Die Europäische Kommission hat Apple offiziell dazu aufgefordert, innerhalb von 30 Tagen die Vorgaben des Digital Markets Act (DMA) vollständig zu erfüllen. Diese Entscheidung stellt einen entscheidenden Einschnitt in die langjährigen Praktiken des Konzerns dar, insbesondere was das App Store-Geschäftsmodell betrifft. Der DMA wurde eingeführt, um faire Wettbewerbsbedingungen in der digitalen Welt zu gewährleisten und Machtmissbrauch durch große Plattformbetreiber zu verhindern. Für Apple bedeuten die hohen Anforderungen eine Herausforderung, ihre Geschäftsstrategie im europäischen Markt grundlegend zu überdenken. Seit Jahren kontrolliert Apple den iOS-App-Markt mit starker Hand.
Zentrale Kritikpunkte sind die verpflichtende Nutzung des hauseigenen Zahlungssystems für In-App-Käufe sowie erhebliche Kommissionsgebühren von bis zu 30 Prozent auf digitale Verkäufe. Dieses Modell führte wiederholt zu Klagen und politischen Druck, da es kleinere Entwickler behindert und die Vielfalt im App-Markt einschränkt. Insbesondere das Verbot, Nutzer zu alternativen Zahlungswegen weiterzuleiten, wird von der EU-Kommission als wettbewerbswidrig beurteilt. Diese sogenannte "Anti-Steering-Regel" verhindert es App-Anbietern, den günstigeren oder benutzerfreundlicheren Zahlungsweg außerhalb Apples zu bewerben oder zu nutzen. Der jüngste Beschluss der EU-Kommission fällt nach gründlicher Prüfung Apples Compliance-Berichte seit 2024.
Trotz einiger Anpassungen und der Öffnung zu Drittanbieter-App-Stores zeigt die Kommission deutliche Kritik am bestehenden Zahlungsmodell. Apple fordert weiterhin Gebühren für externe Zahlungsvorgänge, was nicht mit den DMA-Vorgaben vereinbar ist. Der DMA verlangt hingegen, dass Entwicklern es frei steht, externe Zahlungsmethoden ohne Zusatzkosten oder Gebühren für „Steuerung und gesteuerte Transaktionen“ zu nutzen. Die Brisanz dieser Regelung liegt darin, dass sie Apple faktisch verpflichtet, die bisherigen Konzepte der Monetarisierung grundlegend zu verändern. Das Zeitfenster für Apple, die Vorgaben umzusetzen, begann mit der offiziellen Benachrichtigung im April 2025.
Nun verbleiben nur noch dreißig Tage, in denen Anpassungen geprüft und eingeführt werden müssen. Sollte Apple dieser Forderung nicht nachkommen, drohen nicht nur weitere Strafen, die sich an der Höhe der vorherigen Millionengeldbuße orientieren könnten, sondern auch eine verstärkte Überwachung und mögliche zusätzliche Sanktionen. Bereits im Vorfeld wurde Apple mit einer Geldstrafe von 500 Millionen Euro belegt, was den Ernst der Lage verdeutlicht. Aus Entwicklersicht ist die Entscheidung der EU-Kommission von großer Bedeutung. Mit der erzwungenen Öffnung des Zahlungsverkehrs können Entwickler künftig potenziell geringere Gebühren an Zahlungssysteme zahlen und mehr Unabhängigkeit gewinnen.
Dies könnte die Innovationskraft im iOS-Ökosystem stärken und für mehr Wettbewerb sorgen. Games, Streaming-Anbieter und andere digitale Dienstleister könnten auf alternativen Zahlungswegen bessere Konditionen anbieten und so Endkunden günstigere Preise ermöglichen. Branchenexperten sehen darin die Chance, die Kontrolle zurück in die Hände der App-Macher und Verbraucher zu legen. Gleichzeitig wird Apple wohl versuchen, die Umsetzung der Regelungen verzögert oder verwässert anzufechten. Im Vergleich zum US-Markt, wo ähnliche „Anti-Steering“-Praktiken durch Gerichtsentscheidungen bereits aufgehoben wurden, versucht der Konzern derzeit noch den Rechtsweg über Berufungsverfahren.
Die europäischen Wettbewerbsbehörden zeigen sich aber überzeugt, dass Apples bisherige Ausflüchte nicht ausreichen. Die EU-Regulierer argumentieren, dass allein das theoretische Zulassen von Alternativen nicht genügt, wenn in der Praxis keine einfache und gebührenfreie Nutzung möglich ist. Dies bedeutet eine klare Aufforderung zum Handeln und zur vollständig transparenten Umsetzung neuer Regeln. Aus Sicht der Nutzer könnten die Entscheidungen der EU-Kommission positive Auswirkungen haben. Mehr Wettbewerb und geringere Abgaben auf digitale Produkte könnten sich in niedrigeren Preisen oder verbesserten Angeboten niederschlagen.
Zudem stärkt der DMA grundsätzlich die Rechte der Verbraucher, indem er einen faireren und offeneren Wettbewerb in digitalen Märkten fördert. Apples Position als starker Gatekeeper innerhalb des Ökosystems wird durch die Regulierung merklich beschnitten. Dies könnte mittelfristig auch zu einer stärkeren Vielfalt bei App-Stores und Zahlungsanbietern führen, was wiederum das Nutzererlebnis bereichert. Der Digital Markets Act ist Teil der europäischen Digitalstrategie zur Kontrolle großer Tech-Konzerne und zur Förderung eines fairen Wettbewerbs. Die Verpflichtung, Apple innerhalb von nur 30 Tagen zur Einhaltung dieser Regeln zu bewegen, zeigt die Entschlossenheit der EU, marktbeherrschende Stellungen zu zügeln.