Interviews mit Branchenführern

Künstliche Intelligenz und Arbeitsmarkt: Bedrohung oder Produktivitätsschub?

Interviews mit Branchenführern
No one seems to know if AI will take our jobs or make us productive superstars

Die Debatte um die Auswirkungen von Künstlicher Intelligenz auf den Arbeitsmarkt ist vielschichtig. Während einige einen massiven Jobverlust prognostizieren, betonen andere die Chancen für gesteigerte Produktivität und neue Arbeitsmodelle.

Die Diskussion über die Rolle von Künstlicher Intelligenz (KI) im Arbeitsleben ist so alt wie die Fortschritte der Technologie selbst. Doch gerade jetzt, mit der rasanten Entwicklung von generativen KI-Systemen und lernfähigen Algorithmen, stellt sich die drängende Frage: Wird KI unsere Jobs vernichten oder uns zu produktiven Superstars machen? Die Antworten darauf sind alles andere als eindeutig und hängen von zahlreichen Faktoren ab, die es zu verstehen gilt. Ein zentraler Punkt in der Debatte ist, dass KI nicht einfach eine monolithische Kraft ist, die Arbeitsplätze verschwinden lässt, sondern viel mehr eine Technologie, die bestimmte Tätigkeiten verändern und optimieren kann. Mark Quinn, ein erfahrener Tech-Manager, berichtet etwa aus erster Hand, wie sein Beruf durch KI verändert wurde. Er leitete ein Team in einem Startup, das Generative KI einsetzte, um Antworten auf Kundenanfragen zu generieren.

Nach einer gewissen Zeit waren weniger Menschen nötig, um die Qualität zu überwachen. Quinn verlor seinen Posten, weil die grundlegenden Aufgaben automatisiert wurden. Gleichzeitig sieht er darin aber keine unaufhaltsame Welle, die alle Jobs verschlingt, sondern mahnt, wie wichtig es ist, sich anzupassen und neue Fähigkeiten zu entwickeln. Diese Sichtweise wird durch Experten wie Gary Hamel unterstützt, der darauf hinweist, dass der technologische Fortschritt oft überschätzt wird, wenn es um die Zerstörung von Arbeitsplätzen geht. Tatsächlich ist über die letzten fünf Jahrzehnte in den USA nur eine Berufsgruppe vollständig verschwunden: die des Aufzugsführers.

Neue Technologien schaffen auch immer neue Berufe, die zuvor nicht existierten. Hamel macht außerdem auf Unsicherheiten aufmerksam: Wir wissen nicht, wie weit die aktuellen KI-Modelle wirklich gehen können, die Technologie steckt immer noch in der Entwicklung. Vorhersagen zu Jobverlusten durch Automatisierung sind unterschiedlich und schwanken je nach Quelle. So bezifferte Goldman Sachs im Jahr 2023, dass weltweit bis zu 300 Millionen Vollzeit-Jobs durch Automatisierung gefährdet sein könnten. Am anderen Ende des Spektrums steht die Aussage von Salesforce-CEO Marc Benioff, der seinen Unternehmenserfolg durch KI-Roboter darin sieht, den Bedarf an neuen Softwareingenieuren zu reduzieren.

Auch Scott Russell, CEO von NICE, betont, dass kaum ein Berufsfeld von KI unberührt bleiben wird. Diese Bandbreite zeigt, wie komplex die Auswirkungen sind. Adam Brotman, Mitbegründer einer Beratungsfirma für KI, beschreibt KI als eine Art „Iron Man-Anzug“ für Arbeitnehmer. Er sieht in der Technologie nicht nur eine Kraft, die Jobs wegnehmen könnte, sondern vor allem eine, die die Produktivität einzelner Mitarbeiter enorm steigert. Gerade in Zeiten, in denen Unternehmen ihre Personalplanung neu denken müssen, steht die Frage im Raum: Kann KI dazu beitragen, die Effizienz zu verbessern oder sogar Stellen ganz überflüssig machen? Wichtig ist dabei, dass die Veränderung nicht nur in der reinen Produktivität besteht.

KI ermöglicht auch Innovationen und neue Geschäftsfelder, die zuvor unmöglich schienen. Damit stellt sich eine doppelte Herausforderung: Unternehmen und Angestellte müssen nicht nur bestehende Jobprofile überdenken, sondern auch offen sein für neue Tätigkeitsfelder und Rollen, die durch KI entstehen. Ravin Jesuthasan von der Beratungsfirma Mercer hebt hervor, dass KI zwar viele traditionelle Aufgaben verändern wird, gleichzeitig aber auch neue Arbeit schafft. Beispielsweise steigt der Bedarf an Fachkräften, die dafür sorgen, dass KI-Systeme korrekt arbeiten, fair und ethisch eingesetzt werden und die Resultate sinnvoll genutzt werden. Diese Aufgaben waren vor der Digitalisierung in diesem Umfang nicht denkbar und zeigen, dass KI mehr ist als nur ein Jobkiller.

Ein weiterer wichtiger Aspekt in der Debatte ist, dass es nicht allein um Jobs als Ganzes geht, sondern um konkrete Aufgaben und Tätigkeiten innerhalb dieser Jobs. Quinn zeigt auf, dass viele Standardprozesse und Routineaufgaben automatisiert werden können, was letztlich Zeit freisetzt. Doch worin diese gewonnene Zeit genutzt wird, hängt stark von den individuellen Fähigkeiten der Arbeitnehmer und der Unternehmenskultur ab. Diejenigen, die sich weiterbilden und sich mit den neuen Technologien vertraut machen, sind eher in der Lage, die Vorteile von KI zu nutzen. Unternehmen sind aufgerufen, nicht zu warten, bis der Veränderungsdruck zu groß ist, sondern jetzt in die Schulung ihrer Mitarbeiter zu investieren.

Nur wer flexibel bleibt und neue Arbeitsmethoden akzeptiert, kann vom technologischen Wandel profitieren. Die Unsicherheit im Umgang mit KI ist verständlich. Schließlich verändert niemand gerne bewährte Arbeitsweisen, wenn das Ergebnis ungewiss ist. Dennoch zeigt ein Blick auf die Geschichte, dass technologische Revolutionen meist nicht lediglich destruktiv waren, sondern in der Summe neue Möglichkeiten eröffneten. Die Eisenbahn, das Automobil, der Computer – jedes dieser Innovationen führte zunächst zu Ängsten vor Arbeitslosigkeit, bevor sich neue Branchen und Jobs entwickelten.

Wie wird sich der Arbeitsmarkt in den nächsten Jahren entwickeln? Sicher ist, dass KI nicht alle Antworten liefern kann. Die Bandbreite der prognostizierten Effekte reicht von weitreichender Umwälzung bis hin zu einem inkrementellen Wandel. Dennoch liegen Chancen und Risiken eng beieinander. Die zentrale Botschaft ist, dass Unternehmen und Arbeitnehmer sich nicht auf Szenarien verlassen sollten, die den Status quo festschreiben. Vielmehr geht es darum, aktiv die Zukunft mitzugestalten.

In einem Umfeld, das von KI geprägt ist, gewinnen Kompetenzen wie Kreativität, Problemlösungsfähigkeit und die Bereitschaft zum lebenslangen Lernen an Bedeutung. Diese Eigenschaften können nicht so leicht automatisiert werden und sichern langfristig die Relevanz des Einzelnen im Beruf. Abschließend lässt sich festhalten, dass KI weder per se ein Jobvernichter noch ein Garant für produktive Superstars ist. Vielmehr handelt es sich um ein Werkzeug, dessen Wirkung stark davon abhängt, wie wir es einsetzen. Der Schlüssel liegt darin, die Potenziale der Technologie zu nutzen, während wir uns gleichzeitig den gesellschaftlichen und ethischen Herausforderungen stellen.

Nur so wird es möglich sein, eine Zukunft zu schaffen, in der KI als Verstärker menschlicher Fähigkeiten und nicht als Ersatz wahrgenommen wird.

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