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Die tiefere Bedeutung von 'nature' in Shakespeares Zitat „One touch of nature makes the whole world kin“

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What does "nature" mean in "One touch of nature makes the whole world kin"?

Eine umfassende Betrachtung des Begriffs ‚nature‘ im berühmten Zitat aus Shakespeares Troilus und Cressida und wie das Verständnis des Wortes die Interpretation des Verses wesentlich verändert.

William Shakespeares Werke faszinieren seit Jahrhunderten Leser und Literaturwissenschaftler gleichermaßen. Seine Sprache, seine Figuren und besonders seine Zitate sind tiefgründig und offen für unterschiedliche Interpretationen. Ein bekanntes Zitat, das immer wieder diskutiert wird, stammt aus dem Drama Troilus und Cressida: „One touch of nature makes the whole world kin.“ Auf den ersten Blick könnte man meinen, es beziehe sich auf die Natur im Sinne von Pflanzen, Tieren und der natürlichen Umwelt. Doch bei genauer Betrachtung der Textstelle und ihres Kontexts ergibt sich eine weitaus komplexere Bedeutung, die das Verständnis der menschlichen Natur und Gesellschaft tiefgründig widerspiegelt.

Der Schlüssel zur richtigen Interpretation des Satzes liegt im Wort „nature“. Im modernen Sprachgebrauch denken viele automatisch an Natur als das, was außerhalb des Menschen existiert — Wälder, Flüsse, Tiere oder das Ökosystem. Doch Shakespeare verwendet das Wort „nature“ in einem anderen, viel spezifischeren Sinn, der im elisabethanischen Englisch verbreitet war. Übersetzt man „nature“ hier als „Natur“ im Sinne von Umwelt, würde der Satz suggerieren, dass schon ein leichter Kontakt mit der natürlichen Umwelt die Menschheit vereint, was zwar romantisch klingt, aber nicht dem ursprünglichen Kontext entspricht. Der dramaturgische Kontext von „One touch of nature makes the whole world kin“ ist ein Monolog des griechischen Helden Ulysses in Akt 3, Szene 3 von Troilus und Cressida.

Ulysses spricht hier über die menschliche Neigung, sich von Vergänglichkeiten und Oberflächlichkeiten leiten zu lassen. Er bemerkt, dass Menschen einst wertvolle Dinge, die alt und bewährt sind, oft zugunsten neuer, auffälliger aber inhaltsleerer Erscheinungen übersehen oder gar verherrlicht werden. In diesem Zusammenhang meint „nature“ nicht die Umwelt, sondern die „menschliche Natur“, also grundlegende Eigenschaften, Veranlagungen oder Charakterzüge, die allen Menschen eigen sind. „One touch of nature“ bedeutet in diesem Fall eine einzelne, kleine, aber typische Eigenschaft oder Veranlagung, die in allen Menschen vorhanden ist. Diese Eigenschaft macht „the whole world kin“, das heißt, sie verbindet die ganze Menschheit.

Hier drückt Shakespeare eine universelle menschliche Gemeinsamkeit aus – den Hang, dem Neuen und Glitzernden verfallen zu sein und das Wertvolle der Vergangenheit zu vernachlässigen. Die Zeile wird oft falsch zitiert und aus dem Zusammenhang gerissen, was zu einer romantischeren, weniger zynischen Deutung führt. Viele interpretieren sie als Hinweis darauf, dass natürliche menschliche Gefühle wie Mitgefühl oder Freundlichkeit die Menschen vereinen. Doch Shakespeares Ulysses zeigt mit dem Zitat eher eine ironische Gesellschaftskritik auf. Er zeigt, wie oberflächlich Menschen oft sind und wie man diese Eigenschat als „natürliche“ Konstante verstehen kann, die alles verbindet – keine noblen Gefühle, sondern eine Schwäche.

Neben der eigentlichen Bedeutung von „nature“ als „menschliche Disposition“ oder „Charaktereigenschaft“ zeigt die Analyse der umgebenden Verse, wie Shakespeare die Begriffe „gauds“ (Glitzerkram oder Oberflächlichkeiten) und „gilt o’er-dusted“ (mit Gold überzogene, aber verstaubte Dinge) verwendet, um den Kontrast zwischen wertlosem Neuem und bewährtem Alten darzustellen. Die „whole world kin“ durch ihren gemeinsamen Geschmack für Eitelkeiten verbunden, offenbart eine universelle menschliche Eigenschaft, die schnell bewertend und kritisch ist. Literaturwissenschaftler wie Kenneth Palmer heben hervor, dass das Wort „nature“ in der elisabethanischen Zeit eine präzisere Bedeutung hatte, nämlich die „natürliche, angeborene Eigenschaft“ eines Menschen und nicht die natürlichen Elemente der Welt. Dies ist wichtig, um das Zitat korrekt zu verstehen und nicht auf eine oberflächliche Ebene herunterzubrechen. Darüber hinaus muss man die Situation im Stück berücksichtigen: Ulysses versucht, Achilles zu überzeugen, wieder in den Krieg einzutreten.

Er erklärt, dass Angesehen und Ruhm nicht auf der Vergangenheit beruhen, sondern auf aktuellen Leistungen. Menschen neigen dazu, neuen, aufregenden Figuren zu folgen und alte Helden schnell zu vergessen, eine Verhaltensweise, die Shakespeare als eine weitere „Natur“ des Menschen enttarnt. Im weiteren Sinne lässt sich aus dem Zitat ableiten, dass menschliche Natur zwar etwas Gemeinsames und Verbindendes darstellt, aber keineswegs nur positive Aspekte umfasst. Es ist eine Mischung aus Stärken und Schwächen, aus Großzügigkeit und Trägheit, aus Bewunderung für das Glänzende und Missachtung des Wertvollen. Diese Einsicht macht Shakespeares Zitat so zeitlos und aktuell.

Dieses Wissen ermöglicht auch modernere Interpretationen, die gerne einen anderen Sinn in „nature“ hineinlesen, etwa die Verbindung zur Natur im ökologischen Sinn, oder die Vorstellung, dass „eine Berührung mit der Natur“ das ganze Menschengeschlecht verbindet. Obwohl dieser Ansatz im Sinne einer romantischen Naturliebe bereichernd sein kann, entspricht er nicht der ursprünglichen literarischen Intention und dem dramatischen Kontext. Ein umfassendes Verständnis von „nature“ und dessen Bedeutung in diesem Zitat erfordert eine Auseinandersetzung mit dem Originaltext, der historischen Bedeutung der Worte im elisabethanischen Englisch und dem sozialen und politischen Kontext von Shakespeares Theaterstück. Erst dadurch wird klar, dass es sich um eine kritische Beobachtung des menschlichen Wesens handelt, die universelle Schwächen beleuchtet, die Menschen in ihrer ganzen Menschlichkeit verbinden – eben eine einzige Eigenschaft, die die ganze Welt „verwandschaftet“. Diese tiefgründige Lesart eröffnet Raum für ein reflektiertes Nachdenken über menschliche Fehler und Gemeinsamkeiten, über das, was uns verbindet und was uns trennt.

Dabei zeigt Shakespeare auch auf, wie anfällig der Mensch für Oberflächlichkeiten und kurzfristige Bewunderungen ist, obwohl er gleichzeitig zu großen Taten fähig ist. „One touch of nature makes the whole world kin“ bleibt deshalb ein kraftvolles Zitat, das über die Jahrhunderte nichts von seiner Gültigkeit verloren hat. Für Leser und Literaturinteressierte bietet sich die Gelegenheit, Zitate immer im Kontext zu betrachten und die historische Bedeutung der Wörter zu analysieren. Nur so ist eine Interpretation möglich, die dem ursprünglichen Sinn gerecht wird und gleichzeitig die zeitlose Brisanz und Aktualität des Werkes bewahrt. „Nature“ in Shakespeares Zitat ist nicht einfach die natürliche Welt, sondern die menschliche Wesensart selbst – mit all ihren Fehlern und Schönheiten, die uns trotz aller Unterschiede vereinen.

Das macht das Zitat zu einer faszinierenden Reflexion über die Menschheit und unsere gemeinsame Identität.

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