Der Beginn eines neuen Geschäftsjahres markiert für viele Organisationen den Zeitpunkt, um ihre strategische Ausrichtung zu überprüfen und neu zu justieren. Es ist die Phase, in der ambitionierte Pläne geschmiedet und Hoffnungen auf Wachstum und Innovation geweckt werden. Doch wie gelingt es Führungskräften, insbesondere Teamleitern, sicherzustellen, dass die Energie und Zeit ihrer Teams auf die Projekte fließen, die nicht nur die Unternehmensstrategie unterstützen, sondern auch den größtmöglichen Nutzen generieren? Die Antwort liegt in einem klar strukturierten Prozess, der Strategie, Teamumfeld und zielgerichtete Projektarbeit miteinander verknüpft. Strategische Vorgaben stammen in der Regel von der oberen Führungsebene, häufig der Geschäftsleitung oder dem C-Suite-Management. Sie entwickeln die übergeordneten Leitlinien und formulieren die langfristige Vision.
Von dort aus werden die Ziele weiter auf die Abteilungen heruntergebrochen und schließlich an die operativen Teams weitergegeben. Dieser Prozess wirkt oft wenig transparent, was es nicht immer einfach macht, aktiv an der Projektplanung mitzuwirken. Doch gerade an dieser Stelle eröffnet sich für Teamleiter eine wertvolle Chance: Sie können durch das Einbringen eigener Projekte und Ideen aktiv Einfluss nehmen und dazu beitragen, mögliche Lücken in der strategischen Betrachtung zu schließen. Eine grundlegende Voraussetzung dafür ist ein tiefgehendes Verständnis der Unternehmensstrategie. Es mag banal klingen, aber viele Teamleiter vernachlässigen diese wichtige Basis.
Ein offenes Gespräch mit dem Vorgesetzten über die langfristigen Ziele des Unternehmens, die Beweggründe dahinter und die Erwartungen der übergeordneten Führungsebene ist unverzichtbar. Dieses Verständnis bietet den Context, in dem alle Projekte eingebettet sind. Die Kenntnis hinterlässt nicht nur Klarheit über Entscheidungen der Vergangenheit, sondern schafft auch eine solide Grundlage, um eigene Projektvorschläge im strategischen Rahmen zu präsentieren. So wird es merklich leichter, Unterstützung zu gewinnen und die Zustimmung höherer Ebenen einzuholen. Denken in Strategien zu konkreten Projekten zu übersetzen, ist keine triviale Aufgabe.
Ein hilfreiches Werkzeug kann eine angepasste Form des sogenannten Opportunity Solution Trees sein, wie sie ursprünglich von Teresa Torres entwickelt wurde. Obwohl dieses Konzept aus dem Startup-Umfeld stammt, lässt es sich auch in großen Unternehmen gewinnbringend nutzen. Der Startpunkt besteht darin, sich eine konkrete Unternehmensstrategie herauszupicken – etwa die Kostensenkung. Im nächsten Schritt gilt es, möglichst alle Aktionen zu sammeln, die helfen könnten, dieses Ziel zu erreichen. Beispiele dafür sind die Automatisierung von Prozessen, die Abschaffung nicht sinnvoll genutzter Software oder die Optimierung von Lizenzkosten.
Dabei ist wichtig, zunächst nicht kritisch zu bewerten, sondern möglichst viele Ideen und Ansätze zuzulassen. Ein Brainstorming mit klugen Köpfen aus dem eigenen Team ist besonders wertvoll, denn mehr Perspektiven erhöhen die Chancen, außergewöhnliche und zugleich umsetzbare Ansätze zu identifizieren. Nach der Ideengenerierung geht es darum, diese vagen Ansätze zu konkretisieren. Nicht jede Idee ist am Ende ein umsetzbares Projekt und das ist durchaus positiv zu bewerten. Denn hier beginnt die Phase der Filterung, in der sich die Spreu vom Weizen trennt.
Die besten Ideen werden weiter ausgearbeitet, während weniger vielversprechende verworfen werden. Ein wichtiges Kriterium in diesem Prozess ist, einen schnellen Proof of Concept zu entwickeln – ein Minimalprodukt oder eine einfache Lösung, die schnell überprüft, ob die Idee tatsächlich Wert bringt. Wenn sich keine schnelle Validierung realisieren lässt, ist es meist kein guter Kandidat für die Umsetzung. Dieses strukturierte Vorgehen hilft nicht nur, strategische Ziele in umsetzbare Projekte zu übertragen, sondern liefert auch starke Argumente für deren Unterstützung und Finanzierung. Darüber hinaus lässt sich die Qualität der Projektplanung noch weiter steigern, wenn man Projekte über verschiedene strategische Ziele hinweg betrachtet.
Es lohnt sich, für jede relevante Strategie separat ähnliche Bäume anzulegen und anschließend zu prüfen, wo Überschneidungen und Synergien bestehen. Projekte, die auf mehrere strategische Vorgaben einzahlen, sind besonders wertvoll. Sie haben eine höhere Priorität, erhalten leichter Budget und erzielen mehr Sichtbarkeit in der Unternehmenshierarchie. Ein Beispiel: Wenn die Vertriebsabteilung aktuell manuelle Bestellungen per E-Mail an die Logistik weitergibt, könnte ein Projekt die Entwicklung einer API sein, die beide Systeme verbindet. Dadurch werden direkte Einsparungen durch weniger Arbeitsaufwand erreicht.
Gleichzeitig schafft diese Infrastruktur die Basis für andere geplante Initiativen, die Echtzeitdaten benötigen. Auf diese Weise erzielt ein einzelnes Projekt mehrfachen strategischen Nutzen und verschafft dem Team nachhaltige Anerkennung. Natürlich haben nicht alle Teamleiter die Freiheit, ihre Arbeit und Projekte völlig selbst zu bestimmen. Doch gerade mit der hier beschriebenen Methodik können sie sich schrittweise mehr Einfluss verschaffen. Durch das Einbringen gut begründeter Vorschläge und einer engen Abstimmung mit dem Vorgesetzten wird nicht nur der eigene Blick für das große Ganze geschärft, sondern es entsteht auch Vertrauen bei den Chefs.
Das erhöht die Wahrscheinlichkeit, aktiv am Planungsprozess beteiligt zu werden. Auch wenn zu Beginn Einwände oder die Ablehnung neuer Ideen auftreten, lohnt es sich, dranzubleiben. Die konsequente Teilnahme an Strategiezyklen und das kontinuierliche Aufzeigen von Verbesserungspotenzialen sorgt langfristig für mehr Mitwirkung und Gestaltungsspielraum. Ein weiterer wesentlicher Punkt ist, keine Überlastung des Teams durch Mehrbelastung anzustreben. Statt zusätzliche Aufgaben aufzubürden, sollte das Ziel sein, bisher zugewiesene Arbeit durch priorisierte und selbst gewählte Projekte zu ersetzen.
Der Paradigmenwechsel von zugewiesener zu ausgewählter Arbeit stärkt die Motivation und steigert die Effektivität. So wird das Team nicht nur effizienter, sondern fühlt sich auch aktiver eingebunden. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die gezielte Auswahl der Projekte, auf die ein Team seine begrenzte Kapazität konzentriert, ein komplexer aber äußerst lohnender Prozess ist. Ein tiefes Verständnis der Unternehmensstrategie, das Denken in konkreten, validierbaren Ansätzen und die Suche nach Mehrfachnutzen bieten eine starke Basis für Entscheidungen. Damit verbunden ist die Chance, das Team sichtbarer zu machen, strategische Lücken zu schließen und letztlich nachhaltigen Mehrwert für das gesamte Unternehmen zu schaffen.
Wer diese Prinzipien beherzigt und sich aktiv in den Strategieprozess einbringt, legt den Grundstein für dauerhaften Erfolg und positive Entwicklung – für sich selbst, das Team und die Organisation als Ganzes.