Die Generation Z, geboren zwischen 1997 und 2012, formt zunehmend die globale Konsumlandschaft. Als Digital Natives sind sie mit moderner Technologie aufgewachsen, verfügen über ein pragmatisches Verständnis für Finanzen und zeigen ein starkes Bewusstsein für gesellschaftliche und ökologische Themen. Trotz dieser Merkmale bleiben viele Versicherungsprodukte für sie weitgehend uninteressant. Warum also kauft die Generation Z so wenig Versicherungen? Diese Frage ist nicht nur für Versicherer von großer Bedeutung, sondern auch für Wirtschaft und Gesellschaft, da Versicherungsschutz eine zentrale Rolle bei der Absicherung von Risiken und der Finanzplanung spielt. Ein Blick auf Zahlen verdeutlicht die Zurückhaltung der Generation Z gegenüber Versicherungslösungen.
Laut einer Studie der National Association of Insurance Commissioners (NAIC) aus dem Jahr 2024 besitzen weniger als 21% der jungen Erwachsenen dieser Altersgruppe eine Mieterversicherung. Noch niedriger sind die Anteile bei Lebensversicherungen. Die Untersuchung von Smart Money People aus dem März 2024 gibt Einblicke, wie die Generation Z im Vergleich zu anderen Generationen bei wichtigen Versicherungsprodukten hinterherhinkt: Lediglich 5% haben eine Hausratversicherung, 24% sind mit einer Lebensversicherung abgesichert und etwa 30% nutzen eine Reiseversicherung. Diese Zahlen sind Ausdruck einer tiefgreifenden Distanz zwischen der Generation Z und dem traditionellen Versicherungsgeschäft. Die Gründe hierfür sind vielfältig.
Zum einen sehen viele junge Menschen Versicherungen als eine finanzielle Belastung, die sie sich derzeit nicht leisten können oder wollen. Die wirtschaftliche Lage vieler Gen Z-Vertreter ist oft durch Instabilität geprägt, was sich etwa in prekären Arbeitsverhältnissen, steigenden Wohnkosten oder der Last schwerer Studienschulden zeigt. In dieser Situation erscheinen Versicherungen schnell als Luxusartikel oder als etwas, das man auf später verschieben kann. Eine weitere wesentliche Ursache ist das grundlegende Misstrauen gegenüber traditionellen Finanzinstituten. Die Generation Z ist in einer Zeit aufgewachsen, die durch wirtschaftliche Umbrüche, Krisen und eine Flut von Informationen – häufig auch Fehlinformationen – in digitalen Kanälen geprägt wurde.
Viele junge Leute empfinden Versicherungsgesellschaften als intransparent, schwer verständlich und primär profitorientiert. Der Gedanke, dass diese Unternehmen komplizierte Vertragsbedingungen aufstellen oder im Schadenfall die Regulierung erschweren, ist weit verbreitet. Das erzeugt eine Distanz, die sich nicht einfach durch klassische Werbemaßnahmen überwinden lässt. Zudem herrscht oftmals die Überzeugung, dass Versicherungen erst dann relevant sind, wenn man älter ist oder eine eigene Familie gegründet hat. Sätze wie „Ich bin gesund, brauche keine Lebensversicherung“ oder „Über die Hausratversicherung mache ich mir Gedanken, wenn einmal ein Schaden passiert“ spiegeln diese Haltung wider.
Die Folge ist eine generelle Unterversicherung, die viele junge Menschen einer möglichen finanziellen Gefährdung aussetzt. Hinzu kommt ein fundamentales Verständnisproblem. Viele junge Erwachsene haben Schwierigkeiten, den konkreten Nutzen von Versicherungen einzuordnen. Eine Umfrage zeigt, dass rund zwei Drittel der Generation Z einen Mangel an Wissen beziehungsweise Vertrauen als wesentliche Barriere für den Versicherungskauf benennen. Etwa 48,1% denken sogar gar nicht aktiv über Versicherungen nach oder gehen fälschlicherweise davon aus, bereits durch andere Plattformen oder Produkte ausreichend abgesichert zu sein.
Dieses Nicht-Agieren birgt Risiken sowohl für die Individuen als auch für den Markt. Aus Sicht der Versicherungsunternehmen öffnet sich hier jedoch auch eine Chance. Die drastische Kluft zwischen der Branche und der Generation Z fordert eine Neuausrichtung der Strategie und Kommunikation. Die alten Methoden, bei denen Versicherungen als abstrakte, bürokratische Produkte verkauft wurden, reichen nicht mehr aus. Vielmehr sind Ansätze gefragt, die auf den digitalen Lebenswelten und Werten der jungen Generation aufbauen.
Eine Möglichkeit liegt in der Zusammenarbeit mit Influencern und Content Creators auf Plattformen wie TikTok, Instagram oder YouTube. Durch authentische und verständliche Erklärvideos, die komplexe Versicherungsthemen auf einfache, unterhaltsame Weise aufbereiten, kann das Bewusstsein für Versicherungsschutz nachhaltig gestärkt werden. Wenn etwa in kurzen Clips gezeigt wird, wie eine Mieterversicherung funktioniert oder wie Selbstbeteiligungen bei Schadensfällen zu verstehen sind, können Vorurteile abgebaut und Informationen besser angenommen werden. Darüber hinaus erwartet die Generation Z einen unkomplizierten und schnellen Zugang zu Versicherungsprodukten. Produkte müssen mobil-optimiert sein, flexible Bezahlwege wie digitale Geldbörsen unterstützen und einfach abschließbar sein.
Standardisierte Policen mit langen Laufzeiten wirken abschreckend. Stattdessen punkten Angebote, die kurzzeitig und bedarfsorientiert abschließbar sind, zum Beispiel Mikroversicherungen für das Handy oder temporäre Deckungen für bestimmte Einkommensquellen wie Gig-Arbeit. Abo-Modelle, die sich digital aktivieren und beenden lassen, entsprechen dem Wunsch nach Flexibilität und Kontrolle. Auch das Thema Vertrauen muss neu verstanden werden. Transparenz darf keine leere Floskel sein, sondern muss in allen Unternehmensbereichen gelebt werden.
Offene Kommunikation, verständliche Vertragsbedingungen und ein kundenorientierter Schadenservice sind die Voraussetzungen, um die Barrieren gegenüber der Generation Z zu überwinden. Nicht zuletzt spielen gesellschaftliche Werte eine große Rolle. Versicherungsprodukte, die sich an Nachhaltigkeit orientieren oder soziale Verantwortung zeigen, treffen eher den Nerv der jungen Konsumenten. Die Generation Z möchte mit ihren Entscheidungen Einfluss nehmen und bevorzugt Unternehmen, die ethisch handeln und Sinn stiften. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Zurückhaltung der Generation Z beim Versicherungskauf auf einem komplexen Zusammenspiel aus wirtschaftlichen Rahmenbedingungen, Vertrauen, Wissenslücken und sozialen Einstellungen beruht.
Für die Versicherungswirtschaft ergibt sich daraus ein klarer Handlungsauftrag: Produkte müssen digital, flexibel und verständlich sein, die Kommunikation ehrlich und nahbar, der Kundendienst transparent und serviceorientiert. Der Wandel in der Ansprache und Produktgestaltung bietet eine große Chance, den Versicherungsmarkt zukunftsfähig zu machen und die junge Generation in den Schutz von Risiken einzubinden. Nur so kann langfristig sichergestellt werden, dass die Generation Z nicht nur als Verbraucher, sondern auch als treibende Kraft in der Versicherungsbranche wahrgenommen wird.