Pola Orbis, ein renommiertes japanisches Kosmetikunternehmen und ein bedeutender Akteur im Bereich der J-Beauty, hat kürzlich beschlossen, seine chinesische Tochtergesellschaft Orbis Beijing Inc. aufzulösen. Diese Entscheidung markiert einen Wendepunkt in der internationalen Expansionsstrategie des Unternehmens und wirft ein Licht auf die Herausforderungen, denen sich ausländische Firmen auf dem chinesischen Markt aktuell gegenübersehen. Die Schließung betrifft sowohl den stationären Betrieb als auch die Online-Verkaufsaktivitäten über prominente Plattformen wie Tmall und Douyin, die bis Ende Juni 2025 auslaufen werden. Die Entscheidung wurde von Pola Orbis mit Blick auf den stagnierenden chinesischen Wirtschaftsmarkt und die zunehmende Intensität im E-Commerce-Wettbewerb begründet.
Das Unternehmen sieht keine kurzfristige Verbesserung der Profitabilität und sieht sich daher gezwungen, den Umfang seiner Geschäfte im Reich der Mitte zu reduzieren. Die wirtschaftlichen Zahlen zeigen die Schwere der Lage: Seit 2022 verzeichnet die Tochtergesellschaft kontinuierliche Verluste, die sich Ende 2024 auf einen Nettoverlust von etwa 3,33 Milliarden Yen bzw. knapp 23 Millionen US-Dollar belaufen. Für das laufende Geschäftsjahr erwartet Pola Orbis einen außerordentlichen Verlust von rund 1,3 Milliarden Yen (etwa 8,9 Millionen US-Dollar), der allerdings durch Steuervorteile teilweise kompensiert wird. Die Entscheidung zur Auflösung der chinesischen Einheit ist Teil einer umfassenderen Restrukturierung des Konzerns, die unter dem Motto „Vision 2029“ steht.
Diese Strategie zielt darauf ab, das globale Wachstum im Kosmetiksegment voranzutreiben, Markenportfolios zu optimieren sowie Forschungs- und Innovationskapazitäten zu stärken. In den letzten Jahren hatte Pola Orbis bereits mehrere Marken wie H2O+, Amplitude und Itrim eingestellt, um sich stärker auf die Kernmarken Pola, Orbis und Jurlique sowie auf neue Produktlinien wie Three, Decencia, Fujima und Fiveism x Three zu konzentrieren. Die Entwicklung in China ist dabei eine bedeutende Herausforderung. Trotz des Markteintritts im Jahr 2004 und der Gründung einer Tochtergesellschaft in Shanghai konnte das Unternehmen im größten Kosmetikmarkt Asiens nicht die erhoffte Profitabilität erzielen. Im November 2024 wurde sogar eine neue japanische Tochtergesellschaft gegründet, die das China-Geschäft beaufsichtigen sollte – ein Versuch, die Marktpräsenz und Effizienz zu steigern, der jedoch nicht die gewünschten Ergebnisse brachte.
Die Situation spiegelt die komplexen Bedingungen für ausländische Unternehmen in China wider. Einerseits bietet der Markt enormes Potenzial durch eine breite und zunehmend kosmetikaffine Konsumentenbasis. Andererseits stehen Firmen vor Herausforderungen wie regulatorischen Hürden, lokalen Wettbewerbern mit tiefgreifendem Marktverständnis und einem fragmentierten, sich rasch wandelnden E-Commerce-Umfeld. Die Schließung von Orbis Beijing Inc. ist damit auch ein Beispiel für die zunehmende Vorsicht, mit der internationale Unternehmen ihre Engagements in China überprüfen.
Während viele weiterhin auf langfristiges Wachstum hoffen, zeigt Pola Orbis, wie wichtig es ist, Kostenrisiken und Marktchancen sorgfältig auszuwerten und strategische Flexibilität zu bewahren. Parallel zu diesem Marktrückzug passt Pola Orbis seine Markenstrategie an, um global wettbewerbsfähig zu bleiben. Der Fokus liegt auf der Stärkung etablierter Marken sowie der Entwicklung innovativer Produkte, die auf Forschung und Technologie setzen. Ein weiteres Ziel ist die Erschließung neuer Geschäftsbereiche, was auch eine Antwort auf das zunehmende digitale und veränderte Konsumentenverhalten darstellt. Finanzielle Auswirkungen der Schließung werden zwar spürbar sein, doch durch Steuervergünstigungen des Unternehmens bleiben die bisherigen Gewinnprognosen stabil.
Dennoch muss Pola Orbis aufpassen, dass der kurzfristige Verlust nicht die langfristige internationale Wettbewerbsfähigkeit gefährdet. Die Erkenntnis, dass China als Markt nicht zwangsläufig für jedes Unternehmen uneingeschränkt profitabel ist, dürfte auch andere japanische und internationale Kosmetikkonzerne zur Besinnung bringen. Pola Orbis zeigt mit seinem Schritt, dass strategische Entscheidungen auch Unpopuläres beinhalten und dass ein konzentriertes, global ausgerichtetes Markenportfolio langfristig aussichtsreicher sein kann als eine breite, jedoch ineffiziente Marktabdeckung. In der Kosmetikbranche, in der Trends und Kundenerwartungen sich schnell ändern, sind solche Anpassungen essenziell. Insgesamt verdeutlicht die Schließung der chinesischen Tochtergesellschaft eine signifikante Neuorientierung bei Pola Orbis, die Anpassung an veränderte Marktbedingungen sowie die Betonung von Profitabilität und nachhaltigem Wachstum.
Der Schritt spiegelt die Herausforderungen wider, denen sich Unternehmen im internationalen Wettbewerb insbesondere im stark umkämpften chinesischen E-Commerce stellen müssen. Für die Zukunft bleibt abzuwarten, wie Pola Orbis seine globalen Ziele umsetzen wird und ob die Investitionen in Forschung und neue Marken die gewünschte Wirkung entfalten. Die Anpassung an neue Marktbedingungen sowie der strategische Fokus auf Kernkompetenzen könnten dem Unternehmen dabei helfen, seine Position als einer der führenden J-Beauty-Anbieter in einer zunehmend digitalisierten und globalisierten Schönheitsindustrie zu festigen.