Die Erforschung des Mondes und die Suche nach Wasser-Eis auf seiner Oberfläche und im Untergrund sind seit Jahrzehnten zentrale Themen der Weltraumforschung. Wasser-Eis am Mond gilt nicht nur als wertvolle Ressource für zukünftige bemannte Missionen, sondern auch als potenzielle Energiequelle und Lebensgrundlage für Astronauten. Die Entdeckung von Wasser-Eis in den permanent beschatteten Regionen der Mondpole hat die Aufmerksamkeit von Wissenschaftlern weltweit noch weiter verstärkt. Doch die Gewinnung von Wasser-Eis aus dem lunaren Boden stellt aufgrund der extremen Umweltbedingungen eine immense technische Herausforderung dar. Der Ultraschall-Sampling-Penetrator repräsentiert eine neuartige Technologie, die speziell für die schonende und effiziente Probenentnahme von Wasser-Eis in diesen Regionen entwickelt wurde und die herkömmliche Bohr- und Probennahmeverfahren deutlich übertrifft.
Die extrem kalten und sonnenabgeschotteten permanenten Schattenregionen am Mondpol bieten ideale Bedingungen, unter denen Wasser-Eis über Jahrmillionen konserviert wurde. Die Temperaturen können dort dauerhaft unter minus 200 Grad Celsius liegen, wodurch das Schnee- und Eisvorkommen nahezu in seinem ursprünglichen Zustand erhalten bleibt. Dies ist einer der Hauptgründe, warum diese Gebiete für die Erforschung und spätere Nutzung von Wasser-Eis so relevant sind. Gleichzeitig erschweren die Kälte sowie die Beschaffenheit des lunaren Regoliths, also der Mondoberflächenerschicht, das Eindringen von herkömmlichen Bohrgeräten erheblich. Herkömmliche rotierende oder percussive Bohrmethoden erzeugen nicht nur erhebliche mechanische Störungen, sondern führen auch zu Verlusten der wertvollen Wasser-Eis-Probe durch Auflockern und Verdampfen.
Der Ultraschall-Sampling-Penetrator hingegen setzt auf eine innovative piezoelektrische Antriebstechnologie. Kernstück ist ein Piezoelement, das durch Wechselstrom elektrische Signale in hochfrequente mechanische Vibrationen umwandelt. Dabei entsteht eine abgestufte Impulsbewegung, die sich durch eine zwischen zwei Anteile aufgeteilte, versetzt arbeitende Wirkung auszeichnet. Das bedeutet, dass auf beiden Seiten des Piezoelements sogenannte Amplitudenverstärker mit speziell gestalteten Einschlagstäben angebracht sind, die jeweils zu versetzten Zeitpunkten Impulse aussenden. Diese versetzten, oder auch „staggered“ genannten, Impulse ermöglichen ein effizientes und kontinuierliches Eindringen in den Lunaren Boden, wobei zugleich die physikalische Schichtung erhalten bleibt.
Der Penetrator erzeugt so eine mechanische Eindringwirkung bei geringerem Kraftaufwand und geringerer Zerstörung als herkömmliche Verfahren. Die Struktur des Ultraschall-Penetrators ist kompakt und robust, geeignet für die extremen Bedingungen des Mondes. Die Piezoelemente sind in einem sogenannten Schraubenspannverfahren miteinander verbunden, um einen optimalen Kraftschluss und eine hohe Leistungsfähigkeit bei sehr niedrigen Temperaturen zu gewährleisten. Die Amplitudenverstärker, gefertigt aus rostfreiem Stahl, sind so gestaltet, dass sie die Längsvibrationen des Piezoelements verstärken und die Energie auf die Penetrationszähne übertragen. Diese Zähne sind besonders ausgelegt, um effizient in Eis und festes Regolith einzudringen, ohne die Schichten zu stark zu vermischen oder aufzurühren.
Die Entwicklung des Penetrators stützt sich maßgeblich auf eine intensive computergestützte Simulation, bei der Finite-Elemente-Methoden verwendet wurden, um das Verhalten des Systems unter realen Bedingungen vorherzusagen. Dabei wurden verschiedene Parameter wie Resonanzfrequenzen, Vibrationsamplituden und Schwingungsmodi ermittelt und optimiert. Experimentelle Tests mit Prototypen bestätigten die theoretischen Ergebnisse und zeigten, dass das Gerät bei einer optimalen Anregungsfrequenz von etwa 17,5 kHz eine vibrationsbedingte Eindringtiefe mit einer vertikalen Amplitude bis zu 64 Mikrometern erreicht. Diese Leistung stellt einen bedeutenden Fortschritt dar, da mit vergleichsweise geringem Energieaufwand und minimaler äußerer Belastung auf den Boden Materialproben gewonnen werden können. Die praktische Versuchsanlage hat den Ultraschall-Penetrator unter künstlichen Bedingungen mit simuliertem Mondboden, der unterschiedliche Feuchtigkeitsgrade aufwies, getestet.
Die Penetrationsrate wurde dabei abhängig von der Feuchtigkeit, der angelegten Spannung und der mechanischen Presskraft untersucht. Die Ergebnisse zeigen, dass der Penetrator in trockenerem Regolith schneller und tiefer eindringt als in feuchterem Material, was auf die härtere und kohäsivere Struktur des gefrorenen Wassereises zurückzuführen ist. Außerdem wurde festgestellt, dass eine zu hohe Presskraft die Effektivität der Vibrationen mindert, da sie die mechanische Bewegung einschränkt. Ein optimales Zusammenspiel von Vibration und Andruck führte zu beachtlichen Penetrationstiefen von bis zu 15 Millimetern nach 30 Minuten unter Laborbedingungen. Ein wichtiger Vorteil der Ultraschalltechnik ist die geringe Leistungsaufnahme.
Der Penetrator arbeitet mit einer Leistungsaufnahme von rund 100 Watt, was für den Einsatz auf Rover-Systemen mit begrenzter Stromversorgung ideal ist. Gleichzeitig verzichtet das System auf Betriebsflüssigkeiten oder Schmiermittel, die im kalten Mondumfeld problematisch wären. Die langlebige und wartungsarme Bauweise minimiert zudem potenzielle Ausfallrisiken und unterstützt die Zuverlässigkeit für Langzeitmissionen in extremen Umgebungen. Darüber hinaus bewahrt die abgestufte Impulswirkung die Schichtinformationen des Mondbodens weitestgehend, was für wissenschaftliche Analysen von großem Wert ist. Die Erhaltung der Originalschichten erlaubt Rückschlüsse auf die historische und geologische Entwicklung der Milliarden Jahre alten Oberfläche.
Dies ist mit konventionellen Bohr- und Probennahmetechniken nur bedingt möglich, da diese häufig die Schichten durchmischen oder durch die thermische Belastung der Bohrreibung die Probenzusammensetzung verändern. Die Zukunft der extraterrestrischen Probenentnahme profitiert maßgeblich von solchen innovativen piezoelektrisch angetriebenen Ultraschall-Probenehmern. Der entwickelte Ultraschall-Sampling-Penetrator könnte Bestandteil der Ausrüstung zukünftiger Missionen zum Internationalen Lunar Research Station werden und dort mit seiner hochpräzisen und energieeffizienten Technologie wertvolle Beiträge leisten. Er kann die Grundlage für eine nachhaltige Nutzung der Mondressourcen wie Wasser-Eis bilden, das nicht nur als Trinkwasser dienen, sondern auch zu Brennstoff für Raketen verarbeitet werden kann. Die technologischen Fortschritte im Bereich der Piezoelektrika und die Anwendung von Hochfrequenzvibrationen eröffnen weitere Anwendungsfelder, beispielsweise in der Probenentnahme auf Mars oder anderen Himmelskörpern mit harschen Umweltbedingungen.
Die Entwicklung robuster, zuverlässiger und wartungsarmer Systeme wie dem Ultraschall-Penetrator ist daher ein Meilenstein für die tiefen Weltraumforschung. Insgesamt zeigt der neuartige Ultraschall-Sampling-Penetrator eindrucksvoll, wie durch Kombination von modernster Materialwissenschaft, präziser mechanischer Konstruktion und umfassender Simulation realistische Lösungen für die Herausforderungen der Mondexploration gefunden werden können. Die Fähigkeit, durch abgestufte, versetzte Impulse bei geringen Kräften und Energien Proben von hoher Qualität und unverfälschter Schichtstruktur zu gewinnen, stellt eine wichtige Innovation dar. Dies ebnet den Weg für detaillierte Analysen und effektive Nutzung von lunarer Wasser-Eis-Ressourcen – einem essentiellen Baustein für die zukünftige Erkundung unseres Erdsatelliten und darüber hinaus.