Die US-amerikanische Commodity Futures Trading Commission (CFTC) steht vor einer außergewöhnlichen Situation: Mehrere ihrer führenden Kommissare kündigen ihren Abschied an, was erhebliche Auswirkungen auf die zukünftige Gestaltung der Krypto-Regulierung haben könnte. Die abtretende Kommissarin Christy Goldsmith Romero hat diese Entwicklung als „nicht ideal“ und eine Herausforderung für die regulatorische Arbeit der Behörde bezeichnet. Sie warnt eindringlich davor, dass der Verlust einer breiten Meinungsvielfalt die Qualität und Effektivität der Regulierung beeinträchtigen könnte. Die CFTC, eine der wichtigsten Finanzaufsichtsbehörden in den USA mit Verantwortung für den Handel mit Rohstoffderivaten und zunehmend auch für Krypto-Produkte, ist traditionell mit fünf Kommissaren besetzt. Politikerinnen und Politiker aus unterschiedlichen Parteien gewährleisten so eine ausgewogene politische Vertretung, wobei maximal drei Vertreter derselben Partei angehören dürfen.
Mit dem angekündigten Ausscheiden von vier Kommissaren innerhalb kurzer Zeit wird diese Balance akut bedroht. Christy Goldsmith Romero, deren Berufung zum regulatorischen Expertenstatus beiträgt, machte während eines Interviews am 27. Mai 2025 an der Brookings Institution auf die Folgen aufmerksam, die ein nahezu leer gefegtes Kommissariat mit sich bringt. Sie betonte, dass die Entscheidung über Regeln und Richtlinien durch nur eine Person die Dynamik eines konstruktiven Diskurses unter den Kommissaren zerstört. Dieser Prozess, bei dem unterschiedliche Perspektiven und Überlegungen aufeinandertreffen, ist essenziell, um ausgewogene und durchdachte Regulierungsmaßnahmen zu entwickeln.
Goldsmith Romero erinnert daran, wie wertvoll der Dialog mit ihren Kolleginnen und Kollegen war und wie sehr gemeinsame Überzeugungsarbeit zum besseren Verständnis der komplexen Herausforderungen beitrug. Gerade im Bereich der Krypto-Regulierung, der von raschen technischen Entwicklungen und vielfältigen Interessen geprägt ist, ist ein solches „Hin und Her“ unter Experten unverzichtbar. Die personelle Situation der CFTC verschärft sich dadurch, dass Goldsmith Romero selbst Ende Mai 2025 die Behörde verlässt. Damit bleibt nur noch eine demokratische Stimme, jene von Kommissarin Kristin Johnson, welche ebenfalls angekündigt hat, die Behörde vor Ende 2026 zu verlassen. Auch auf republikanischer Seite kündigt sich eine Veränderung an: Sommer Mersinger, bislang republikanische Kommissarin, plant ihren Wechsel in die Privatwirtschaft und wird künftig als CEO der Blockchain Association tätig sein.
Ebenso hat Caroline Pham, kommissarische Vorsitzende der CFTC, signalisiert, sie möchte ebenfalls die Behörde verlassen, sollte Brian Quintenz als CFTC-Vorsitzender bestätigt werden. Sollte diese personelle Entwicklung eintreten, könnte die CFTC faktisch von nur einer Person geführt werden, was eine immense Herausforderung für die behördlichen Abläufe bedeutet. Die Behörde wäre dann nicht mehr die Plattform für die politische Debatte und Vielfalt, die für eine solide Regulierungspolitik notwendig ist. Die Hintergründe für das stark absehbare Ausscheiden mehrerer Kommissare sind vielschichtig. Sie spiegeln nicht nur die zunehmende Attraktivität der Privatwirtschaft wider, die Fachpersonal aus dem regulatorischen Umfeld abwirbt, sondern auch die strategischen Herausforderungen, denen sich die Behörde gegenübersieht.
In der Vergangenheit wurden verschiedene Vorschläge aus dem politischen Raum diskutiert, die CFTC mit umfangreicheren Rechten im Krypto-Sektor auszustatten und ihr so eine Führungsrolle im neuen und dynamischen Marktsegment zu verleihen. Goldsmith Romero lehnt nicht grundsätzlich ab, dass die CFTC mehr Kompetenzen bei der Regulierung von Kryptowährungen erhalten könnte, sieht jedoch dringenden Handlungsbedarf bei der Definition von Schlüsselbegriffen wie dem „Retail Customer“ beziehungsweise Kleinanleger. Die Abgrenzung dieser Gruppe ist für die Ausgestaltung eines schlagkräftigen und verbindlichen Schutzregimes entscheidend. Der Schutz von Kleinanlegern war Goldsmith Romeros Kernanliegen während ihrer Amtszeit. Inspiriert von ihrer Vergangenheit bei der Securities and Exchange Commission (SEC) plädiert sie dafür, dass regulatorische Rahmenbedingungen klare Verantwortlichkeiten schaffen sollten.
Anleger müssen grundsätzlich über ihre Rechte und die Risiken informiert sein, denen sie sich aussetzen. Eine transparente Informationspolitik sowie verpflichtende Registrierungspflichten für Handelsplattformen, Broker und Clearingsysteme zählen für sie zu den unverzichtbaren Maßnahmen. Darüber hinaus fordert sie dringend ein Verbot des Vermischens von Unternehmensvermögen mit Kundengeldern. Dieses sogenannte „Co-Mingling“ birgt erhebliche Risiken, da es die Gefahr von Interessenkonflikten und Verlusten von Kundengeldern gegenüber der Sorgfaltspflicht gegenüber den Anlegern abwägt. Ein solches Verbot würde helfen, Vertrauen in den Markt zu stärken und Missbrauch vorzubeugen.
Goldsmith Romeros Kritik und ihre Vorschläge zum Schutz der Anleger sind wegweisend für die künftige Ausrichtung der US-Krypto-Regulierung. Die Herausforderungen sind enorm, denn Kryptomärkte wachsen rasant, ziehen viele Investoren an und bergen zugleich erhebliche Risiken. Ein funktionierendes regulatorisches System muss daher sorgfältig gestaltet sein, um den Balanceakt zwischen Innovation und Verbraucherschutz zu meistern. Die politische Dimension darf dabei nicht unterschätzt werden. Die strikte Parteizugehörigkeit bei den fünf Kommissarsstellen sorgt eigentlich für ein Gegengewicht, das radikale Maßnahmen verhindert und gesundes Wachstum möglich macht.
Die bevorstehende Lücke in der Kommissarsriege wirft die Frage auf, ob das Regulierungsgefüge der CFTC in der derzeitigen Form überlebensfähig ist oder grundlegend reformiert werden muss. Damit verbunden ist eine intensive Diskussion darüber, wie die US-Regierung und der Kongress die Aufsicht über digitale Assets langfristig gestalten wollen. Unter der Trump-Administration wurde bereits die Idee diskutiert, der CFTC mehr Zuständigkeiten im Krypto-Bereich zu übertragen. Auch heute noch erarbeiten politische Akteure Gesetzesentwürfe, die der CFTC umfangreichere Befugnisse zusprechen könnten. Ob und wie schnell diese legislative Dynamik erfolgreich ist, hängt aber stark von einer stabilen personellen Führung innerhalb der Kommission ab.
Die anstehende Umstrukturierung eröffnet zudem neue Chancen. Eine Schwierigkeit könnte darin bestehen, neue Kommissare zu finden, die sowohl regulatorische Erfahrung mitbringen als auch das notwendige Verständnis für das technisch komplexe Feld der Kryptowährungen. Die Sicherstellung einer vielfältigen Stimmenvielfalt, die unterschiedliche politische und fachliche Perspektiven einschließt, bleibt ein Grundpfeiler einer gesunden Aufsichtspolitik. Erfahrungsgemäß ist der Dialog unter Kommissaren ein wichtiger Motor für die Entwicklung konsensorientierter und durchdachter Regeln. Kompensationen für den momentanen Abgang müssen gefunden werden, um eine dauerhafte Handlungsfähigkeit der CFTC zu garantieren.
Die Fachwelt und die Märkte beobachten daher genau, wie der Prozess der Neubesetzung von Kommissarsstellen voranschreitet und welche Weichenstellungen getroffen werden. Nicht zuletzt hat Goldsmith Romeros kritische Einschätzung auch eine Signalwirkung für die Krypto-Community und alle Marktteilnehmer. Die Aufrechterhaltung eines robusten, transparenten und fairen Regulierungsrahmens spielt eine entscheidende Rolle für die Akzeptanz von digitalen Vermögenswerten bei institutionellen Investoren und privaten Anlegenden. Der Aufbau von Vertrauen in den Markt ist ohne eine starke und stabile Regulierungsbehörde kaum vorstellbar. Derzeit sehen wir eine Phase der Unsicherheit und des Umbruchs bei der CFTC, die eine kritische Zeit für die US-amerikanische Regulierungslandschaft darstellt.