Die Diskussion um den Klimawandel und seine Dringlichkeit beherrscht seit Jahren die politische und gesellschaftliche Debatte weltweit. Immer wieder tauchen jedoch Dokumente und Behauptungen auf, die die Notwendigkeit eines raschen Handelns infrage stellen. Eines dieser Dokumente ist die sogenannte "World Climate Declaration", die behauptet, es gäbe keinen Klimanotstand und wurde angeblich von rund 1200 führenden Wissenschaftlern unterschrieben. Doch entspricht diese Behauptung der Wahrheit? Woher stammt diese Erklärung, wer sind die Unterzeichner, und wie ist ihre Expertise in Sachen Klimaforschung wirklich einzuordnen? All diese Fragen sollen im Folgenden umfassend beleuchtet werden. Die "World Climate Declaration" wurde erstmals am 27.
Juni 2022 in den sozialen Medien verbreitet und sorgte schnell für Aufsehen. In dem Dokument wird behauptet, es gebe keine wissenschaftliche Grundlage für die Behauptung eines Klimanotstands. Einige prominente Personen, darunter ein australischer Senator, verbreiteten das Papier weiter mit der Behauptung, es bestätige, dass der Klimawandel kein Grund zur Sorge sei. Solche Aussagen treffen allerdings auf heftige Kritik von Experten und Wissenschaftlern, die auf fundierte Klimadaten verweisen. Während die "World Climate Declaration" suggeriert, dass 1200 Experten das Dokument unterzeichnet haben, zeigt eine eingehendere Prüfung der Liste der Unterzeichner ein anderes Bild.
Es stellen sich Fragen zur Glaubwürdigkeit und fachlichen Qualifikation der Unterzeichner. Untersuchungen haben ergeben, dass von den 1.107 tatsächlich aufgeführten Personen nur ein verschwindend geringer Anteil als Klimaexperten oder Klimawissenschaftler qualifiziert ist. Vielmehr stammen viele der Unterzeichner aus ganz anderen Fachbereichen oder stehen in Verbindung mit der fossilen Brennstoffindustrie. Ein bedeutender Teil der Unterzeichner sind Ingenieure, Einige besitzen Verbindungen zu Ölkonzernen wie Shell oder zu anderen Branchen der fossilen Industrie.
Mehrere der Namensgeber sind sogar verstorben, was darauf hinweist, dass die Zusammenstellung der Unterschriften nicht aktuell oder verifizierbar ist. Zudem sind unter den Unterzeichnern auch Personen, die keinerlei wissenschaftliche Veröffentlichungen im Bereich des Klimawandels vorzuweisen haben. Ein prominentes Beispiel ist Ivar Giaever, ein Nobelpreisträger für Physik aus dem Jahr 1973, der sich zwar gegen den Klimanotstand ausspricht, allerdings keine Expertise im Bereich der Klimawissenschaft besitzt. Diese Verquickung von Personen ohne klimatologische Fachkenntnisse mit der Botschaft der Erklärung wird von Wissenschaftlern scharf kritisiert. Tatsächlich existiert eine überwältigende Mehrheit von Studien, die den menschlichen Einfluss auf den Klimawandel bestätigen.
Eine Studie der Cornell University aus dem Jahr 2021 analysierte über 88.000 wissenschaftliche Arbeiten und fand heraus, dass mehr als 99,9 Prozent davon bestätigen, dass menschliche Aktivitäten, insbesondere die Emission von Treibhausgasen, die Hauptursache für die globale Erwärmung sind. Neben soliden Daten belegen auch die globalen Temperaturrekorde die Dringlichkeit des Klimaschutzes. Die letzten 15 Jahre zählen zu den wärmsten seit Beginn der Aufzeichnungen, mit den letzten acht Jahren als den wärmsten Perioden überhaupt, belegt durch Daten von NASA und anderen internationalen Wetterdiensten. Diese Fakten stehen im deutlichen Gegensatz zu der Behauptung der "World Climate Declaration" und widerlegen Wirksamkeit und Aussagekraft dieser Erklärung.
Die Initiatoren der "World Climate Declaration" sind Guus Berkhout, ein ehemaliger Geophysiker, der früher für das Ölausbeutungsunternehmen Shell tätig war, und Marcel Crok, ein Journalist. Beide wurden mit Vorwürfen konfrontiert, von der fossilen Industrie finanziell unterstützt zu werden, um Klimaskeptiker-Arbeit zu fördern. Obwohl sie diese Anschuldigungen zurückweisen, werfen die Verbindungen und die Herkunft ihres Dokuments erhebliche Zweifel an der Unabhängigkeit und Objektivität der Erklärung auf. Die Klimadiskussion wird zudem immer wieder von Desinformation und gezielten Fehlinformationen geprägt. Einige Gruppen und Persönlichkeiten, die Klimawissenschaft leugnen, bedienen sich Argumenten, dass das Klima der Erde schon immer natürlichen Schwankungen unterlegen sei – ein Umstand, der zwar stimmt, jedoch nichts daran ändert, dass der vom Menschen verursachte Einfluss derzeit eine beispiellose und gefährliche Ursache für den schnellen Klimawandel ist.
Die Debatte um die "World Climate Declaration" zeigt exemplarisch, wie wichtig kritische Prüfung von Quellen und Fakten ist. Während die angebliche Anzahl von 1200 Unterzeichnern beeindrucken mag, entscheidet letztlich die fachliche Qualifikation und wissenschaftliche Basis über die Glaubwürdigkeit einer solchen Erklärung. Klimaforscher weltweit sind sich grundsätzlich einig darin, dass die Klimakrise eine reale, menschengemachte und dringende Herausforderung darstellt, die entschlossenes Handeln erfordert. Die fortlaufende Verbreitung von Dokumenten, die den Klimanotstand anzweifeln, gefährden nicht nur die öffentliche Wahrnehmung, sondern auch politisches Handeln und gesellschaftliche Maßnahmen gegen den Klimawandel. In einer Zeit, in der extreme Wetterereignisse, wie verheerende Hitzerekorde, Waldbrände und Überschwemmungen zunehmen, bleibt es essenziell, auf wissenschaftlich fundierte Erkenntnisse zu setzen und nicht auf fragwürdige Erklärungen, die von wirtschaftlichen Interessen geprägt sind.