Der LIBRA-Skandal in Argentinien hat für erheblichen Wirbel gesorgt, nachdem Präsident Javier Milei die Taskforce zur Untersuchung der Vorfälle überraschend aufgelöst hat. Die Taskforce, gegründet, um den Zusammenbruch der Kryptowährung LIBRA zu analysieren – einem Projekt, das der Präsident öffentlich auf seinen sozialen Medien unterstützt hatte – wurde offiziell per Dekret vom 19. Mai 2025 aufgelöst. Diese Entwicklung wirft einen Schatten auf das Vertrauen in die politische Führung des Landes und hat breite Kritik hervorgerufen. Der Skandal rund um LIBRA begann unmittelbar nach Mileis öffentlicher Befürwortung.
In einem Tweet auf der Plattform X (ehemals Twitter) empfahl er das Projekt, das kurzzeitig einen explosionsartigen Kursanstieg erlebte, bevor es kurz darauf vollständig zusammenbrach. Das Token, das zuvor fast wertlos war, stieg auf bis zu fünf US-Dollar und erreichte eine Marktkapitalisierung von fast fünf Milliarden US-Dollar, um anschließend auf Null zu stürzen. Diese rasante Entwicklung war für viele Beobachter ein klassisches Beispiel eines sogenannten Pump-and-Dump-Schemas. Pump-and-Dump ist eine manipulative Praxis, bei der der Preis eines Vermögenswertes – in diesem Fall eine Kryptowährung – künstlich in die Höhe getrieben wird. Später wird das Vermögen schnell abverkauft, wodurch der Wert dramatisch fällt und viele Investoren massive Verluste erleiden.
In Argentinien führte diese Entwicklung zu schweren Vorwürfen gegen Präsident Milei, der beschuldigt wurde, den Markt bewusst manipuliert zu haben. Die eingesetzte Taskforce, offiziell als „Investigative Task Unit“ bekannt, wurde unmittelbar nach dem Höhepunkt des LIBRA-Hypes am 19. Februar 2025 eingerichtet. Ziel war es, den Ursprung des Skandals sowie die Rolle des Präsidenten und anderer Regierungsmitglieder zu untersuchen. Viele in der politischen Opposition und der Bevölkerung forderten eine gründliche Aufklärung, um Korruption, Insiderhandel und mutmaßlichen Betrug aufzudecken.
Trotz dieses öffentlichen Drucks und der weitreichenden Sorgen hat Milei die Auflösung der Taskforce veranlasst. Ein Dekret, unterzeichnet von ihm selbst und Justizminister Mariano Cúneo Libarona, erklärte, die Einheit habe ihren Auftrag erfüllt und werde daher aufgelöst. Die Entscheidung, die Taskforce aufzulösen, wurde von Kritikern als Versuch gewertet, Untersuchungen und eine mögliche politische Verantwortung zu verhindern. Oppositionsparteien reagierten empört und kündigten an, unverzüglich eine parlamentarische Untersuchungskommission einzurichten. Diese Kommission soll am 20.
Mai beginnen, heißt es aus Medienberichten. Allerdings ist unklar, ob diese Schritte ausreichend sind, um eine vollständige und transparente Ermittlung zu gewährleisten. Präsident Milei bestritt jegliches Fehlverhalten vehement. In einem Interview mit Todo Noticias behauptete er, er habe LIBRA nicht aktiv beworben, sondern lediglich Informationen geteilt. Seiner Darstellung nach habe er eine Initiative entdeckt, die es Unternehmern ermögliche, neue Finanzierungsmöglichkeiten zu erschließen, und habe diese Botschaft in guter Absicht verbreitet.
Dennoch sieht die Realität für viele Anleger anders aus. Die Verluste durch den LIBRA-Crash betreffen nach Blockchain-Datenanalyse von Cointelegraph mehr als 15.000 Wallets. Mehr als 86 Prozent dieser Wallets berichten von Verlusten in Höhe von insgesamt 251 Millionen US-Dollar. Diese Zahlen widersprechen Mileis Aussage, dass nur wenige Argentinier betroffen seien, während die Mehrheit der Verluste auf chinesische und amerikanische Investoren entfalle.
Die Analyse zeigt, dass die Schäden sowohl in Zahlen als auch in der geografischen Verteilung deutlich größer sind als vom Präsidenten dargestellt. Der Fall verursacht nicht nur finanzielle Schäden, sondern auch einen erheblichen Vertrauensverlust in der argentinischen Bevölkerung gegenüber ihrem Staatsoberhaupt. Umfragen zufolge glauben rund 58 Prozent, dass Milei in die Skandalvorgänge verwickelt ist und ihm die nötige Integrität für sein Amt fehle. Die Glaubwürdigkeit des Präsidenten steht damit massiv infrage, was sich auch auf die Stabilität seiner Regierung auswirken könnte. Der LIBRA-Skandal illustriert eine grundlegende Problematik im Umgang mit Kryptowährungen und deren Regulierung in Argentinien.
Das Land ist für seine eigene lange Geschichte finanzieller Turbulenzen und einer stets unsicheren Währungssituation bekannt. Kryptowährungen haben in der Bevölkerung trotz der Risiken einen großen Zulauf gefunden, vor allem als potenzielles Mittel gegen Inflation und Kapitalflucht. Doch die mangelnde Aufsicht und Regulierung auf dem Kryptomarkt schafft Räume für Betrugsfälle und Manipulationen. Experten fordern daher strengere Regularien, um Anleger besser zu schützen und solche Skandale künftig zu verhindern. Die Auflösung der Taskforce durch den Präsidenten wird in diesem Kontext als problematisches Signal interpretiert, da es den Eindruck erweckt, politische Führungskräfte könnten ihre Machtposition nutzen, um die Nachforschungen zu kontrollieren oder zu unterdrücken.
Die internationale Szene nimmt den Fall mit großem Interesse wahr, da er beispielhaft zeigt, wie eng Politik und Kryptowährungen verwoben sein können und welche Risiken daraus entstehen. Er erinnert erneut an die Notwendigkeit unabhängiger Institutionen und klarer Regeln im digitalen Finanzmarkt. Vor allem für Investoren, die in Lateinamerika aktiv sind, stellt der Vorfall eine Warnung dar, gewissenhaft und vorsichtig mit Promotions von politischen Persönlichkeiten und neuen Tokens umzugehen. Infolge der Kontroverse rund um LIBRA und die daraus entstandene Tabuisierung könnten sich tiefgreifende Veränderungen in der regulatorischen Landschaft Argentiniens ergeben. Die Regierung steht unter Druck, eine glaubwürdige und umfassende Antwort auf die Krise zu liefern.