Der Sharp X68000 gilt als eine der herausragendsten Heimcomputerentwicklungen, die ausschließlich in Japan verkauft wurden. Er wurde erstmals 1987 auf den Markt gebracht und verblüffte die Computergemeinde mit seiner außergewöhnlichen Technik, die der Hardware von Arcade-Spielautomaten jener Zeit stark ähnelte. Entwickelt von Sharp Corporation war der X68000 vor allem für seine hervorragenden Grafik- und Soundfähigkeiten bekannt, was ihn besonders bei Videospiel-Entwicklern und -Nutzen beliebt machte. Das System wurde bis 1996 produziert und brachte in seiner Laufzeit mehrere verbesserte Modelle hervor, die verschiedene technologische Fortschritte einfingen und weiterführten. Das Herz des X68000 bildete anfangs ein 10 MHz schneller Hitachi HD68HC000 Prozessor, eine Motorola 68000 Kopie mit 16/32-Bit Architektur.
Spätere Versionen, darunter die X68030 Modelle, nutzten einen Motorola MC68EC030 mit bis zu 25 MHz, welcher bereits eine 32-Bit-Architektur unterstützte. Die Hauptplatine bot zu Beginn 1 MB RAM, wobei dieses bis auf 12 MB erweiterbar war. Interessanterweise benötigten die meisten Spiele und Programme lediglich um die 2 MB Arbeitsspeicher. Das auf Hardware-Ebene integrierte Grafiksystem war besonders leistungsfähig und machte den X68000 zu einem konkurrenzfähigen System, das mit Arcade-Betriebssystemen vergleichbar war. Grafisch konnte der X68000 Auflösungen von 256×256 bis hin zu 1024×1024 Pixeln darstellen.
Dabei standen bis zu 65.536 Farben auf dem Bildschirm zur Verfügung, was für die damalige Zeit außergewöhnlich war. Der Bildprozessor arbeitete mit mehreren Custom-Chips, die als VINAS, VSOP, CYNTHIA und RESERVE bekannt sind. Diese spezialisierten Co-Prozessoren ermöglichten Hardware-Scrolling, Prioritätssteuerung, Tiled Backgrounds und das simultane Anzeigen einer großen Anzahl von Sprites. Die Anzahl der gleichzeitig darstellbaren Sprites betrug bis zu 128 auf dem Bildschirm, mit 32 pro Scanline.
Durch spezielle Rasterinterrupt-Methoden konnten sogar bis zu 512 Sprites aktiviert werden. Diese Technik ermöglichte besonders flüssige und detailreiche Arcade-ähnliche Spielgrafiken, die viele Konsolen jener Zeit bei Weitem übertrafen. Soundtechnisch revolutionierte der X68000 ebenfalls den Heimcomputer-Markt. Zwei Haupt-Soundsochips kamen zum Einsatz. Zum einen der Yamaha YM2151, bekannt für seine achtkanalige FM-Synthese, welche anspruchsvolle musikalische Kompositionen erlaubte sowie der OKI MSM6258 Chip, der adaptive Puls-Code-Modulation (ADPCM) für Samples bot.
Das System konnte so komplexe Sounds mit mehreren Kanälen erzeugen, was nicht nur den Spielen zugutekam, sondern auch Musikern und Entwicklern erweiterte Möglichkeiten bot. Die kombinierte Ausgabe wurde über eine Stereo-DAC ausgegeben und bot so ein beeindruckendes Klangerlebnis. Das Betriebssystem Human68k, entwickelt von Hudson Soft, war eine MS-DOS-ähnliche Softwareumgebung und bildete die Grundlage für die Bedienung des X68000. Die Kommandos im Human68k entsprachen weitestgehend jenen von MS-DOS, was eine relativ einfache Anpassung für Nutzer mit PC-Erfahrung ermöglichte. Dateien erhielten die typische „.
X“-Erweiterung und es gab verschiedene Versionen mit unterschiedlichem Funktionsumfang. Neben der klassischen Kommandozeile bot das System auch mehrere grafische Benutzeroberflächen wie Visual Shell (VS), später das SX-WINDOW sowie Ko-Window, das an Motif angelehnt war. Letztere boten mehr Komfort bei der Nutzung und wurden oft von professionellen Anwendern genutzt. Das Gehäusedesign des X68000 hob sich deutlich von anderen Heimcomputern ab. Die meisten Modelle waren als sogenannte „Tower“-Systeme konzipiert, die optisch durch zwei verbundenen Türme mit einem ausfahrbaren Tragegriff in der Mitte auffielen.
Diese griffige Bauweise war eher an Business-PCs angelehnt als an klassische Heimcomputer. Die Laufwerke waren je nach Modell zwei 5,25-Zoll oder in den kompakteren Ausführungen zwei 3,5-Zoll Floppy-Laufwerke mit Soft-Eject-Technologie. Besonders innovativ war der softwaregesteuerte Ein-/Ausschaltknopf, der eine geordnete Systemabschaltung mit schnellem Speichern und Abschalten ermöglichte, wobei Bildschirm und Ton sanft ausblendeten bevor der Rechner abschaltete – ein ungewöhnliches Feature für die damalige Heimcomputerwelt. Die Anschlüsse des X68000 boten neben den obligatorischen Joystick- und Tastaturanschlüssen auch eine Vielzahl weiterer Peripheriemöglichkeiten. Vorne befanden sich Ports für Kopfhörer, Maus und Joysticks, während die Rückseite mit parallelen und seriellen Schnittstellen sowie speziellen Videoausgängen ausgestattet war.
Hinsichtlich Display unterstützte das System extreme horizontale Abtastfrequenzen von 15, 24 und 31 kHz und war kompatibel mit NTSC-J Fernsehern. Das hochwertige 14-Zoll CRT Display konnte analoges RGB unterstützen, weshalb es sich besonders gut für das Ansteuern von JAMMA-kompatiblen Arcade-Brettern eignete. Damit wurde der X68000 oft als Entwicklungsplattform für Arcade-Spiele genutzt. Ebenfalls bemerkenswert war die Erweiterbarkeit des Systems. Sharp bot verschiedene Erweiterungskarten und Aufrüstoptionen an, darunter CPU-Booster mit schnelleren Motorola-Prozessoren wie dem 68040 oder 68060 mit Taktraten bis zu 75 MHz.
Zudem gab es Speichererweiterungen, SCSI-Controller sowie Sound- und MIDI-Karten, die das System besonders für professionelle Anwender attraktiv machten. Netzwerkkarten wie die Neptune-X ermöglichten das Verbinden mehrerer X68000, was in Japan vor allem in Business- und Forschungseinrichtungen genutzt wurde. Auch an Spiele-Controller wurde gedacht: Capcom entwickelte einen Adapter, der es erlaubte, Super Famicom oder Mega Drive Gamepads an den Rechner anzuschließen. Dies demonstriert den starken Bezug des Systems zur Spielewelt. Technisch basierte die Festplattenanbindung anfangs auf SASI, einem Vorgänger des verbreiteten SCSI-Standards.
Die damals mögliche Festplattengröße betrug bis zu 80 MB und ließ logische Partitionen zu, was für damalige Heimcomputer sehr fortschrittlich war. Das Dateisystem Human68k war zwar nicht mit modernen VFAT-Langdateinamen kompatibel, unterstützte aber längere Dateinamen von bis zu 18 Zeichen, inklusive Shift-JIS-Kanji, was typisch für japanische Systeme jener Zeit war. Die Dateiformatierung mit 77 Spuren, 2 Köpfen und 8 Sektoren bei 1024 Bytes pro Sektor führte zu einer Diskettenkapazität von 1,23 MB bei 360 U/min. Neben der Hardware begeisterte der Sharp X68000 durch eine große und qualitativ hochwertige Spielebibliothek. Viele bekannte japanische Entwickler produzierten exklusive Titel für das System, darunter auch viele Arcade-Ports, die oft als die besten ihrer Klasse galten.
Spiele wie Gradius, Street Fighter II und zahlreiche Shoot 'em Ups stellten das Potenzial des Systems eindrucksvoll unter Beweis. Die relativ offene Architektur und das zugängliche Betriebssystem machten den X68000 auch bei Hobbymoddern und Programmierern beliebt, die eigene Spiele und Demos entwickelten. Die Veröffentlichung von BIOS-ROMs und weiterer Systemsoftware als Public Domain trug zusätzlich zur aktiven Community bei. Obwohl der Sharp X68000 nie offiziell außerhalb Japans vertrieben wurde, erlangte er mit der Zeit Kultstatus auch im Westen. Seine leistungsfähige Hardware, die Nähe zur Arcade-Philosophie und die vielseitige Erweiterbarkeit machten ihn zu einer Symbolfigur für die technische Innovationskraft der späten 1980er und frühen 1990er Jahre.
Emulationsprojekte und Softwareportierungen haben dazu beigetragen, dass die Faszination für dieses System weiterlebt. Im Jahr 2022 kündigte sogar die Firma ZUIKI Inc. einen Mini-Konsolen-Nachbau, den X68000 Z, an, der die klassische Hardware in komprimierter Form neu aufleben lässt. Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass der Sharp X68000 weit mehr war als nur ein weiterer Heimcomputer. Seine Kombination aus leistungsstarker Hardware, starker Multimediaausstattung und der Nähe zu Arcade-Spielen machte ihn zu einer Plattform, die sowohl technische als auch kreative Maßstäbe setzte.
Die Geschichte des X68000 zeigt, wie ein Gerät durch Innovation und Community-Unterstützung eine eigene Legende werden kann. Für Technikfans, Retro-Gaming-Enthusiasten und Informatiker bleibt der Sharp X68000 ein faszinierendes Beispiel für die japanische Computergeschichte und die Höchstleistung in der Heimcomputerära.