Dezentrale Finanzen

Die erpresserische Cyber-Attacke auf den Rat von Redcar und Cleveland: Eine Lektion für alle kommunalen Verwaltungen

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A council held to ransom in cyber-attack

Im Februar 2020 wurde der Rat von Redcar und Cleveland Opfer eines massiven Cyber-Angriffs, der weitreichende Auswirkungen auf öffentliche Dienste und die Bevölkerung hatte. Die Folgen dieses Angriffs zeigen deutlich, wie verletzlich kommunale Verwaltungen gegenüber digitalen Bedrohungen sind und welche Maßnahmen dringend erforderlich sind, um zukünftige Angriffe zu verhindern.

Im frühen Februar 2020 wurde der Rat von Redcar und Cleveland, eine lokalpolitische Verwaltung im Nordosten Englands, Opfer eines verheerenden Cyber-Angriffs, der das gesamte IT-System lahmlegte und den Betrieb wesentlicher Dienstleistungen zum Erliegen brachte. Der Angriff offenbart eindrucksvoll die dramatischen Risiken, denen öffentliche Institutionen in der digitalen Ära ausgesetzt sind, und verdeutlicht die Notwendigkeit robuster Cybersicherheitsmaßnahmen in der kommunalen Verwaltung. Der Ursprung des Angriffs lag in einer scheinbar harmlosen E-Mail mit einem Anhang, der jedoch als Träger einer bösartigen Software fungierte. Diese Schadsoftware blieb zunächst unentdeckt im Netzwerk, bis sie per Fernzugriff aktiviert wurde. Innerhalb weniger Stunden breitete sich die Infektion rasend schnell aus – Mitarbeiter wurden ausgesperrt, zahlreiche Dateien wurden unbrauchbar gemacht, und das gesamte Computernetzwerk des Rates wurde effektiv blockiert.

Wesentliche Dienste wie die Müllabfuhr, Sozialdienste und die Verwaltung von Schutzmaßnahmen für gefährdete Kinder gerieten in erheblichen Rückstand oder fielen ganz aus. Die Führungspersonen des Rates, angeführt von Mary Lanigan, der damaligen Ratsvorsitzenden, standen plötzlich vor einer tiefgreifenden Krise. Sie erinnert sich Rückblickend an das Gefühl der Hilflosigkeit und die enorme Belastung für das Team und die Gemeinschaft. Die sofortige Reaktion bestand darin, die Server systematisch herunterzufahren, um die Ausbreitung der Schadsoftware zumindest zu bremsen, doch zu diesem Zeitpunkt war der Schaden bereits angerichtet. Die Kommunikation mit Bürgern und externen Partnern wie Polizei und dem Gesundheitswesen war massiv beeinträchtigt.

Anfragen blieben unbeantwortet, und das benötigte Sicherheitsnetz für vulnerable Personengruppen zeigte deutliche Risse. Die Umstellung auf eine analoge Arbeitsweise mit Papier und Stift war kurzfristig unvermeidlich, führte aber zu erheblichen Verzögerungen und einer enormen Mehrbelastung für die Belegschaft. Die Hacker hinter dem Angriff forderten ein Lösegeld im niedrigen einstelligen Millionenbereich in US-Dollar. Diese Summe wurde jedoch von der Ratsführung strikt abgelehnt – eine Haltung, die auch politische und moralische Implikationen hatte. Die britische Regierung hat zwar mittlerweile Maßnahmen gegen Lösegeldzahlungen im öffentlichen Sektor erlassen, eine verbindliche Regelung war 2020 jedoch noch nicht vorhanden.

Trotzdem entschied man sich aus Prinzip gegen eine Zahlung, was die Herausforderung, das Netzwerk wiederherzustellen, noch verschärfte. Die Antwort auf den Angriff war eine koordinierte Krisenreaktion, die unter anderem die Einschaltung des National Cyber Safety Centre (NCSC) und der britischen Regierung umfasste. Die Lage wurde offiziell als außergewöhnlich ernst eingestuft, da die Unterbrechung der öffentlichen Dienste tatsächlich das Leben vieler Menschen direkt beeinträchtigte. Der Einsatz von Experten vor Ort und die schrittweise Wiederherstellung von Systemen dauerten Monate, wobei das volle Funktionsniveau erst nach fast einem Jahr erreicht wurde. Die finanziellen Auswirkungen waren enorm.

Die Gesamtkosten für die Wiederherstellung beliefen sich auf über 11 Millionen Pfund, von denen nur ein Bruchteil durch eine staatliche Entschädigung abgedeckt wurde. Der Rat selbst musste erhebliche Rücklagen aufbrauchen, da keine spezifische Cyber-Versicherung bestand. Dies verdeutlicht, dass viele Kommunen noch unzureichend gegen solche Bedrohungen abgesichert sind, was weitere Verwundbarkeiten offenlegt. Aus gesellschaftlicher Perspektive sind die Folgen ebenfalls alarmierend. Beispiele wie das Ehepaar Paul und Clare illustrieren, wie beeinträchtigt das alltägliche Leben infolge der Attacke war.

„Man wartete stundenlang am Telefon, wenn überhaupt jemand erreichbar war“, so Paul. Die Pflegebedürftige Clare, die auf spezialisierte Unterstützung angewiesen war, musste lange auf Hilfe warten, bis die Systeme zumindest teilweise wieder funktionsfähig waren. Dies führte dazu, dass Paul seinen Beruf aufgeben musste, um die Betreuung zu übernehmen – eine zusätzliche und oft übersehene soziale Belastung. Die umfassende Untersuchung des Angriffs ergab, dass die Kriminellen zur berüchtigten Conti-Gruppe gehörten, die im Ausland operiert und für zahlreiche Attacken gegen öffentliche wie private Organisationen verantwortlich gemacht wird. Der Angriff auf Redcar und Cleveland ließ sich zeitlich und in der Vorgehensweise mit anderen bekannten Cyber-Kriminalitätsfällen weltweit vergleichen.

Die Erkenntnisse aus dem Fall Redcar haben die britische Regierung und andere öffentliche Träger alarmiert und zu verstärkten Investitionen in die Cybersicherheit geführt. Neben der Verbesserung technischer Abwehrmechanismen wird zunehmend Wert auf Schulungen und Sensibilisierungsmaßnahmen für Mitarbeiter gelegt, um solche Attacken künftig zu verhindern. Doch die Bedrohung ist weiterhin akut. Das Beispiel von Redcar und Cleveland verdeutlicht, wie gefährlich und zerstörerisch koordinierte Cyber-Angriffe auf kommunale Einrichtungen sein können – sie beeinträchtigen nicht nur die technische Infrastruktur, sondern wirken sich direkt auf die Versorgung und das Wohlbefinden der Bevölkerung aus. Experten warnen davor, dass im Falle von gleichzeitig ablaufenden Angriffen auf mehrere Behörden die gesellschaftlichen Folgen katastrophal sein könnten.

Die Erklärung der Verantwortlichen um Mary Lanigan zeigt auch die psychologische Dimension solcher Krisen. Die Unsicherheit, der Druck von Verwaltung und Regierung sowie das Bedürfnis, die Öffentlichkeit nicht zu verunsichern, erschwerten die Situation zusätzlich. Eine transparente Kommunikation und das offene Eingeständnis von Problemen erscheinen heute als wichtige Faktoren, um Vertrauen zu erhalten und die Öffentlichkeit angemessen zu informieren. Für deutsche Kommunen und andere öffentliche Einrichtungen liefert der Fall Redcar wertvolle Lehren. Dazu zählen die Notwendigkeit von präventiven Maßnahmen wie regelmäßigen Sicherheitsupdates, der Einrichtung von robusten Backup-Systemen, der Absicherung gegen Phishing-Angriffe und die Entwicklung klarer Notfallpläne.

Auch eine Cyber-Versicherung kann finanzielle Risiken abmildern und sollte als integraler Bestandteil moderner Verwaltungsstrategien betrachtet werden. Die Zukunft wird zweifellos von weiterer Digitalisierung in öffentlichen Diensten geprägt sein, was neue Chancen und Herausforderungen mit sich bringt. Der Schutz kritischer Infrastruktur muss dabei höchste Priorität genießen, um die Stabilität und Funktionsfähigkeit unserer Gesellschaft zu gewährleisten. Der Fall Redcar und Cleveland fungiert als Mahnung und Aufruf zu entschlossenem Handeln – nicht nur im Vereinigten Königreich, sondern weltweit. Abschließend zeigt sich, dass die Bekämpfung von Cyber-Kriminalität eine gemeinschaftliche Aufgabe ist, die Zusammenarbeit zwischen Behörden, Experten, Politik und Bürgern erfordert.

Nur so können wir die Widerstandsfähigkeit unserer öffentlichen Einrichtungen stärken und künftige Angriffe vorzeitig abwehren.

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