Wenn die Eltern ins Ausland ziehen und ihr vollständig abbezahltes Haus an ihre Kinder weitergeben, steht eine wichtige Frage im Raum: Was nun mit der Immobilie tun? Viele junge Familien oder Paare, die nicht unbedingt zu den Wohlhabenden zählen, sehen sich mit der Situation konfrontiert, plötzlich Eigentümer einer Immobilie geworden zu sein, ohne dass sie in naher Zukunft einen klaren Plan haben. Dabei ist es durchaus verständlich, dass der Wunsch besteht, das Erbe sinnvoll zu nutzen – sei es durch Vermietung, Verkauf oder die Eigennutzung. Doch jede dieser Optionen hat ihre eigenen Vor- und Nachteile, die sorgsam abgewogen werden müssen. In diesem Text erläutern wir Ihnen die wichtigsten Überlegungen, die Sie bei der Entscheidung berücksichtigen sollten, damit Sie langfristig davon profitieren können. Zunächst einmal ist es wichtig, die finanzielle Gesamtsituation realistisch einzuschätzen.
Wenn Sie und Ihr Partner gemeinsam beispielsweise ein Jahreseinkommen von etwa 100.000 Euro erzielen, aber gleichzeitig größere Schulden, etwa über 15.000 Euro an Kreditkartenschulden, haben, ergeben sich daraus bestimmte Handlungsmöglichkeiten und Prioritäten. In solchen Fällen kann das geerbte Haus zu einem strategischen Mittel werden, um finanzielle Belastungen abzubauen, Vermögen aufzubauen oder den Lebensstandard zu verbessern. Wenn Sie sich mit der Option beschäftigen, das Haus zu vermieten, gilt es, sämtliche Nebenkosten genauestens zu kalkulieren.
Die Einnahmen aus der Vermietung müssen mindestens ausreichen, um Grundsteuern, Versicherungen, Nebenkosten und eventuelle Instandhaltungskosten zu decken. Nur wenn ein nennenswerter Überschuss bleibt, ergibt sich ein Vorteil, der nicht nur zur Schuldenreduzierung beiträgt, sondern auch zum Vermögensaufbau. Ein großer Punkt bei der Vermietung ist jedoch die Verantwortung, die damit einhergeht. Vermieter zu sein bedeutet nicht nur Mietverträge zu verwalten, sondern auch sich um potenzielle Mieterprobleme, Schäden am Haus oder Leerstandszeiten zu kümmern. Diese Herausforderungen sollten nicht unterschätzt werden, denn sie können das vermeintliche Einkommen schnell schmälern.
Die Aussicht auf eine regelmäßige Einnahmequelle kann allerdings sehr verlockend sein, wenn Sie monatlich mit einem gewissen zusätzlichen Betrag rechnen können, der eine finanzielle Entlastung bringt. Langfristig steigen Immobilienwerte in der Regel, auch wenn die Märkte Schwankungen erleben. Ein Haus, das heute schuldenfrei in Ihrem Besitz ist, könnte über Jahrzehnte hinweg deutlich an Wert gewinnen – eine potente Finanzanlage über Generationen hinweg. Hingegen kann es verlockend wirken, das Haus sofort zu verkaufen, um einen größeren Geldbetrag auf einen Schlag zu erhalten. Mit dem Verkauf lassen sich eventuell vorhandene Schulden schneller tilgen und ein finanzielles Polster für Notfälle oder Investitionen schaffen.
Gerade wenn Sie oder Ihr Partner nicht daran interessiert sind, eine Immobilie zu verwalten oder nicht den Wohnort wechseln möchten, kann der Verkauf die einfachste Lösung sein. Dennoch sollten Sie bedenken, dass dieser Schritt unwiderruflich ist: Sobald das Haus verkauft ist, profitieren Sie nicht mehr von eventuellen zukünftigen Wertsteigerungen. Zudem verleihen Immobilien, vor allem in begehrten Lagen, weiterhin eine gewisse Sicherheit als Sachwert in turbulenten finanziellen Zeiten. Wenn Sie überlegen, selbst in das Haus einzuziehen, besteht die Möglichkeit, mietfrei zu wohnen und so die monatlichen Ausgaben deutlich zu senken. Das kann besonders attraktiv sein, wenn Sie in Ihrem aktuellen Mietverhältnis hohe Kosten tragen.
Das eigene Haus bietet zudem unmittelbare Kontrolle über den Zustand und die Gestaltung des Wohnraums, wodurch Sie sowohl Flexibilität als auch Lebensqualität gewinnen. Allerdings ist der Umzug mit Veränderungen verbunden, die bedacht sein wollen: Berufliche Entfernung, soziale Netzwerke und persönliche Präferenzen spielen eine große Rolle. Auch die Verfügbarkeit von Infrastruktur und möglichen Pendelzeiten sollten Sie in Ihre Entscheidung einfließen lassen. Finanzielle Überlegungen sind in jedem Fall entscheidend. Ein schuldenfreies Haus bedeutet zunächst keine Belastung durch Kredite, dennoch fallen laufende Kosten wie Grundsteuer und Haushaltsausgaben an.
Für den Fall, dass Sie das Haus vermieten, empfiehlt es sich, Rücklagen für unvorhergesehene Reparaturen zu bilden. Diese finanzielle Pufferzone ist wichtig, da Eigentum stets mit dem Risiko plötzlicher Ausgaben verbunden ist. Auch steuerliche Konsequenzen sind relevant: Einnahmen aus Vermietung müssen ordnungsgemäß versteuert werden, während beim Verkauf unter Umständen Spekulationssteuern anfallen können. Ebenfalls sollten Sie beachten, dass sich nach Umzug ins Haus Änderungen bei persönlichen Lebensumständen ergeben können, die die Attraktivität der Immobilie beeinflussen. Auf emotionaler Ebene kann der Besitz eines Elternhauses viele Erinnerungen und Bindungen beinhalten, was das Einziehen attraktiv erscheinen lässt.
Andererseits kann es durch den Erhalt des Hauses auch zu Konflikten innerhalb der Familie kommen, wenn Erwartungen nicht klar kommuniziert wurden. Insgesamt ist es sinnvoll, eine professionelle Beratung heranzuziehen. Ein Immobilienexperte, Steuerberater oder Finanzplaner kann helfen, die verschiedenen Optionen unter finanziellen, rechtlichen und persönlichen Gesichtspunkten zu bewerten. Die individuelle Lage, Ihr Lebensstil und Ihre Zukunftspläne sind wichtige Faktoren, die Einfluss auf eine nachhaltige und zufriedenstellende Entscheidung haben sollten. Die Frage, ob Sie die Immobilie vermieten, verkaufen oder selbst nutzen, lässt sich also nicht pauschal beantworten.
Sie basiert auf einer eingehenden Analyse Ihrer finanziellen Situation, Lebensumstände und langfristigen Ziele. Wenn Sie sich noch unsicher sind, kann es hilfreich sein, die Mietpreise am lokalen Markt zu prüfen, sowie mögliche Verkaufserlöse oder die eigenen Präferenzen hinsichtlich Wohnort und Wohnqualität einfließen zu lassen. Ein gut durchdachter Plan sorgt dafür, dass Sie das Geschenk Ihrer Eltern optimal nutzen und Ihre finanzielle Zukunft auf sicheren Beinen stellen können.