Das Pokémon-Logo ist zweifellos eines der bekanntesten und beliebtesten Symbole weltweit. Es ist nicht nur das optische Erkennungszeichen eines jahrzehntelangen Phänomens, sondern auch ein Stück Designgeschichte, das Millionen von Menschen begleitet hat. Weniger bekannt ist jedoch die Geschichte dahinter – wer steckt hinter diesem Logo und wie entstand es? Der Designer Chris Maple, ein in Seattle ansässiger Grafikexperte, der für viele Projekte in der Region tätig war, erzählt nun erstmals ausführlich über seine Arbeit an diesem legendären Emblem. Seine frühen Entwürfe sowie der kreative Prozess, mit dessen Hilfe das Logo schließlich entstand, geben faszinierende Einblicke in die Welt der Grafikgestaltung unter hohem Druck und mit großer Bedeutung. Chris Maple war kein Unbekannter in der Designbranche, als er 1998 den Anruf von Nintendo of America erhielt.
Spezialisiert auf schnelle und hochwertige Designlösungen für anspruchsvolle Kunden, hatte er bereits für eine Reihe von namhaften Unternehmen wie Boeing, die Seattle Mariners und Holland America Line gearbeitet. Doch die Einladung ins Hauptquartier von Nintendo sollte sein Schaffen auf ungewöhnliche Weise prägen. Die Begegnung mit Nintendo begann mit einem unerwarteten Moment in der Lobby des Redmond-Gebäudes, wo Maple einen kristallklaren Pferdekopf bemerkte – ein Kunstobjekt, das später zum Symbol eines ganz neuen Treffpunkts in seiner Designgeschichte werden sollte. Die Atmosphäre und die unverwechselbaren Eindrücke sollten ihn nachhaltig beeinflussen, auch wenn diese Lobby-Dekoration zunächst nichts mit seinem späteren Auftrag zu tun hatte. Kurze Zeit darauf wurde Maple zu einer Besprechung mit dem damaligen Präsidenten von Nintendo of America, Minoru Arakawa, gerufen, der ihm erklärte, dass ein neues Spiel namens Pokémon (abgeleitet von „Pocket Monsters“) in westlichen Märkten eingeführt werden sollte.
Die ersten Versuche, ein passendes Logo zu kreieren, waren gescheitert, das Budget und die Zeit waren begrenzt, und Maple hatte die Aufgabe, innerhalb eines Monats ein einprägsames und funktionales Logo zu entwerfen. Eine enorme Herausforderung, zumal er kaum Informationen über das Spiel erhielt. Lediglich eine kleine Sammlung von Spielzeugen und ersten Illustrationen diente als Inspirationsquelle. Der kreative Prozess war durch eine freiheitliche und zugleich druckvolle Arbeitsweise geprägt. Maple entwarf zahlreiche Variationen von Hand, arbeitete auf einem Leuchttisch und experimentierte mit verschiedenen Schriftarten, Formen und Proportionen.
Sein Ziel war es, eine visuelle Energie zu erzeugen, die die spannende Welt von Pokémon widerspiegeln würde. Besonders wichtig war dabei, dass das Logo auch auf einem kleinen, pixeligen GameBoy-Bildschirm gut lesbar sein musste und sowohl in Farbe als auch in Schwarz-Weiß funktionierte. Das Ergebnis seiner Arbeit war schließlich eine Kombination aus kräftigen Farben – vor allem ein lebhaftes Gelb und Blau –, sowie einer einzigartigen Schrift, die Dynamik und Verspieltheit ausstrahlt. Maple erinnert sich daran, dass gerade diese Farbwahl intuitiv entstand, möglicherweise beeinflusst durch die geplante Veröffentlichung der Spielvarianten „Blue“ und „Yellow“ im Westen. Diese Farbgebung verlieh dem Logo eine unverwechselbare Identität, die es bis heute prägt.
Die Präsentation der Entwürfe bei Nintendo war nervenaufreibend. Während die ersten Vorschläge kaum Resonanz erzeugten, kam beim abschließenden Entwurf eine spürbare Energie im Raum auf. Die Entscheidungsträger erkannten sofort das Potenzial und genehmigten die Produktion des Logos. Nach kleineren Anpassungen durch Maple, vor allem an den Buchstaben „P“ und „E“, wurde die finale Version geschaffen, die Millionen von Fans auf der ganzen Welt begleiten sollte. Obwohl Maple anschließend nicht direkt an weiteren Pokémon-Projekten beteiligt war, hinterließ sein Logo nachhaltige Spuren in der Geschichte und Kultur des Franchises.
Sein Werk wurde in Milliardenfachen Exemplaren verwendet, von Spielverpackungen bis hin zu Trading Cards und Merchandising-Produkten. Maple selbst beschreibt seinen Stolz und seine Verantwortung gegenüber den Fans und Kindern, die mit Pokémon aufgewachsen sind, und bringt zum Ausdruck, dass ein Logo weit mehr als nur eine Grafik ist – es ist ein Energiesymbol, das eine Geschichte erzählt und eine Gemeinschaft verbindet. Interessant ist auch die bisher wenig bekannte Geschichte rund um den kristallklaren Pferdekopf in der Nintendo-Lobby, der für Maple zu einer symbolischen Inspiration wurde. Entgegen der Annahme, dass es sich nur um ein gewöhnliches Kunstwerk handelt, bestätigten ehemalige Nintendo-Mitarbeiter, dass der Kopf tatsächlich existierte und im Laufe der Jahre sogar mehrfach versetzt wurde. Dieses kleine, rätselhafte Detail verdeutlicht, wie viele unerwartete Elemente und Eindrücke in kreative Prozesse einfließen können.
In den Jahren nach der Veröffentlichung fand Maple weitere Aufträge bei Nintendo, arbeitete an Boxdesigns und anderen kreativen Projekten, bevor die Firma schließlich zunehmend auf interne Teams setzte. Dennoch blieb die Arbeit an dem Pokémon-Logo ein Meilenstein, der nun, jahrzehntelang unbemerkt von der Öffentlichkeit, endlich gewürdigt wird. Erst durch Gespräche mit seinem Sohn, der ihn dazu ermutigte, seine Rolle offenzulegen, trat Maple als Schöpfer des Logos hervor und teilt nun stolz seine Arbeit und seine Gedanken dazu. Seine Reflexionen zur Gestaltung offenbaren die Komplexität hinter einem scheinbar simplen Logo-Design. Es geht um mehr als Ästhetik – es geht um die Fähigkeit, eine Geschichte und eine Marke zu verkörpern, die bald eine Generation prägen würde.