Die Mundgesundheit spielt eine zentrale Rolle für das allgemeine Wohlbefinden jedes Menschen. Insbesondere die Gesundheit des Zahnhalteapparates – auch Parodontium genannt – ist entscheidend, denn Erkrankungen in diesem Bereich können zu einem Verlust der Zähne und zu weiteren gesundheitlichen Problemen führen. Eine weitverbreitete präventive Maßnahme in der zahnärztlichen Praxis ist die routinemäßige professionelle Zahnreinigung, oft als „Scaling and Polishing“ bezeichnet. Dabei erfolgt die mechanische Entfernung von Zahnbelag (Plaque), Zahnstein (Calculus) sowie Verfärbungen auf Zahnoberflächen, ergänzt durch eine Politur, um die Zähne glatt und sauber zu erhalten. Diese Maßnahme zielt darauf ab, lokale irritierende Substanzen zu reduzieren, die Entzündungen verursachen und die Entstehung oder das Fortschreiten von Zahnfleischerkrankungen begünstigen können.
In der Praxis werden Routine-Skalierungen häufig in festen Intervallen wie alle sechs oder zwölf Monate durchgeführt, auch bei Personen mit geringem Risiko für Parodontalerkrankungen. Doch wie effektiv ist diese präventive Prozedur wirklich für gesunde Erwachsene? Welche Vorteile bringt sie, welche möglichen Nachteile bestehen und wie häufig sollte sie idealerweise erfolgen? Diese Fragen sind seit langem Gegenstand wissenschaftlicher Untersuchungen und kontroverser Diskussionen. Zahnhalteapparat und Parodontalerkrankungen sind Begriffe, die die Strukturen rund um die Zähne charakterisieren, darunter das Zahnfleisch (Gingiva), den Zahnhalteapparat selbst mit Bändern und Knochen. Parodontalerkrankungen umfassen ein Spektrum von Erkrankungen, von der reversiblen Entzündung des Zahnfleisches (Gingivitis) bis hin zu irreversibler Zerstörung von unterstützendem Gewebe und Knochen (Parodontitis). Die Hauptursache ist bakterieller Zahnbelag, der sich kontinuierlich an den Zahnoberflächen bildet.
Zahnstein entsteht durch Mineralisierung von Plaque und dient als bakterielle Ablagerungsfläche, was die Reinigung erschwert und Entzündungen fördern kann. Die Konsequenzen unbehandelter Erkrankungen können Zahnlockerungen und schließlich Zahnverlust sein. Die routinemäßige professionelle Zahnreinigung umfasst das Entfernen von supragingivalem (oberhalb des Zahnfleisches) und subgingivalem (unterhalb des Zahnfleisches) Zahnstein und Plaque sowie das Polieren der Zahnoberfläche. Diese Leistungen werden entweder durch Zahnärzte oder speziell ausgebildete zahnmedizinische Fachkräfte wie Dentalhygieniker oder -therapeuten erbracht. Wichtig ist, dass diese Routinemaßnahme keine chirurgischen Eingriffe oder spezielle ergänzende Therapien wie medikamentöse Behandlungen beinhaltet.
Neuere umfassende Übersichtsarbeiten aus randomisierten kontrollierten Studien haben gezeigt, dass für Erwachsene ohne schwere Parodontitis und mit regelmäßigem Zugang zu zahnärztlicher Versorgung die Anwendung von Routine-Skalierung und -Politur wenig bis keinen signifikanten Unterschied bezüglich der Reduktion von Gingivitis, Taschenmessungen oder plakatischen Befunden bewirkt im Vergleich zu keinem planmäßigen Skalieren und Polieren über einen Zeitraum von zwei bis drei Jahren. Lediglich eine kleine Reduktion von Kalkablagerungen konnte durch regelmäßige professionelle Zahnreinigung erzielt werden, wobei die klinische Bedeutung dieser Reduktion umstritten bleibt. Interessanterweise geben Patienten an, sich nach einer Professionellen Zahnreinigung sauberer zu fühlen, obwohl dies nicht unbedingt mit messbaren Verbesserungen der parodontalen Gesundheit einhergeht. Die Lebensqualität im Zusammenhang mit der Mundgesundheit zeigte sich in Studien ebenfalls als unverändert, unabhängig davon, ob eine Routinebehandlung stattgefunden hatte oder nicht. Was die optimale Frequenz der Zahnreinigung betrifft, so existieren in der Fachliteratur keine klar belegten Vorteile für häufigere Behandlungen alle sechs Monate gegenüber einer jährlichen Durchführung bei gesunden Erwachsenen.
Auch hier ist die Reduktion von kalkhaltigen Ablagerungen etwas ausgeprägter bei halbjährlichen Terminen, ohne jedoch andere wichtige klinische Parameter signifikant zu verbessern. Aus diesen Gründen raten Expertengremien zunehmend zu individualisierten Recall-Intervallen, die sich am tatsächlichen individuellen Risiko orientieren, anstatt allgemeine Vorgaben für alle Patienten zu formulieren. Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Frage, ob qualifizierte Zahnärzte oder zahnmedizinische Fachkräfte die Leistungen der Skalierung und Politur durchführen sollten. Hierzu existieren bislang keine Studien, die belastbare Unterschiede in den Behandlungsergebnissen nachweisen. Das impliziert, dass die Delegation dieser Aufgabe an ausgebildete Fachkräfte auch unter Qualitätsgesichtspunkten vertretbar ist und in Zeiten zunehmender Gesundheitskosten sinnvoll sein kann.
Die Untersuchungen wiesen jedoch Schwächen auf, insbesondere hinsichtlich der Erfassung von möglichen negativen Begleiterscheinungen der Routine-Skalierung. Insbesondere Schäden an Zahnoberflächen, die möglicherweise durch häufige Instrumentierung entstehen können, sowie die Entstehung von Überempfindlichkeiten oder Halitosis wurden in den Studien nicht ausreichend untersucht. Zusammenfassend ist die Routine-Skalierung und Politur als präventives Mittel zur Erhaltung der parodontalen Gesundheit bei Erwachsenen ohne schwere Parodontitis zwar weit verbreitet, führt aber nach aktuellster Evidenzlage nicht zu wesentlichen Verbesserungen bei Gingivitis, Zahnfleischtaschen oder Lebensqualität. Die Reduktion von Zahnstein ist messbar, ihre klinische Bedeutung ist jedoch noch unklar. Empfehlungen raten daher zunehmend zu einer risikobasierten und individualisierten Behandlungsfrequenz.
Für die Praxis bedeutet dies, dass Zahnärzte und Patienten gemeinsam abwägen sollten, ob und in welchen Abständen eine professionelle Reinigung sinnvoll ist, insbesondere im Kontext der Gesamtgesundheit, Kosten und individuellen Erwartungen. Verstärkt in den Fokus rückt auch der Ausbau der Kompetenzen von Dentalhygienikern und -therapeuten, die eine kosteneffiziente und hochwertige Versorgung im Bereich der professionellen Zahnreinigung bieten können. Forschungsperspektivisch liegt ein Schwerpunkt auf der Entwicklung eines standardisierten Outcomesets für Studien zur Parodontalprävention, um zukünftig patientenrelevante Endpunkte besser zu erfassen. Außerdem ist es notwendig, die Langzeitwirkungen und potenzielle Nebeneffekte der Routine-Skalierung genauer zu erforschen, um so evidenzbasierte Leitlinien für die optimale Behandlung von Parodontalerkrankungen und deren Prävention zu entwickeln. Die Mundhygiene zu Hause bleibt nach wie vor die wichtigste Maßnahme zur Vorbeugung von Zahnfleischerkrankungen.
Professionelle Behandlungen wie das Scaling and Polishing unterstützen diese, ersetzen sie jedoch nicht. Eine individuell abgestimmte Kombination aus häuslicher Pflege, regelmäßiger zahnärztlicher Kontrolle und gezielter professioneller Intervention stellt den Schlüssel zu einer nachhaltigen parodontalen Gesundheit im Erwachsenenalter dar.