Im ersten Quartal 2025 verzeichnete das Vereinigte Königreich ein Wirtschaftswachstum, das es zur schnellstwachsenden Volkswirtschaft unter den G7-Staaten machte. Offizielle Daten der britischen Statistikbehörde Office for National Statistics verdeutlichen, dass das Bruttoinlandsprodukt (BIP) im Zeitraum von Januar bis März um 0,7 Prozent gegenüber dem Schlussquartal 2024 gestiegen ist. Dieses Wachstum markiert den höchsten Wert seit einem Jahr und übertrifft dabei die Erwartungen von Analysten, die mit einem Zuwachs von 0,6 Prozent gerechnet hatten. Die robuste Wachstumsrate wurde insbesondere durch eine starke Entwicklung im dominierenden Dienstleistungssektor vorangetrieben, der eine zentrale Säule der britischen Wirtschaft darstellt. Die Fähigkeit dieses Sektors, sich in einem herausfordernden internationalen Umfeld zu behaupten, trägt maßgeblich zum positiven Gesamtergebnis bei.
Die britische Regierung unter Führung der Labour-Partei, die im Juli 2024 an die Macht kam, sieht in diesen Zahlen eine Bestätigung ihrer wirtschaftspolitischen Strategien. Die Finanzministerin Rachel Reeves äußerte sich hocherfreut über die Fortschritte und unterstrich, dass die seit der Machtübernahme getroffenen Entscheidungen begonnen hätten, Früchte zu tragen. Der Besuch von Reeves in der Rolls-Royce Fabrik in Derby symbolisierte dabei das Zusammenspiel von Industrie und Politik, das das nachhaltige Wachstum fördern soll. Trotz des positiven Starts ins Jahr wird jedoch allgemein erwartet, dass das Wirtschaftswachstum im zweiten Quartal 2025 an Dynamik verlieren könnte. Die Gründe dafür sind vielfältig.
Zum einen sorgt die Unsicherheit auf globaler Ebene zunehmend für Zurückhaltung bei Investitionen und Exporten. Die anhaltenden Handelsspannungen zwischen den Vereinigten Staaten und China, insbesondere die Einführung oder Aufrechterhaltung von Zöllen, wirken sich international belastend aus. Zwar wurden temporäre Aussetzungen einiger US-Zölle auf britische Waren vereinbart, doch die Basiszölle, insbesondere auf Autos, Stahl und Aluminium aus dem Vereinigten Königreich, bleiben bestehen oder wurden nur teilweise reduziert. Die politische Unsicherheit zieht sich dabei wie ein Schatten über die Handelsbeziehungen, was für britische Exporteure eine Herausforderung darstellt. Hinzu kommen neue steuerliche Belastungen für Unternehmen, die im April 2025 in Kraft traten.
Diese Maßnahmen zielen auf die Konsolidierung der öffentlichen Finanzen ab, könnten jedoch kurzfristig die unternehmerische Aktivität und Investitionsfreude abschwächen. Darüber hinaus steigen die Lebenshaltungskosten für viele Bürger, bedingt durch erhöhte Energie- und Wasserkosten, sodass die Konsumnachfrage gedämpft wird. Gerade im Dienstleistungsbereich, der stark vom Binnenkonsum abhängt, könnte sich dies als wachstumshemmend erweisen. Experten, wie Sanjay Raja, Chefökonom für Großbritannien bei der Deutschen Bank, warnen daher, dass das aktuelle Wachstum vorübergehend ist und im zweiten Quartal Abkühlung zu erwarten sei. Insgesamt dürfte die britische Wirtschaft jedoch auf einem soliden Fundament stehen, wenn es gelingt, die innen- und außenwirtschaftlichen Risiken in den Griff zu bekommen.
Die Einigung auf ein Handelsabkommen mit den USA, auch wenn es mit Kompromissen verbunden ist, stellt einen wichtigen Schritt zur Absicherung und Förderung britischer Exporte dar. Die Erholung der meisten Branchen, insbesondere im Dienstleistungssektor, signalisiert zudem ein gewisses Maß an Resilienz. Die wirtschaftspolitische Ausrichtung der Labour-Regierung konzentriert sich weiterhin auf nachhaltiges Wachstum und die Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit des Landes. Investitionen in Schlüsselbereiche wie Technologie und Infrastruktur werden gefördert, um langfristig Wohlstand und Beschäftigung zu sichern. Insgesamt hat das Vereinigte Königreich mit seinem starken Quartalsergebnis 2025 gezeigt, dass es trotz globaler Unsicherheiten und nationaler Herausforderungen in der Lage ist, mit den großen Industrienationen mitzuhalten und sich sogar an die Spitze zu setzen.
Für Investoren, Unternehmen und Verbraucher ist dies ein Hoffnungsschimmer, dass die schwierigen Jahre der Pandemie und politischer Umbrüche langsam überwunden werden. Wie sich die britische Wirtschaft im weiteren Verlauf des Jahres entwickeln wird, hängt dabei maßgeblich von der Stabilität der internationalen Handelsbeziehungen, der Wirkung neuer wirtschaftspolitischer Maßnahmen und der Dynamik der Konsumnachfrage ab. Ein bewusster Umgang mit den Risiken sowie gezielte Förderprogramme könnten helfen, das Wachstum auf einem hohen Niveau zu halten und den Weg für ein stabiles Wirtschaftswachstum in den kommenden Jahren zu ebnen.