Der Immobilienmarkt und die Zinssituation haben sich in den letzten Jahren erheblich verändert. Während während der Pandemie historisch niedrige Hypothekenzinsen von knapp unter drei Prozent für Freude bei potenziellen Immobilienkäufern sorgten, sind die Zinsen mittlerweile deutlich gestiegen. Die Finanzierung einer eigenen Immobilie gestaltet sich damit für viele Menschen schwieriger als noch vor wenigen Jahren. Vor diesem Hintergrund gewinnt ein relativ unbekannter Finanzierungstrick an Aufmerksamkeit: die assumierbare Hypothek. Durch diese Methode könnten Käufer von den niedrigen Zinsen profitieren, die Verkäufer vor Jahren gesichert haben.
Doch wie funktioniert eine assumierbare Hypothek eigentlich? Und ist sie wirklich die beste Wahl angesichts der Komplexität des Immobilien- und Finanzierungsmarktes? Um diese Fragen zu beantworten, lohnt sich ein näherer Blick auf die Funktionsweise, Chancen und auch die versteckten Risiken dieser besonderen Hypothekenform. Der Begriff „assumierbare Hypothek“ bedeutet, dass der Käufer beim Kauf einer Immobilie nicht eine neue Finanzierung aufnimmt, sondern die bestehende Hypothek des Verkäufers übernimmt. Dabei gelten die ursprünglichen Kreditkonditionen des Verkäufers, einschließlich des Zinssatzes, der Laufzeit und dem ausstehenden Kreditsaldo. In Zeiten steigender Zinsen kann dies bedeuten, dass der Käufer sich einen günstigeren Darlehenszins sichert, als heutzutage für Neu-Finanzierungen üblich wäre – etwa einen Zinssatz von rund drei Prozent im Vergleich zu aktuellen Durchschnittszinsen von über sechs Prozent. Nicht jede Hypothek kann jedoch einfach übernommen werden.
Assumierbare Kredite sind häufiger bei staatlich geförderten Darlehen zu finden. Dazu zählen vor allem FHA-Kredite (Federal Housing Administration), VA-Darlehen (Department of Veterans Affairs) und USDA-Darlehen (U.S. Department of Agriculture). Diese Darlehen sind in den USA weit verbreitet und weisen spezielle Regelungen zu Übernahmen auf.
Für Käufer kann das Übernehmen einer solchen Hypothek erhebliche Vorteile bieten. Der wohl wichtigste ist der günstige Zinssatz, der aktuell oft nicht mehr am Markt erhältlich ist. Die Differenz zwischen angeblich 3 % bei der Übernahme und möglichen aktuellen Raten über 6 % spart nicht nur monatliche Kosten, sondern auch über die Laufzeit viel Geld bei den Zinsen. Zusätzlich können sich beim Abschluss geringere Kosten ergeben, wenn alternative Gebühren – wie zum Beispiel Neuwertermittlungen oder Kreditbearbeitungsgebühren – entfallen. Auch Verkäufern können assumierbare Hypotheken einen Vorteil verschaffen, insbesondere in einem stagnierenden oder angespannten Immobilienmarkt.
Das Angebot einer günstigen Finanzierung kann die Attraktivität der Immobilie steigern und potenziell einen höheren Verkaufspreis rechtfertigen. Käufer, die sonst aufgrund hoher Zinsen zögern, könnten durch die Übernahme einer bestehenden Finanzierung eher zum Kauf bewegt werden. Bevor man sich jedoch voreilig für eine assumierbare Hypothek entscheidet, sollte man die zwingend zu erfüllenden Voraussetzungen kennen. Die Kreditgeber verlangen in der Regel, dass der Käufer alle üblichen Kriterien für eine Kreditvergabe erfüllt, darunter eine zufriedenstellende Bonität, ein stabiles Einkommen und ein gesundes Verhältnis von Schulden zu Einkommen. Wer finanziell nicht solide dasteht, wird auch bei der Übernahme keine automatische Zustimmung bekommen.
Ein wesentlicher Stolperstein entsteht durch die mögliche Differenz zwischen der restlichen Kreditschuld beim Verkäufer und dem aktuellen Kaufpreis der Immobilie. Oft haben Immobilien in den letzten Jahren erheblich an Wert gewonnen. Wenn der Verkaufspreis also deutlich über dem noch offenen Kreditbetrag liegt, muss der Käufer die Differenz zusätzlich finanzieren. Das bedeutet, dass beispielsweise bei einem Hauspreis von 500.000 Euro und einer noch ausstehenden Kreditschuld von 400.
000 Euro der Käufer 100.000 Euro als Eigenkapital mitbringen oder eine zweite Finanzierung aufnehmen muss. Letzteres erfolgt meist zu aktuellen, höheren Zinssätzen, die den ursprünglichen Vorteil der assumierbaren Hypothek teilweise oder vollständig zunichtemachen können. Auch die Kosten für eine zweite Finanzierung sowie höhere monatliche Belastungen sollten sorgfältig kalkuliert werden. Hinzu kommt, dass der Prozess der Hypothekenübernahme oft genauso anspruchsvoll sein kann wie die Beantragung eines neuen Kredits.
Verkäufer und Käufer müssen sich auf langwierige Prüfungen, Formularsammlungen und Genehmigungsverfahren einstellen. Es empfiehlt sich, frühzeitig mit Fachleuten wie Hypothekenberatern, Notaren und Rechtsanwälten zusammenzuarbeiten, um mögliche Fallstricke zu vermeiden. Ob eine assumierbare Hypothek wirklich die beste Wahl ist, hängt von individuellen Umständen ab. Wer über ausreichend Eigenkapital verfügt, eine gute Kreditwürdigkeit vorweisen kann und in der Lage ist, einen Teil der Kaufkosten in bar oder mit günstigen Nebendarlehen zu decken, könnte dadurch Zugang zu einem unschlagbar guten Zinssatz bekommen. Auf der anderen Seite ist diese Option für Käufer ohne solide finanzielle Basis oder mit geringem Eigenkapital häufig nicht praktikabel.
Zudem können sich regional und individuell Unterschiede bei den Voraussetzungen und Möglichkeiten ergeben. In Deutschland sind assumierbare Hypotheken weniger weit verbreitet als in den USA. Staatliche Förderdarlehen und bestimmte Kreditmodelle haben hier ebenfalls eigene Regeln, die jedoch meist kaum eine reine Übernahme erlauben. Wer dennoch von günstigen Zinsen profitieren möchte, sollte sich mit aktuellen Förderprogrammen, KfW-Darlehen oder ähnlichen Angeboten beschäftigen. Ebenso wichtig ist eine umfassende Beratung beim jeweiligen Finanzinstitut.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Übernahme einer assumierbaren Hypothek eine interessante Alternative zum klassischen Immobilienkredit sein kann, insbesondere um günstige Zinsen aus vorherigen Phasen zu sichern. Für Käufer bedeutet dies langfristige Einsparungen bei den Finanzierungskosten. Allerdings sind finanzielle Voraussetzung und Eigenkapital entscheidend, um tatsächlich von diesem Vorteil zu profitieren. Außerdem erfordert der Vorgang fachkundige Unterstützung und die Bereitschaft zu Aufwand bei der Kreditübernahme. Wer sich gut vorbereitet und alle Rahmenbedingungen sorgfältig prüft, kann mit diesem „Mortgage Hack“ einen echten Vorteil erzielen.
Doch ist er für alle sinnvoll? Für manche Immobilienkäufer kann der Aufwand und die finanzielle Belastung durch eine zweite Finanzierung oder das notwendige hohe Eigenkapital abschreckend wirken. Zudem sollte stets die Entwicklung der Zinsen und Immobilienpreise berücksichtigt werden, um nicht kurzfristig einen vermeintlichen Vorteil zu verfolgen und langfristig Nachteile zu riskieren. Im Ergebnis stellt die assumierbare Hypothek eine spannende Option dar, die den Weg zu günstigen Konditionen ebnen kann, aber nicht automatisch für jeden der optimale Weg ist. Ein gut informierter, individueller Vergleich verschiedener Finanzierungswege bleibt unverzichtbar – nur so lässt sich am Ende die klügste Entscheidung treffen.