Quantencomputing gilt als eine der revolutionärsten Technologien des 21. Jahrhunderts und verspricht, die Art und Weise, wie komplexe Rechenprobleme gelöst werden, grundlegend zu verändern. Während die breite kommerzielle Nutzung von Quantencomputern noch in der Zukunft liegt, haben sich einige Unternehmen als Vorreiter in diesem aufstrebenden Markt hervorgetan. Unter ihnen stechen Rigetti Computing und IonQ hervor, zwei Konkurrenten, die auf unterschiedliche technologische Ansätze setzen und aktuell unter Anlegern großes Interesse wecken. Doch welche Aktie ist die bessere Wahl für Investoren, die an den kommenden Durchbrüchen im Bereich Quantencomputing teilhaben möchten? Um diese Frage zu beantworten, bedarf es eines genauen Blicks auf die Geschäftsmodelle, technologische Ausrichtung, finanzielle Stärke und Marktchancen beider Unternehmen.
Rigetti Computing hat sich auf die Entwicklung sogenannter Quantenprozessoren spezialisiert, welche auf supraleitenden Qubits basieren. Diese Technologie verfolgt den Ansatz, Quantenbits in speziellen supraleitenden Schaltkreisen bei extrem niedrigen Temperaturen zu realisieren. Das Unternehmen betreibt darüber hinaus eine Cloud-Plattform, über die Anwender Zugriff auf ihre Quantencomputer bekommen, was eine frühe Kommerzialisierung der Technologie ermöglicht. IonQ hingegen setzt auf eine ganz andere Methode: trapped Ions. Bei diesem Verfahren werden einzelne Ionen als Qubits genutzt, die mittels elektromagnetischer Felder in einer Falle gehalten und durch Laserimpulse kontrolliert werden.
Diese Technologie gilt als besonders präzise und stabil, was IonQ zufolge Vorteile bei der Skalierung und Fehlerrate mit sich bringt. Beide Unternehmen befinden sich jedoch noch in einer fördertechnologischen Phase und erwirtschaften aktuell keine Gewinne. Die Kapitalbeschaffung ist für sie eine der wichtigsten Herausforderungen, weshalb sie regelmäßig frisches Kapital durch Aktienausgaben oder Fremdfinanzierungen erhalten müssen. Interessant ist dabei, dass IonQ über rund 16 Quartale Cash-Reserven verfügt, die den momentanen Betrieb finanzieren könnten. Rigetti hat mit etwa 13 Quartalen ebenfalls eine solide Kapitalbasis, jedoch läuft zeitgleich eine Kapitalerhöhung, mit der zusätzliche 350 Millionen US-Dollar eingeworben werden sollen.
Diese Mittel will das Unternehmen in die Weiterentwicklung seiner Quantenhardware und die Expansion des Geschäfts investieren. Ein entscheidendes Kriterium für Anleger ist die Vision beider Unternehmen hinsichtlich des Zeitplans zu einer breiten Marktdurchdringung. Sowohl Rigetti als auch IonQ prognostizieren, dass das Jahr 2030 einen Wendepunkt markieren wird. IonQ rechnet damit, bis dahin die Profitabilität zu erreichen, während Rigetti besonders auf das Wachstumspotenzial ab 2030 verweist. Die Zeit nach diesem Jahr soll eine Phase massiven Marktwachstums im Quantencomputing einläuten, von dem beide Unternehmen stark profitieren könnten.
Zum aktuellen Zeitpunkt zeigt der Aktienmarkt, dass Quantencomputing-Werte einer hohen Volatilität unterliegen. Rigetti Computing verzeichnete beispielsweise Ende 2024 einen historischen Höchststand, fiel dann aber Anfang 2025 innerhalb weniger Wochen um rund 70 Prozent zurück. Auch IonQ weist volatile Kursbewegungen auf, wenn auch in nicht ganz so ausgeprägtem Maße. Diese Schwankungen spiegeln die Unsicherheit wider, die mit der Bewertung eines noch nicht kommerziell etablierten Technologiesektors einhergeht. Für Investoren bedeutet dies, dass Geduld und ein langfristiger Anlagehorizont entscheidend sind, um von potenziellen Durchbrüchen profitieren zu können.
Bei der Technologie hinkt die Frage nach dem besseren Ansatz meist auf zwei entscheidenden Säulen: Skalierbarkeit und Fehlerrate. Während Rigettis supraleitende Qubits eine besonders schnelle Rechenleistung versprechen, kämpft das Verfahren oft mit Stabilitäts- und Fehlerratenproblemen, die noch technisch überwunden werden müssen. IonQs Trapped-Ion-Ansatz bietet hier eine technisch ausgereiftere Lösung mit besseren Kohärenzzeiten und niedrigeren Fehlerraten, hat jedoch bislang mit der Komplexität der Skalierung zu kämpfen. Die zukünftige Entwicklung wird zeigen, welcher Ansatz sich als dominierend erweist, oder ob beide Technologien in unterschiedlichen Nischen koexistieren werden. Ein weiterer entscheidender Punkt ist die strategische Ausrichtung auf Partnerschaften und Kundenakquise.
Beide Unternehmen konnten bereits erste Verträge mit Regierungsstellen und Unternehmen aus dem Tech-Sektor abschließen, was ihnen einen gewissen institutionellen Rückhalt verschafft. Solche Kooperationen sind essenziell, um Vertrauen in die Technologie zu schaffen und gleichzeitig zur Finanzierung und Anwendungsentwicklung beizutragen. Ein Blick auf die Wettbewerbslandschaft zeigt zudem, dass der Markt für Quantencomputer noch stark fragmentiert ist. Neben Rigetti und IonQ sind große Technologiekonzerne wie IBM, Google und Microsoft aktiv, die jeweils eigene Quantum-Computing-Programme unterhalten. Dies erhöht zwar den Konkurrenzdruck, zeigt aber zugleich das enorme Potenzial und das Interesse an der Technologie.
Für Anleger heißt das: Wer in Rigetti oder IonQ investiert, spekuliert auf den Erfolg kleinerer, fokussierter Unternehmen im Schatten technologischer Giganten, was sich sowohl als Chance als auch als Risiko erweisen kann. Abschließend muss festgehalten werden, dass weder Rigetti noch IonQ derzeit ein klassisches Wachstumsunternehmen mit stabilen Erträgen darstellen. Vielmehr handelt es sich um risikobehaftete Investments in einer noch jungen Technologiebranche. Anleger sollten daher sorgfältig ihre Risikobereitschaft prüfen und die Volatilität dieser Aktien einkalkulieren. Langfristig könnten jedoch Fortschritte in der Hardware-Technologie und die Kommerzialisierung von Quantencomputern große Wertsteigerungen mit sich bringen.