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Warum sind die Löhne in den USA 20 Jahre lang stagnierend geblieben? Eine tiefgehende Analyse

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So why *did* U.S. wages stagnate for 20 years?

Die Lohnstagnation in den USA über zwei Jahrzehnte wirft viele Fragen auf. Eine Untersuchung verschiedener wirtschaftlicher Faktoren bietet eine differenzierte Sicht auf die Ursachen, die über simples Globalisierungsnarrative hinausgehen.

Die stagnierenden Löhne in den USA von 1973 bis 1994 gehören zu den markantesten Phänomenen der modernen Wirtschaftsgeschichte des Landes. Während viele Menschen eine einfache Erklärung, etwa durch verstärkte Globalisierung oder zunehmenden Wettbewerb mit Billiglohnländern, vermuten, zeigt eine tiefere Analyse, dass die Zusammenhänge bedeutend komplexer sind. Die häufig diskutierten Ursachen passen oft nicht vollständig zum Zeitverlauf oder erklären nur Teilbereiche der Lohnentwicklung. Warum also stagnierten die amerikanischen Löhne über zwei Jahrzehnte, und welche Faktoren wirkten in diesem Zeitraum zusammen? Ein Blick auf Produktivität, Inflation, Finanzialisierung, Gewerkschaften und Handel hilft, das Rätsel besser zu verstehen. Ein zentraler Punkt beim Verständnis der Lohnentwicklung ist die Rolle der Produktivität.

Von 1973 bis Mitte der 1990er Jahre beobachteten Ökonomen eine deutliche Abschwächung des Produktivitätswachstums in den USA. Produktivität bezeichnet das Verhältnis von Output zu den eingesetzten Arbeitsstunden. Wenn die Produktivität langsamer wächst, können auch Löhne nicht dynamisch steigen, da mehr Wertschöpfung pro Arbeitsstunde fehlt. Diese Produktivitätsstagnation fällt genau in den Zeitraum der Lohnstagnation und ist daher ein logisch zentraler Faktor. Trotzdem ist die Ursache für den Produktivitätsrückgang nicht eindeutig geklärt.

Viele Experten sehen den Beginn mit der Ölkrise von 1973 als zentrales Ereignis, welche eine Phase relativer Energieknappheit einläutete und Industrien zwang, sich von energieintensiven Wachstumsmodellen zu lösen. Die hohe Ölpreisinflation führte zu höheren Produktionskosten und könnte Innovationen sowie Investitionen gebremst haben. Hierin liegt ein makroökonomischer Hintergrund, der sich auf die Gesamtwirtschaft schlängelt und sich zugleich auf die Lohnentwicklung auswirkte. Neben der Produktivität spielte auch die Inflation eine bedeutsame Rolle. In der Zeit von Mitte der 1970er bis Anfang 1980er Jahre kam es in den USA zu einer Phase hoher Inflation, die erhebliche Auswirkungen auf die Kaufkraft der Löhne hatte.

Nominal stiegen die Löhne zwar, doch real – also inflationsbereinigt – waren sie faktisch stagnierend oder sanken sogar. Es entstand eine Situation, in der Arbeitnehmer von höheren Bruttolöhnen weniger tatsächlich in der Hand hatten und somit die wirtschaftliche Unsicherheit zunahm. Die hohe Inflation wurde maßgeblich von Ölpreisschocks und expansiver Geldpolitik getrieben. Erst in den 1980er Jahren, unter der Führung der Notenbank unter Paul Volcker, gelang es durch drastische Zinserhöhungen, die Inflation nachhaltig zu senken. Doch die Inflationsphase selbst war ein prägender Abschnitt der Lohnstagnation.

Ein weiterer oft genannter Faktor für die schwache Lohnentwicklung der Zeit ist die zunehmende Finanzialisierung der Wirtschaft. Dieser Begriff beschreibt die wachsende Dominanz der Finanzbranche und Finanzmärkte in der gesamten Wirtschaft. In den Jahrzehnten nach dem Zweiten Weltkrieg wuchs der Finanzsektor kontinuierlich, gewann an Einfluss und konnte Einfluss auf Unternehmensstrategien nehmen. Kritiker sehen darin eine Verlagerung des Fokus von produktivem Wirtschaften hin zu kurzfristigen Renditemaximierungen, was längerfristige Investitionen in Arbeitsplätze und Löhne hemmte. Allerdings ist die zeitliche Korrespondenz nicht eindeutig.

Der starke Aufstieg der Finanzmärkte setzte erst ab den 1980er Jahren richtig ein, während die Lohnstagnation schon zuvor begann. Dennoch könnte der Druck von Finanzinstitutionen auf Unternehmen, Kosten zu sparen, auch die Löhne beeinflusst haben. Die Rolle der Gewerkschaften ist ebenfalls entscheidend beim Lohngefüge in den USA. Historisch galten Gewerkschaften als wichtige Institutionen, um Löhne und Arbeitsbedingungen zu verbessern. Untersuchungen zeigen, dass in Zeiten hoher Gewerkschaftsdichte die Einkommensungleichheit niedriger war und Arbeitnehmer im Durchschnitt bessere Lohnsteigerungen erzielten.

In den USA begann jedoch der Niedergang der Gewerkschaften schon ab den 1950er Jahren, verstärkte sich in den 1980er Jahren und setzte sich kontinuierlich fort. Da der Rückgang der gewerkschaftlichen Macht über die Jahrzehnte eher graduell verlief, stimmt die zeitliche Verbindung zur Lohnstagnation nur bedingt. Trotzdem ist der Abbau gewerkschaftlicher Einflussmöglichkeiten neben anderen Faktoren als ein Mitwirkender zu sehen, der vor allem die Lohnentwicklung in bestimmten Branchen und Regionen schwächte. Der internationale Handel spielte in der öffentlichen Diskussion oft eine maßgebliche Rolle bei den Ursachen der Lohnentwicklung. Insbesondere wurde angenommen, dass die zunehmende Konkurrenz durch europäische und japanische Unternehmen, besonders im Automobil- und Maschinenbausektor, amerikanische Arbeiter unter Druck setzte.

Importvolumina in den USA stiegen seit den 1970ern an, allerdings schwächte sich das Wachstum der Importe in den 1980er und frühen 1990er Jahren ab. Die Vereinigten Staaten verzeichneten bis Ende der 1980er Jahre zeitweise sogar ausgeglichene oder positive Handelsbilanzwerte. Mit dem Ende des Bretton-Woods-Systems und der darauffolgenden Abwertung des US-Dollars wurden Exporte wettbewerbsfähiger und Importe weniger attraktiv. Daher ist die reine Handelskonkurrenz mit Europa und Japan kein schlüssiges Erklärungsmodell für die gesamte Lohnstagnationsperiode. Erst die späteren Handelsabkommen in den 1990er Jahren, etwa NAFTA, und vor allem die Öffnung Chinas nach dem WTO-Beitritt im Jahr 2001 führten zu signifikanten globalen Veränderungen.

Für die späte Phase der Lohnentwicklung wird oft der sogenannte China-Schock genannt. Nach dem Eintritt Chinas in die Welthandelsorganisation und der sich anschließenden Expansion chinesischer Exporte ins Ausland kam es in den frühen 2000er Jahren zu einer neuen Phase des Lohnstagnierens, die insbesondere Produktions- und nicht leitende Arbeitskräfte betraf. Hierbei ist die Wirkung jedoch zeitlich und sektorbezogen zu sehen, ohne die längere Periode von 1973 bis 1994 zu erklären. Die Daten zeigen vielmehr, dass nach NAFTA die Löhne in den USA wieder stärkere Wachstumsphasen durchlebten, was nahelegt, dass die Globalisierung selbst nicht prinzipiell schlecht für nationale Lohnentwicklungen sein muss. Manche Studien und Diskussionen betrachten zudem den demographischen Wandel, insbesondere den verstärkten Eintritt von Frauen in den Arbeitsmarkt, als einen möglichen Faktor für die Lohnentwicklung.

Tatsächlich stiegen die Erwerbsquoten von Frauen in den Jahrzehnten vor 1973 kontinuierlich an. Allerdings lässt sich kein eindeutiger kausaler Zusammenhang mit der Lohnstagnation herstellen. Der Eintritt von Frauen in den Arbeitsmarkt war eher ein langfristiger Prozess, der bereits vor der Lohnstagnation lief. Zudem erzeugt er sowohl ein Angebot an Arbeit als auch eine Nachfrage, da höhere Haushaltseinkommen zu höherem Konsum und damit Beschäftigungswachstum führen. Empirisch zeigt sich kaum, dass diese Entwicklung zu einem generellen Druck auf die Löhne führte.

Zusammenfassend besteht kein Zweifel daran, dass die Lohnentwicklung in den USA zwischen 1973 und 1994 eine der komplexesten wirtschaftlichen Herausforderungen war. Kein einzelner Faktor erklärt das Phänomen vollständig. Vielmehr handelt es sich um ein Zusammenspiel mehrerer Entwicklungen, die sich teils zeitlich überschneiden, teils ergänzen. Die Produktivitätsstagnation bildet dabei den Kern, da sie direkt mit der Wertschöpfung pro Arbeitsstunde verknüpft ist. Inflation, Finanzialisierung, schwindende gewerkschaftliche Macht und globale Handelsentwicklungen wirken dabei als unterstützende und verstärkende Faktoren.

Wichtig ist, die historische Einordnung differenziert zu betrachten: Die größten Auswirkungen auf die breite Lohnentwicklung fallen vor die Globalisierungsoffensiven der 1990er Jahre und die Integration Chinas in den Welthandel. Erst in der Folgephase kam es durch neue internationale Wettbewerbssituationen zu Teilverzögerungen und regionalen Effekten von Lohnentwicklungen. Die späte Aufholphase der Löhne Anfang der 2000er Jahre zeigt zudem, dass wirtschaftliche Anpassung möglich ist und Globalisierung nicht per se negative Auswirkungen auf alle Lohnniveaus haben muss. Für die Zukunft bleibt entscheidend, wie Wirtschaftspolitik und Gesellschaft auf solche komplexen Einflüsse reagieren. Produktivitätssteigerung durch Innovationen, Unterstützung von Arbeitnehmerrechten, stabile Inflation sowie ausbalancierte internationale Handelsbeziehungen sind wesentliche Bausteine, um nachhaltiges Wohlstands- und Lohnwachstum zu ermöglichen.

Die Geschichte der Lohnstagnation in den USA bietet dabei wertvolle Lehren über die Herausforderungen und Möglichkeiten einer dynamischen Wirtschaft in einem sich wandelnden globalen Umfeld.

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