Adobe, einer der führenden Anbieter im Bereich kreativer Softwarelösungen, hat eine bedeutende Änderung an seiner Abonnementstruktur angekündigt, die ab dem 17. Juni in Kraft treten soll. Die bisher als Creative Cloud All Apps bekannte Flat-Rate für mehrere Kreativanwendungen wird durch die neue Creative Cloud Pro ersetzt, die nicht nur teurer sein wird, sondern auch einen stärkeren Fokus auf generative KI-Funktionalitäten legt. Diese Umstellung hat für Aufmerksamkeit und Diskussionen in der Kreativbranche gesorgt, da sie eine automatische Verschiebung bestehender Nutzer auf das teurere Modell mit sich bringt und gleichzeitig tiefgreifende Auswirkungen auf Nutzererfahrungen und Budgets hat. Im Kern steht eine Preissteigerung von bis zu 16,7 Prozent für Nordamerika, wobei die monatlichen Kosten für Einzelpersonen mit Jahresabo von 60 auf 70 US-Dollar steigen.
Für Lehrkräfte und Studierende erhöht sich der Preis von 35 auf 40 US-Dollar pro Monat, während Teams von 90 auf 100 US-Dollar monatlich rechnen müssen. Auch monatliche Abos ohne Jahresbindung verteuern sich, von 90 auf 105 US-Dollar. Adobe erklärt diese Preiserhöhungen mit der Integration neuer KI-Technologien, die für eine modernisierte Nutzung und kreative Prozesse sorgen sollen. Dabei stehen Anwendungen wie Photoshop, Illustrator, Premiere Pro und Lightroom im Fokus – ergänzt durch innovative Funktionen wie „Generative Fill“ in Photoshop, „Generative Remove“ in Lightroom, und Videoerzeugung in 4K mit Premiere Pro's „Generative Extend“. Darüber hinaus erhalten Nutzer Zugriff auf die Firefly KI, die Text-zu-Bild- und Videogenerierung sowie kollaborative Moodboard-Tools umfasst.
Ein entscheidender Vorteil der Creative Cloud Pro liegt in den 4.000 monatlichen generativen Credits, die unterschiedlich verwendet werden können, etwa für Videoerstellung und Übersetzung. Im Gegensatz dazu bietet das neue Creative Cloud Standard-Abo, das günstiger angeboten wird, nur eingeschränkten Zugang zu Mobil- und Web-Apps und erlaubt keine Nutzung der Premium KI-Funktionen. Darüber hinaus wurde die Zahl der generativen KI-Credits für neue Einzelanwendungspakete drastisch reduziert, von 500 auf nur 25 pro Monat, ein klarer Anreiz für Nutzer, sich für die teurere Pro-Version zu entscheiden. Die automatische Umstellung aller bestehenden Creative Cloud All Apps Abonnenten auf die Pro-Version hat bei vielen Anwendern und Kreativen Kritik ausgelöst.
Ein häufiges Argument lautet, dass sich der Fokus auf KI für manche Nutzer nicht als Mehrwert darstellt, sondern lediglich zusätzliche Kosten bedeutet. Auf Plattformen wie Reddit wurden Stimmen laut, die den Eindruck von erzwungenem Upselling und eingeschränkter Wahlfreiheit äußerten. Einige kündigten sogar an, Adobe zu verlassen und Alternativen wie DaVinci Resolve oder Affinity zu wählen, die ohne vergleichbare Preiserhöhungen auffallen. Adobe selbst sieht den Schritt als notwendige Modernisierung, um mit den rasanten Entwicklungen im Bereich KI Schritt zu halten und kreative Prozesse durch innovative Features zu unterstützen. Dabei setzt der Softwarehersteller auf die wachsende Bedeutung von künstlicher Intelligenz in der Kreativbranche und auf die steigende Nachfrage nach automatisierten, zeitsparenden Tools.
Dennoch könnte die strategische Entscheidung, die Pro-Version zur neuen Standardoption für bestehende Nutzer zu machen, Risiken bergen. Die Gefahr besteht darin, loyale Kunden durch die Preissteigerung und ein Gefühl des Erzwungenseins zu verärgern und langfristig an Konkurrenzprodukte zu verlieren. Ein weiterer interessanter Aspekt ist die Parallele zu Konkurrenten wie Canva, die im letzten Jahr ähnliche Strategien gefahren und mit erheblichen Preiserhöhungen für KI-Features auf Kundenkritik reagiert haben. Adobe reagierte zuletzt auf Feedback, indem es die Möglichkeit erweiterte, auch neue Kunden zum Standardplan zu wechseln, was die Flexibilität der Nutzer erhöhen dürfte. Für potenzielle Neukunden und bestehende Nutzer heißt das konkret: Wer hauptsächlich klassische kreative Software nutzt und wenig Mehrwert aus KI-Funktionalitäten zieht, kann sich mit dem günstigeren Standardplan begnügen, muss aber auf einige Mobil- und Web-Features verzichten.
Für Nutzer, die intensiv mit KI arbeiten möchten und beispielsweise 4K-Videogenerierung oder umfangreiche Bildmanipulationen via KI wünschen, ist die Investition in die Creative Cloud Pro interessant. Insgesamt zeigt der Schritt von Adobe, wie stark sich die Kreativbranche durch künstliche Intelligenz verändert. Unternehmen und Anwender müssen künftig genau abwägen, welche Funktionen sie benötigen und wie viel sie bereit sind für KI-gestützte Innovationen zu investieren. Es bleibt abzuwarten, wie groß die Akzeptanz der neuen Tarifstruktur langfristig sein wird und wie der Markt im Wettbewerb auf die erhöhte Preispolitik von Adobe reagiert. Nutzer sollten sich zeitnah informieren und ihre Bedürfnisse prüfen, um die passende Abovariante zu wählen.
Die Einführung der Creative Cloud Pro markiert einen wesentlichen Wandel in Adobes Angebot und verdeutlicht die wachsende Rolle von KI in kreativen Arbeitsprozessen – ein Trend, der die gesamte Branche in den kommenden Jahren prägen wird.