Im Jahr 2025 beobachten Experten und Nutzer eine signifikante Abnahme der Aktivität rund um X’s Community Notes, die einst als vielversprechendes Mittel gegen die Verbreitung von Fehlinformationen gefeiert wurde. Die datenbasierte Analyse zeigt einen dramatischen Rückgang der erstellten Nutzerbeiträge, der spürbare Auswirkungen auf die Funktionsweise und Glaubwürdigkeit der Plattform mit sich bringt. Zu verstehen, warum dieser Rückgang stattfindet und welche Konsequenzen er für X, dessen Nutzer und die Regulierung sozialer Medien hat, ist von zentraler Bedeutung für die Zukunft des Netzwerks. Community Notes, zuvor unter dem Namen Birdwatch bekannt, wurde im Jahr 2021 ins Leben gerufen und verfolgt das Ziel, durch nutzergenerierte Hinweise irreführende oder falsche Beiträge zu korrigieren und für mehr Transparenz im sozialen Netz zu sorgen. Nach der Übernahme von Twitter durch Elon Musk im Oktober 2022 wurde das Produkt zu „Community Notes“ umbenannt und als integraler Bestandteil der Plattform X hervorgehoben.
Musk selbst hat diese Funktion lange als Schlüssel zur Bekämpfung von Desinformation herausgestellt. Doch seit Anfang 2025 hat die Beteiligung der Nutzer deutlich abgenommen. Die Daten zeigen, dass im Januar 2025 noch fast 120.000 Community Notes von Nutzern eingereicht wurden, während im Mai desselben Jahres dieser Wert auf weniger als 60.000 gefallen ist.
Die Rückgänge betreffen nicht nur die Anzahl der eingereichten Notizen, sondern auch die Zahl der tatsächlich auf der Plattform angezeigten Notizen. Hinzu kamen technische Probleme, die im Mai zu einem Verschwinden der Community Notes von der Hauptseite von X führten und Nutzer irritierten. Diese Faktoren zusammen erschweren die Wahrnehmung der Community Notes als zuverlässiges und sichtbares Instrument. Ein weiterer Aspekt, der zu dem Rückgang beiträgt, ist die Veränderung in der Kommunikationsstrategie des Unternehmens. Während Elon Musk die Funktion zuvor oft und leidenschaftlich beworben hatte, wurde sie in jüngerer Zeit kaum noch erwähnt.
Intern gab es auch Umstrukturierungen, bei denen Teams, die sich mit der Bekämpfung von Fehlinformation und der Wahrung der Integrität der Plattform beschäftigten, deutlich verkleinert wurden. Die Lockerung der Inhaltsrichtlinien, besonders in Bezug auf Hate Speech und die Reaktivierung zuvor gesperrter Konten, hat das Vertrauen in die Plattform bei einigen Nutzern beeinträchtigt. Der Zeitraum, in dem das Abrutschen der Community Notes begann, fällt mit einer kontroversen Aussage von Musk zusammen, der im Februar 2025 behauptete, das System sei von ausländischen Regierungen manipuliert worden und müsse überarbeitet werden, obwohl dafür keine handfesten Beweise vorgelegt wurden. Diese Behauptung könnte das Vertrauen der Nutzer in die Fairness und Effektivität des Systems weiter untergraben haben. Die Teilnahme an Community Notes setzt voraus, dass Nutzer als geprüfte Mitwirkende zugelassen werden.
Diese können Hinweise einreichen, die dann von anderen Mitwirkenden bewertet und durch einen Algorithmus ausgewählt werden, der die für hilfreich befundenen Beiträge erkennt. Der Rückgang an aktiven Mitwirkenden führt somit zwangsläufig zu weniger überprüften Hinweisen und weniger präsentierten Korrekturen für fehlerhafte Beiträge. X selbst hat als mögliche Erklärung für die abnehmenden Beiträge „natürliche Schwankungen“ basierend auf globalen Ereignissen angegeben. Das vergangene Jahr war geprägt von weltweit zahlreichen wichtigen Wahlen, die eine hohe Aktivität bei Community Notes zur Folge hatten. Der Rückgang 2025 könnte demnach auch mit einem vergleichsweise ruhigeren politischen Kalender zusammenhängen.
Zudem wird die Plattform-Algorithmus so angepasst, dass Beiträge, die einer Korrektur bedürfen, öfter schon im Vorfeld weniger sichtbar sind, wodurch die Nutzer seltener Bedarf sehen könnten, Notizen zu schreiben. Nichtsdestotrotz bietet der Rückgang von Community Notes eine große Herausforderung, vor allem hinsichtlich der europäischen Regulierungen. Die EU-Digital Services Act fordert von sozialen Netzwerken eine aktivere Rolle bei der Moderation von Fehlinformationen. Community Notes gelten als ein entscheidendes Instrument, um diese Anforderungen zu erfüllen. Experten betonen, dass es für X in Europa keine einfache Option sei, auf die Funktion zu verzichten.
Ein Ausbleiben oder eine Schwächung der Community Notes könnte rechtliche Konsequenzen zur Folge haben und das Vertrauen der europäischen Nutzer in die Plattform gefährden. Der Bedeutungsverlust von Community Notes wird auch durch externe Entwicklungen verstärkt. Immer mehr Nutzer greifen auf alternative Methoden und Technologien für Faktenchecks zurück, wie etwa den KI-Chatbot Grok, der von X angeboten wird. Obwohl dieser Dienst eine schnelle Informationsabfrage ermöglicht, gibt es auch bei ihm Diskussionen über Zuverlässigkeit und Genauigkeit. Die zunehmende Abhängigkeit von automatischen Systemen anstelle von gemeinschaftlichen Überprüfungen birgt neue Herausforderungen.
Community Notes zeigte sich bislang als wirksames Instrument, um die virale Verbreitung von falschen Informationen zu bremsen. Untersuchungen belegten, dass die Sichtbarkeit einer korrigierenden Notiz die Weiterverbreitung eines irreführenden Beitrags erheblich senken kann. Wenn jedoch die Beteiligung an der Erstellung dieser Hinweise sinkt und technische Probleme die Sichtbarkeit beeinträchtigen, verliert das System seine Wirkungskraft. Die Folge ist, dass Nutzer dem System misstrauen und weniger motiviert sind, selbst tätig zu werden. So entsteht ein Teufelskreis, der die Qualität der Plattform beeinträchtigt.
Die Geschichte von Community Notes ist eng verbunden mit der Transformation von Twitter zu X, die unter Elon Musk einerseits mehr Freiheit in der Meinungsäußerung, andererseits aber weniger Kontrolle bei der Moderation bedeutete. Während viele Nutzer und Beobachter die Plattform für ihre nun lockereren Richtlinien kritisieren, zeigten andere, dass gerade die Community Notes einen Ausgleich bieten könnten, wenn sie aktiv und glaubwürdig genutzt werden. Die Zukunft wird zeigen, wie es der Plattform gelingt, beide Seiten auszubalancieren. Die international zunehmende Verbreitung von Community Notes-Technologie auf weiteren Plattformen wie Meta und TikTok verdeutlicht die Relevanz solcher Nutzerbeteiligungsmodelle. Die Entwicklungen auf X wirken hier wegweisend und könnten Grundlage für künftige Strategien im Umgang mit Fehlinformation sein.
Abschließend ist festzuhalten, dass der Rückgang von Community Notes im Jahr 2025 nicht nur eine technische oder organisatorische Herausforderung ist, sondern auch grundlegende Fragen zur Verantwortung sozialer Medien, zur Nutzerbindung und zur Einhaltung regulatorischer Vorgaben stellt. Die Plattform X steht nun vor der Aufgabe, das Vertrauen der Nutzer zurückzugewinnen und die Effektivität ihrer Mechanismen zur Informationssicherung zu stärken, um langfristig als zuverlässiges soziales Netzwerk anerkannt zu bleiben.