht voll in DeFi (Decentralized Finance) eingestiegen sind. Allerdings arbeiten innovative Projekte wie Aggregatoren daran, diese Defizite zu verringern, indem sie Liquidität aus verschiedenen Quellen bündeln.
Die Benutzerfreundlichkeit ist ebenfalls ein relevanter Unterschied. CEXs bieten in der Regel intuitive Oberflächen und ein breites Angebot an unterstützten Zahlungsarten, was sie vor allem für Einsteiger attraktiv macht. DEXs hingegen erfordern oft ein gewisses technisches Verständnis und das aktive Management eigener Wallets, was für Neulinge eine Hürde darstellen kann. Auf regulatorischer Ebene bieten CEXs durch ihre zentrale Struktur eine klare Anlaufstelle für Behörden und erfüllen gesetzliche Anforderungen. DEXs entziehen sich oftmals der klassischen Regulierung, da sie keinen Betreiber haben und direkt auf der Blockchain laufen.
Das führt zu einer gewissen Grauzone, die von Marktteilnehmern unterschiedlich bewertet wird. Für manchen sind DEXs ein idealer Weg, um finanzielle Souveränität zu erlangen, andere sehen darin erhöhte Risiken. Wer sich zwischen einem zentralisierten und einem dezentralisierten Exchange entscheiden möchte, sollte zuerst seine eigenen Prioritäten definieren. Wer Wert auf einfache Bedienbarkeit, hohe Liquidität und zusätzliche Serviceangebote legt, findet in CEXs häufig die bessere Lösung. Wer jedoch eine größere Kontrolle über die eigenen digitalen Vermögenswerte und niedrigere Handelshürden bevorzugt, kann von DEXs profitieren.