Im Zuge der weltweiten Impfkampagne gegen COVID-19 wurden verschiedene Impfstoffe entwickelt und millionenfach verabreicht, um die Pandemie einzudämmen. Besonders die mRNA-Vakzine von Pfizer-BioNTech (BNT162b2) und Moderna (mRNA-1273) dominieren die Impfstrategien vieler Länder. Obwohl beide Impfstoffe ähnliche Technologien verwenden und hohe Wirksamkeit gegen schwere COVID-19-Verläufe nachweisen konnten, zeigte eine aktuelle große Studie aus Florida bemerkenswerte Unterschiede hinsichtlich der Sterblichkeitsraten in den zwölf Monaten nach der vollständigen Grundimmunisierung. Die Studie analysierte über 1,4 Millionen Erwachsene aus Florida, die zwischen Dezember 2020 und August 2021 zwei Dosen entweder von Pfizer oder Moderna erhielten. Dabei wurde besonderes Augenmerk auf alle Todesursachen gelegt, inklusive COVID-19-bedingter, kardiovaskulärer und nicht-COVID-19-bedingter Sterbefälle.
Die Forschenden kombinierten umfangreiche Datenquellen wie staatliche Impfregister, demographische Merkmale und Todesstatistiken, um eine möglichst präzise Einschätzung der Risiken und Unterschiede zu ermöglichen. Im Rahmen eines sorgfältigen Matching-Prozesses wurden Empfänger beider Impfstoffe anhand von sieben verschiedenen Kriterien einander zugeordnet, beispielsweise nach Alter, Geschlecht und Wohnort, um Verzerrungen durch unterschiedliche Bevölkerungsgruppen zu vermeiden. Die Ergebnisse zeigten, dass Empfänger des Pfizer-Impfstoffs ein signifikant höheres Risiko für alle untersuchten Sterblichkeitsarten hatten. Bezogen auf 100.000 Personen traten bei Pfizer-Geimpften innerhalb eines Jahres nach der zweiten Impfung etwa 847 Todesfälle auf, während es bei Moderna-Geimpften circa 618 waren.
Speziell bei kardiovaskulären Todesfällen ergab sich ein noch deutlicherer Unterschied: Rund 249 sterbten nach Pfizer, aber nur etwa 162 nach Moderna. Auch die COVID-19-Todesrate lag bei Pfizer-Empfängern fast doppelt so hoch wie bei Moderna (56 gegenüber 30 pro 100.000 Personen). Nicht-COVID-19-Todesfälle waren ebenfalls bei Pfizer höher (792 versus 588 pro 100.000).
Diese Daten sind aus verschiedenen Gründen besonders bedeutsam. Zum einen werfen sie ein neues Licht auf die Sicherheit und breiteren Gesundheitseffekte der beiden meistgenutzten mRNA-Impfstoffe. Während die Wirksamkeit gegen die gezielte Krankheit COVID-19 bereits gut untersucht ist, waren Langzeitfolgen und mögliche nicht-spezifische Effekte der Impfstoffe bislang weniger gut bekannt oder vergleichend erforscht worden. Das höhere Sterberisiko bei Pfizer könnte auf unterschiedliche Impfstoffkomponenten, Dosierungen oder Immunreaktionen zurückzuführen sein – konkrete Ursachen sind bisher nicht abschließend geklärt und bedürfen weiterer Forschung. Zum anderen unterstreicht die Studie die Bedeutung von breit angelegten Überwachungsmechanismen und Gesundheitsdatenanalysen nach Markteinführung von Impfstoffen.
Nur durch die Auswertung echter Anwendungsdaten in der Bevölkerung lassen sich potenzielle Risiken erkennen, die in kontrollierten klinischen Studien nicht immer sichtbar werden. Dabei zeigt sich, dass nicht nur Schutz vor der Zielkrankheit selbst, sondern auch die allgemeinen Gesundheitseffekte und mögliche Nebenwirkungen langfristig bewertet werden müssen. Die gesellschaftliche Relevanz dieser Erkenntnisse ist nicht zu unterschätzen. Millionen Menschen weltweit haben Pfizer oder Moderna erhalten, und Impfstoffe bleiben ein zentrales Instrument im Kampf gegen Pandemie und Virusvarianten. Entwarnung geben die Forscher allerdings hinsichtlich schwerwiegender sogenannter Residualkonfounder, also unbeobachteter Störfaktoren: Die Analyse mittels negativer Kontrollmaße ergab keine Hinweise auf eine systematische Verzerrung, die die Unterschiede zu erklären vermochte.
Während die Studie aus Florida wichtige Anhaltspunkte liefert, ist zu betonen, dass es sich um eine vorläufige Veröffentlichung (Preprint) handelt, die noch nicht durch ein Peer-Review-Verfahren begutachtet wurde. Das bedeutet, dass die Ergebnisse mit weiterer Vorsicht interpretiert werden sollten. Dennoch regt die Untersuchung eine dringend notwendige vertiefte Auseinandersetzung und Verifizierung durch unabhängige Forschung an. Experten und Gesundheitsbehörden könnten hieraus ableiten, die Impfstoffüberwachung zu intensivieren und gegebenenfalls klinische Studien mit längerer Nachbeobachtung und differenzierterem Fokus auf kardiovaskuläre sowie andere nicht-COVID-Bezogene Gesundheitseffekte anzustoßen. Auch sollten Kommunikationsstrategien angepasst werden, um einerseits Vertrauen in die Impfung zu stärken, andererseits transparent über mögliche Risiken und Unterschiede zu informieren.
Es bleibt abzuwarten, ob weitere nationale oder internationale Untersuchungen die Ergebnisse bestätigen oder relativieren können. Die Impfkampagnen gestalten sich weltweit dynamisch – Booster-Dosen und neue Impfstoffgenerationen setzen neue Maßstäbe. Dennoch liefert die Florida-Studie wertvolle Einsichten in die komplexen Zusammenhänge von Impfstoffeinsatz und Gesundheitsergebnissen über einen längeren Zeitraum. Insgesamt zeigt sich, dass mRNA-Impfstoffe nicht alle gleich wirken und es wichtig ist, Nuancen zu erkennen, um die bestmöglichen Entscheidungen für die öffentliche Gesundheit treffen zu können. Langfristige Sicherheit und Wirksamkeit sind entscheidend, um Vertrauen in Impfprogramme auch für zukünftige Herausforderungen aufrechtzuerhalten.
Die gesundheitspolitische Gemeinschaft, Forschende und Ärztinnen und Ärzte sind aufgefordert, diese neuen Daten sorgfältig zu analysieren und gegebenenfalls Schlüsse für Impfempfehlungen und Überwachungsmaßnahmen zu ziehen.