Die Welt der Kryptowährungen birgt nicht nur Chancen auf hohe Renditen, sondern auch zahlreiche Gefahren durch betrügerische Aktivitäten. Besonders perfide sind sogenannte modulare Scam-Kampagnen, die sich nicht auf einen einzelnen Trick oder eine Plattform beschränken, sondern verschiedene Bausteine flexibel kombinieren, um möglichst viele Opfer anzulocken. Eine solche Masche ist aktuell unter dem Deckmantel verschiedenster gefälschter Krypto-Trading-Apps und News-Webseiten im Umlauf, die systematisch Werbung, Prominente und gehackte Seiten ausnutzt, um Vertrauen zu erzeugen und Gelder zu stehlen. Die wichtige Erkenntnis dahinter ist, dass der Betrug modular aufgebaut ist und somit schnell an verschiedene Regionen, Plattformen und Zielgruppen angepasst werden kann. Einen exemplarischen Einblick gibt die Kampagne rund um die angebliche Trading-Plattform „Trade 350“, die im indischen Raum besonders auffällig ist, aber nicht auf diesen Markt beschränkt bleibt.
Sie steht symbolisch für die gesamte Struktur der Betrugsmasche, die weltweit auf Plattformen wie Google Ads, Facebook, Instagram und YouTube operiert. Ausgangspunkt der Masche sind oft gekaufte Werbeanzeigen mit reißerischen Schlagzeilen, die auf gefälschte Artikel führen. Diese Artikel simulieren offiziell wirkende Nachrichtenberichte, die meist eine angebliche Verhaftung einer bekannten Persönlichkeit thematisieren – etwa eines spirituellen Gurus oder eines Bollywood-Stars. Das führt zu Verwirrung und Neugier bei den Nutzern, die auf den Link klicken. Die vermeintlichen Nachrichtenwebseiten sind in Wahrheit Kopien oder Nachahmungen echter Medienportale, oft mit gravierenden sprachlichen Fehlern oder merkwürdigen Formulierungen, die jedoch nicht sofort ins Auge fallen.
Händler dieser Fake-Seiten nutzen häufig gehackte oder von ihnen gekaperte WordPress-Blogs und Domains, die ähnlich wie bekannte Portale benannt sind, um erhöhten Glaubwürdigkeitsvorsprung zu erlangen. In der Folge enthalten diese falschen Artikel einen klaren Aufruf zur Teilnahme an der „einmaligen“ Chance, mit der vorgeblichen Trading-App „Trade 350“ Geld zu verdienen. Ein knappes Kontingent an verfügbaren Plätzen wird als Druckmittel eingesetzt. Wer sich darauf einlässt, wird gebeten, eine App herunterzuladen oder sich für eine angebliche Investitionsmöglichkeit zu registrieren. Die von den Opfern genutzten Apps zeigen teils täuschend echte, aber komplett fingierte Vermögenszuwächse – eine psychologische Falle, die Nutzer motiviert, ihr eingesetztes Geld immer wieder zu erhöhen.
Doch die Wahrheit ist bitter: Nach kurzer Zeit sperrt die Plattform alle Auszahlungen, der Kontakt mit dem vermeintlichen Kundendienst bricht ab, und die eingeschickten Gelder sind unwiederbringlich verloren. Für viele Betroffene bedeutet das den Verlust ihrer Lebensersparnisse. Die modulare Bauweise der Masche zeigt sich darin, dass nicht nur die Namen der Prominenten oder der Schein-Domains variieren. Auch die verwendeten Apps, Landing-Pages und die genutzten Werbenetzwerke können ausgetauscht werden. So ist die Struktur flexibel genug, um immer neue Varianten hervorzubringen, die schwer zu bekämpfen sind.
Ein weiterer erschreckender Aspekt ist, dass einige dieser Anzeigen von offiziellen Werbekonten laufen, die durch die Verifizierungssysteme großer Plattformen wie Google oder Meta legitimiert sind. Unklar bleibt, ob solche Accounts gehackt wurden oder die Verantwortlichen bewusst mitspielen. Diese Situation legt jedoch nahe, dass die Schutzmechanismen der großen Internetgiganten bislang unzureichend sind, um solche professionellen Betrüger langfristig zu stoppen. Das Netzwerk hinter der Scam-Kampagne verteilt seine Inhalte zudem breitgefächert. Über Plattformen wie YouTube werden mit künstlicher Intelligenz erzeugte Rezensionen und Werbevideos verbreitet, die die Vorzüge der Fake-Apps angeblich überprüfen und empfehlen.
Auch auf sozialen Medien wie Instagram sind gefälschte Werbebeiträge mit angeblichen Promi-Unterstützungen zu finden. Diese Inszenierungen verstärken den Eindruck von Glaubwürdigkeit und viraler Verbreitung. Die Verbreitung reicht über das indische Subkontinent hinaus und hat eine globale Infrastruktur. Domains werden bei großen Registraren erworben oder übernommen, manchmal sind diese bereits mehrere Jahre alt und erinnern durch Namen oder strukturelle Gestaltung arg an etablierte Medien. Durch die schnelle Wechselbarkeit von Domains und Apps wird es den Ermittlern und Plattformbetreibern schwer gemacht, dauerhaft gegen die Betrüger vorzugehen.
Für die Nutzer bedeutet das, dass sie bei der Auswahl von Investitionsmöglichkeiten im Krypto-Sektor mehr denn je skeptisch sein müssen – egal wie professionell und offiziell eine Webseite oder App auch erscheinen mag. Auch Nachrichten und Social-Media-Posts mit reißerischen Schlagzeilen und angeblichen Insider-Informationen sollten kritisch hinterfragt werden. Die Verantwortung zur Bekämpfung solcher komplexen Betrugssysteme liegt jedoch auch bei großen Technologie- und Werbeplattformen. Sie sollten ihre Verifikationsprozesse stärker auf Schwachstellen überprüfen und beispielsweise verdächtige Muster wie gekaperte Domains oder ungewöhnliche Werbekonten besser erkennen und sofort deaktivieren. Domain-Registrare können durch eine engmaschige Überwachung von plötzlich aktivierten älteren Domains ein zusätzliches Sicherheitsnetz bieten.