Aliexpress gehört seit vielen Jahren zu den beliebtesten Online-Marktplätzen für Käufer weltweit, die eine breite Auswahl an Produkten zu günstigen Preisen suchen. Gerade in den USA war die Plattform eine praktische Quelle für Elektronik, Bekleidung, Komponenten und viele weitere Artikel, die oftmals günstiger als im heimischen Handel angeboten werden. Doch zuletzt berichten zahlreiche Nutzer davon, dass der Versand in die USA vermehrt eingeschränkt oder ganz verweigert wird. Viele fragen sich, ob Aliexpress den Versand in die USA tatsächlich komplett eingestellt hat und was die Gründe dafür sind. Die Frage, ob Aliexpress nicht mehr in die USA liefert, lässt sich nicht mit einem einfachen Ja oder Nein beantworten.
Tatsächlich gibt es Berichte von Käufern, die beim Checkout auf Meldungen wie „Item not deliverable to the selected country/region“ stoßen. Das bedeutet, bestimmte Artikel können nicht mehr in die USA versendet werden. Allerdings variiert dies stark von Verkäufer zu Verkäufer und Artikel zu Artikel. Viele Händler auf Aliexpress sind unabhängige Verkäufer, die selbst die Versandoptionen festlegen. Daher kann es vorkommen, dass einige Produkte noch problemlos in die USA geliefert werden, während andere blockiert sind.
Ein wesentlicher Grund für die Versandeinschränkungen liegt in den Handelskonflikten und den damit verbundenen Zolltarifen und Importbestimmungen. Seit einigen Jahren sind die USA in einen Handelsstreit mit China verwickelt, der sich unter anderem durch erhöhte Einfuhrzölle auf chinesische Produkte bemerkbar macht. Diese Tarife haben das Geschäft insbesondere für günstigere Waren stark verteuert. Für Händler und Käufer bedeutet das höhere Kosten und Unsicherheiten beim Versand und der Abwicklung beim Zoll. Mit dem Wegfall der sogenannten De-minimis-Regel in den USA im Jahr 2022, die zuvor Lieferungen mit einem Warenwert unter 800 US-Dollar zollfrei stellte, wurden viele kleine Sendungen plötzlich verzollungspflichtig.
Das hat für erhebliche Verzögerungen, schwierigere Zollabwicklungen und höhere Kosten gesorgt. Viele Verkäufer auf Aliexpress haben darauf reagiert, indem sie entweder höhere Preise integriert haben, Verpackungen angepasst oder den Versand in die USA ganz eingestellt haben, um Risiken und zusätzlichen Aufwand zu vermeiden. Zudem gibt es Berichte, dass bestimmte Versandwege, wie etwa über Hongkong, erschwert oder blockiert sind. Einige Zustelldienste weigern sich angeblich aufgrund von Restriktionen oder Kosten, Sendungen über diese Routen in die USA auszuliefern. Das führt wiederum dazu, dass Artikel, die früher problemlos über solche Wege geliefert wurden, nun nicht mehr versendet werden können.
Trotz dieser Herausforderungen berichten Käufer auch von schnelleren Lieferzeiten nach Kanada und Australien. Dort scheint Aliexpress teilweise sogar Versandkosten gesenkt zu haben und bietet vermehrt kostenlose Versandoptionen an. Dies zeigt, dass die Problematik tatsächlich stark regionsabhängig ist und vor allem den US-Markt betrifft. Neben den Versandproblemen reagieren auch Händler zunehmend auf die veränderte Lage. Einige Verkäufer haben aus Angst vor Zahlungsausfällen, Retouren oder komplizierter Zollabwicklung begonnen, Bestellungen aus den USA abzulehnen.
Andere haben schlicht ihre Lagerbestände für den US-Markt reduziert oder verkauft ihre Produkte bevorzugt in andere Länder mit günstigerer Zollpolitik. Es gibt auch Überlegungen, das Versandproblem aus Sicht der Kunden zu umgehen, indem Waren beispielsweise erst nach Australien oder Kanada geliefert und von dort aus an die USA weitergeschickt werden. Allerdings ist dies mit zusätzlichen Kosten und Risiken verbunden, da auch hier oft weiterhin Einfuhrabgaben anfallen. Der sogenannte „Origin Washing“-Versuch, um Zölle durch Umleitung umzuspielen, ist zudem rechtlich heikel und kann als Zollbetrug gewertet werden. Eine weitere Ursache für die Versandprobleme liegt in der Tatsache, dass viele Verkäufe auf Aliexpress durch Drittanbieter durchgeführt werden.
Aliexpress selbst bietet nur wenige direkt verwaltete Logistikservices an. Das heißt, es liegt oft in der Verantwortung des einzelnen Verkäufers, ob eine Sendung verschickt wird und welche Versandoptionen zur Verfügung stehen. Einige Händler sind möglicherweise von den neuen regulatorischen und tarifären Hürden überfordert oder nehmen das Risiko nicht mehr auf sich. In Bezug auf die Preise haben viele Käufer beobachtet, dass die Kosten für Produkte mit dem Wegfall der Zollfrei-Grenze dramatisch gestiegen sind. Einige Artikel kosten nun mehrere Male so viel wie vor wenigen Jahren, wenn die Zoll- und Versandkosten einkalkuliert werden.
Dies wirkt sich massiv auf die Wettbewerbsfähigkeit von Aliexpress aus, insbesondere gegenüber amerikanischen Händlern, die Lagerbestände im Inland haben und daher Versandkosten und Zölle sparen. Dennoch gibt es weiterhin Chancen, von Aliexpress zu profitieren. Etwa die sogenannte „Choice“-Linie, bei der Aliexpress einen Teil des Logistikprozesses selbst managed, wurde in manchen Fällen erweitert oder optimiert, um trotz der neuen Tarife schnellere und zuverlässigere Lieferungen zu ermöglichen. Auch bestimmte Nischenprodukte, die im US-Markt schwer zu finden sind, bleiben attraktiv für Käufer, die bereit sind, höhere Kosten und längere Versandzeiten in Kauf zu nehmen. Als Fazit lässt sich sagen, dass Aliexpress den Versand in die USA nicht komplett eingestellt hat, sondern dass es sich um eine komplexe Gemengelage aus Zollbestimmungen, Handelsbeschränkungen, Versandarten und individuellen Händlerentscheidungen handelt.
Die Plattform als Ganzes und viele Händler liefern weiterhin, allerdings ist die Auswahl eingeschränkter und die Preise haben sich deutlich erhöht. Käufer sollten daher sorgfältig prüfen, ob ihre Wunschprodukte wirklich und zu welchen Konditionen verschickt werden können. Alternative Strategien für Kunden in den USA können darin liegen, vermehrt auf US-amerikanische Online-Handelsplattformen oder größere internationale Anbieter mit Ware im Inland zurückzugreifen, um Lieferzeiten und Risiken zu minimieren. Wer auf besondere Produkte aus China angewiesen ist, muss sich hingegen auf längere Lieferzeiten einstellen und gegebenenfalls höhere Kosten eingeplanen. Die ganze Situation bleibt dynamisch.
