In den letzten Jahren hat der Markt für KI-Beschleuniger in Rechenzentren eine enorme Dynamik entwickelt. Treibende Kraft hinter diesem Wachstum ist die rasche Verbreitung von künstlicher Intelligenz in verschiedensten Bereichen, von der Forschung über die Industrie bis hin zu alltäglichen Anwendungen. Im Zentrum dieser technologischen Revolution steht AMD als einer der Hauptakteure, der durch seine Prognosen und Produkte maßgeblich dazu beiträgt, wie sich die Branche entwickelt. Die Analyse von AMDs Vorhersagen bietet wertvolle Einblicke in das Wachstumspotenzial des Marktes und was Unternehmen bei ihren Investitionsentscheidungen erwarten können. AMD hat über mehrere Jahre hinweg immer wieder Prognosen zum Marktvolumen und zu den Wachstumsraten von KI-Beschleunigern veröffentlicht.
Anfang 2023 lag die geschätzte Marktkapazität für Datacenter-AI-Beschleuniger bei rund 30 Milliarden US-Dollar. AMD ging damals von einem jährlichen Wachstum von über 50 Prozent aus, was bedeutet, dass der Markt im Jahr 2027 auf über 150 Milliarden US-Dollar anwachsen sollte. Dieser Wert erschien angesichts des gesamten Rechenzentrumsmarktes von etwa 236 Milliarden US-Dollar in 2023 durchaus realistisch. Diese Prognose bezog sich auf spezialisierte Hardware wie GPUs, FPGAs sowie andere KI-Beschleuniger und schloss keine CPUs mit speziellen KI-Funktionalitäten ein. Zum damaligen Zeitpunkt befanden sich Produkte wie AMDs dritter „Antares“ Instinct MI300-Serie gerade in der Vorbereitungsphase, deren Veröffentlichung im Dezember 2023 geplant war.
AMD positionierte sich mit dieser Hardware als ernstzunehmender Wettbewerber insbesondere gegen Nvidia, das traditionell den KI-Beschleunigermarkt dominiert. Ein wesentlicher Aspekt von AMDs Prognosen ist die Unterscheidung zwischen KI-Training und KI-Inferenz. Während das Training großer Modelle im Zentrum der ersten KI-Welle stand, verschiebt sich der Fokus zunehmend auf Inferenzanwendungen. Diese sind entscheidend für die breite Anwendung von KI in Echtzeitszenarien. AMD erwartet, dass die Ausgaben für Inferenzsysteme bereits ab 2026 die für Trainingssysteme übersteigen werden.
Diese Tendenz spiegelt den Fortschritt in Algorithmen und Anwendungsfällen wider, bei denen ressourceneffizientere und spezialisierte Systeme benötigt werden. Im Laufe der Zeit hat AMD seine Prognosen nach oben korrigiert. Bereits sechs Monate nach der ersten Vorhersage im Jahr 2023 wurde die Marktkapazität für 2023 von 30 Milliarden auf 45 Milliarden US-Dollar angehoben, mit einem erwarteten Wachstum von über 70 Prozent jährlich, was 2027 zu einem Marktvolumen von mehr als 400 Milliarden US-Dollar führen sollte. Diese Anpassung verdeutlicht, dass die Nachfrage aufgrund des explosionsartigen Wachstums der Generativen KI (GenAI) und neuer KI-Anwendungsfälle schneller steigt als ursprünglich angenommen. Im Oktober 2024 folgte dann eine weitere Aktualisierung, die den Zeitraum auf 2028 verlängerte und die jährliche Wachstumsrate leicht auf etwa 60 Prozent senkte.
Auch hier blieb AMD optimistisch, was die langfristigen Entwicklungen der KI-Beschleuniger betrifft. Im Jahr 2023 wurden tatsächlich 45 Milliarden US-Dollar im Datacenter-KI-Beschleunigersegment umgesetzt, was AMDs Prognosen bestätigte. Im Juni 2025 präsentierte AMD-CEO Lisa Su dann auf dem Advancing AI Event eine noch detailliertere Übersicht zum Markt für KI-Beschleuniger. Sie heben hervor, dass der weltweite Markt für KI-Beschleuniger im Rechenzentrum bis 2028 auf über 500 Milliarden US-Dollar wachsen wird – sich damit selbst noch übertreffend. Besonders bemerkenswert ist die Betonung, dass die Ausgaben für KI-Inferenz zukünftig stärker steigen werden als jene für das KI-Training, mit jährlichen Wachstumsraten von über 80 Prozent in diesem Bereich.
Diese Entwicklung hängt eng mit der zunehmenden Verbreitung von reasoning-basierten KI-Modellen zusammen, die komplexere und speicherintensivere Systeme benötigen. Ein weiterer entscheidender Punkt in AMDs Analyse ist die Rolle von hochperformanten GPUs. Diese werden als das Rückgrat der KI-Infrastrukturen angesehen, da sie Flexibilität und Programmierbarkeit bieten, die mit der rasanten Entwicklung von KI-Algorithmen Schritt halten können. Diese Flexibilität macht sie insbesondere für hyperskalige Rechenzentren und Cloud-Anbieter attraktiv, die verschiedene Anwendungen und Modelle bedienen müssen. Die AMD-Daten zeigen zudem, dass das größte Wachstum im KI-Beschleunigermarkt eher für die Jahre 2026 bis 2028 erwartet wird.
Das Jahr 2025 selbst wird prognostiziert, ein vergleichsweise geringeres Wachstum zu verzeichnen, da viele Kunden Investitionen verschieben könnten, um auf leistungsfähigere und effizientere Systeme der nächsten Generation zu warten. Dieser Effekt ist in der Technologiebranche nicht unüblich, erinnert aber daran, wie sich die Entscheidungen der Kunden maßgeblich auf das kurzfristige Wachstum auswirken können. Neben den eigentlichen Beschleunigerumsätzen lassen sich aus AMDs Zahlen auch Schätzungen zum Gesamtmarkt für KI-Systeme ableiten. Unter der Annahme, dass KI-Training-Systeme mit einem Multiplikator von etwa 2,1 gegenüber den reinen Beschleunigerumsätzen bewertet werden und KI-Inferenz-Systeme mit etwa 1,8, ergibt sich für 2025 ein Marktvolumen von 351 Milliarden US-Dollar für KI-Systeme insgesamt. Diese Schätzung steht im deutlichen Kontrast zu den Zahlen von Gartner, einem renommierten Marktforschungsinstitut, das für das gleiche Jahr nur 405,5 Milliarden US-Dollar im gesamten Datacenter-Systemmarkt prognostiziert.
Im Jahr 2028 erwartet AMD sogar ein KI-Systemmarktvolumen von über einer Billion US-Dollar, was deutlich über den Gartner-Prognosen liegt. Diese Diskrepanz zwischen verschiedenen Marktprognosen unterstreicht die Herausforderungen bei der Einschätzung eines so dynamischen und komplexen Marktes. Die schnelle Entwicklung von KI-Technologien, die Vielzahl der eingesetzten Hardwareplattformen sowie geopolitische und wirtschaftliche Faktoren machen es schwierig, langfristig genaue Aussagen zu treffen. Allerdings helfen solche Prognosen dabei, die Bandbreite möglicher Entwicklungen abzuschätzen und sich auf unterschiedliche Szenarien vorzubereiten. Speziell für AMD ergeben sich aus diesen Prognosen vielversprechende Geschäftsmöglichkeiten.
Wenn AMD es schafft, bis 2028 Marktanteile von mehreren Prozentpunkten im Bereich der Datacenter-GPUs zu gewinnen, könnten die Umsätze aus diesem Segment auf 90 Milliarden US-Dollar und mehr anwachsen – ein Vielfaches des gesamten Unternehmensumsatzes im Jahr 2024. Dies setzt allerdings voraus, dass AMD seine Position gegenüber starken Konkurrenten wie Nvidia und anderen Spezialanbietern behaupten kann. AMD arbeitet hierbei auch eng mit Partnern zusammen, die KI-Systeme und Rechenzentrumsinfrastrukturen liefern. Die Integration moderner DPUs (Data Processing Units), Netzwerk- und Storage-Technologien in die Systeme ist ebenso entscheidend wie Fortschritte bei der GPU-Hardware selbst. Insbesondere Modelle wie die MI350X- und MI355X-Serien zeigen, dass AMD einen upgrade-freundlichen Ansatz verfolgt, der es Rechenzentrumsbetreibern erlaubt, ihre Systeme bei Bedarf schnell und effizient aufzurüsten.
Die zunehmende Bedeutung der Inferenzanwendungen erfordert zudem spezialisierte Hardwarelösungen, die sowohl hohe Leistung als auch Energieeffizienz bieten. Dieser Trend könnte mittelfristig auch alternative Beschleunigerplattformen ins Rennen bringen, sodass der Wettbewerb im Markt für KI-Infrastruktur weiter anziehen dürfte. Für Unternehmen bedeutet dies, ihre Beschaffungsstrategien flexibel und anpassungsfähig zu gestalten, um von technologischen Innovationen profitieren zu können. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass AMD mit seinen Prognosen den globalen Markt für KI-Beschleuniger als einen der wichtigsten Wachstumstreiber der nächsten Jahre identifiziert. Die Zahlen zeigen enormes Potenzial für Umsatzwachstum, technologische Weiterentwicklungen und tiefgreifende Veränderungen in der Rechenzentrumslandschaft.